Der Extended Binary Coded Decimal Interchange Code (EBCDIC, sinngemäß „erweiterter Austauschcode für binär kodierte Dezimalziffern“) ist eine von IBM entwickelte 8-Bit-Zeichenkodierung, bei der jedoch nicht alle Codewörter verwendet werden. Der EBCDIC ist aus dem älteren Binary Coded Decimal Interchange Code (BCDIC) entstanden, der wiederum auf dem 4-Bit-Code BCD (Binary Coded Decimal) basiert.
EBCDIC wird fast ausschließlich auf Großrechnern verwendet. Trotz seines Alters wird die Kodierung auch noch in heutigen Systemen genutzt, beispielsweise im 2001 veröffentlichten z/OS[1].
Ähnlich wie das Unicode Transformation Format UTF-8 eine Kodierung von Unicode unter Beibehaltung der Kodierung des ASCII-Zeichensatzes darstellt, gibt es eine Unicode-Kodierung, die auf EBCDIC aufbaut. Dieses Format heißt UTF-EBCDIC.
Die EBCDIC-Codepage besteht aus 8 Bits, also 28 = 256 möglichen Kombinationen. Diese Zahl reicht nicht aus, um für Sprachen mit lateinischem Alphabet die Sonderzeichen darzustellen, darum gibt es – ähnlich wie beim ASCII-Zeichensatz / ISO 8859 verschiedene Varianten.
Wie bei ISO 8859 gibt es ein Grundgerüst von Zeichen, die in allen Codepages gleich sind . Dies sind insbesondere die Buchstaben a–z und A–Z sowie die Ziffern. Hinzu kommen die ersten 64 Zeichen (00hex – 3Fhex), die Steuerzeichen sind.
Erkennbar ist der historische Zusammenhang mit der 80-Zeichen-Lochkartenkodierung von IBM, bei der die Buchstaben A–I, J–R und S–Z die Positionen 1 bis 9 bzw. 2 bis 9 in der numerischen Zone benutzen.
Aus dieser historisch gewachsenen Struktur ergeben sich einige Schwierigkeiten:
Die ersten 64 Zeichen von 00hex bis 3Fhex definieren Steuerzeichen und sind für alle EBCDIC-Codepages identisch.[2]
Einige Steuerzeichen haben ihre Bedeutung seit den frühen Versionen von EBCDIC geändert.
PF
ST
SEL
RNL
LC
SSA
GE
EPA
SPS
RLF
RPT
SMM
DC3
TM
OSC
POC
IL
ESA
UBS
CC
Die Abkürzung CU1 steht für „Customer Use“, also ein frei nutzbares Steuerzeichen.
CU1
Die Steuerzeichen IFS (Interchange File Separator), IGS (Interchange Group Separator), IRS (Interchange Record Separator) und IUS (Interchange Unit Separator) sind Trennzeichen, die den ASCII-Steuerzeichen FS, GS, RS und US entsprechen. ITB (Intermediate Transmission Block, „dazwischen liegender Sendeblock“) ist ein anderer Name für IUS.
IFS
IGS
IRS
IUS
FS
GS
RS
US
ITB
EBCDIC 037 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird (praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern) zur Darstellung des Zeichensatzes der englischen und portugiesischen Sprachen verwendet.
EBCDIC 273 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird zur Darstellung des Zeichensatzes der deutschen Sprache verwendet, praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern.
EBCDIC 500 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird zur Darstellung des internationalen Zeichensatzes verwendet, praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern.
EBCDIC 1140 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird (praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern) zur Darstellung des Zeichensatzes der englischen und portugiesischen Sprachen verwendet. Sie entspricht der Codepage 037 und unterscheidet sich von ihr nur in der Position 9F, wo sich statt des internationalen Währungssymbols ¤ das Eurozeichen € befindet.
EBCDIC 1141 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird zur Darstellung des Zeichensatzes der deutschen Sprache verwendet, praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern. Sie entspricht der Codepage 273 und unterscheidet sich von ihr nur in der Position 9F, wo sich statt des internationalen Währungssymbols ¤ das Eurozeichen € befindet.
EBCDIC 1148 ist eine Variante des EBCDIC-Codes. Er wird zur Darstellung des internationalen Zeichensatzes verwendet, praktisch ausschließlich auf IBM-Großrechnern. Sie entspricht der Codepage 500 und unterscheidet sich von ihr nur in der Position 9F, wo sich statt des internationalen Währungssymbols ¤ das Eurozeichen € befindet.
EBCDIC.DF.03-DRV oder CCSN:EDF03DRV ist eine Variante des EBCDIC-Codes, die auf Fujitsu-Großrechnern unter dem Betriebssystem BS2000/OSD zur Darstellung des deutschen Zeichensatzes verwendet wird. Diese Variante weicht speziell bei der Definition der deutschen Umlaute von anderen EBCDIC-Varianten ab.
Eine weitere Besonderheit in diesem Zeichensatz ist die Doppelbelegung der Zeichen an den Positionen:
|
ö
@
§
[
Ä
\
Ö
]
Ü
{
ä
}
ü
~
ß
Die Darstellung wird am BS2000/OSD ausschließlich durch die verwendete Hardware bzw. durch die verwendeten Schriften unterschieden.
2021 bestand ein Bankkunde auf der korrekten Schreibweise seines Nachnamens inkl. Akutzeichen "é". Das Gericht gab der Klage statt, auf Basis der Europäischen Datenschutzgrundverordnung, Artikel 16 "Recht auf Berichtigung". Die belgische Bank argumentierte vergeblich, dass ihr 1995 eingeführtes System zur Verwaltung der Kundendaten die Zeichenkodierung EBCDIC verwende, die dieses Zeichen nicht unterstütze.[4]