Ernst Ludwig war ein Sohn des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt (1630–1678) aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth Dorothea (1640–1709), Tochter des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Gotha. Nachfolger beim Tod seines Vaters in Hessen-Darmstadt wurde 1678 Ernst Ludwigs älterer Halbbruder Ludwig VII., der jedoch kurz darauf noch im gleichen Jahr starb. Sein Nachfolger wurde Ernst Ludwig. Zu diesem Zeitpunkt erst 11 Jahre alt, stand er bis 1688 unter Regentschaft seiner fähigen Mutter.
Im Jahr 1688 musste Ernst Ludwig die Residenz Darmstadt wegen des Krieges mit Frankreich verlassen, das wie Rüsselsheim und Dornberg durch die Franzosen besetzt wurde. Er residierte zehn Jahre lang in Nidda und Gießen. Nach dem Tod seiner Mutter und seiner ersten Gemahlin wurde der Pietismus entscheidend zurückgedrängt und nahezu alle seine bisherigen Berater wurden entlassen. Ernst Ludwig führte in Hessen-Darmstadt die absolutistische Regierungsform ein, was eine Neuerung des Steuersystems, die Schaffung eines Kriegsdepartements und Erweiterung der Städte, im Besonderen Darmstadt, zur Folge hatte. Die Landstände wurden so gut wie nicht mehr einberufen und Steuererhöhungen über deren Köpfe hinweg beschlossen.
Der Landgraf zeigte sich als Förderer von Theater und Musik und tat sich selbst, wie schon sein Vater und seine älteren Schwestern Magdalene Sibylle und Auguste Magdalene, als Dichter von Kirchenliedern hervor. Ernst Ludwig komponierte Märsche und spielte Gambe. Sein Kapellmeister war Christoph Graupner. Dieser bewarb sich 1723 um eine Stelle als Kantor an der Thomaskirche in Leipzig, aber Ernst Ludwig entließ ihn nicht aus seinem Dienst.
Auf Grund der immer höheren Schuldenlast, die durch Verschwendungssucht, Repräsentationsbestreben, Bauleidenschaft und Prachtliebe des Landesfürsten ständig vermehrt wurde, wandte sich Ernst Ludwig der Alchemie zu. Das Residenzschloss Darmstadt wurde durch den von Ernst Ludwig berufenen Baumeister Louis Remy de la Fosse nach einem Brand 1715 neu angelegt. Ernst Ludwigs große Jagdleidenschaft kam in der Anlage von vielen neuen Jagdschlössern wie der Jägersburg und der Kleudelsburg zum Ausdruck. Die Ausgaben waren so belastend, dass Ernst Ludwig durch die oppositionelle Beamtenschaft und Theologen gezwungen wurde, die Parforcejagd 1718 aufzugeben.
Mit der Gräfin Eppstein hatte der Landgraf zwei Töchter:
Louisa Charlotte (1727–1753), Gräfin von Eppstein
Friederika Sophia (1730–1770), Gräfin von Eppstein
⚭ 1764 Freiherr Johann Carl Ludwig Christian von Pretlack (* 29. Januar 1716; † 24. September 1781)
Des Weiteren hatte Ernst Ludwig einen außerehelich geborenen Sohn mit Charlotte Luise, Freiin von Forstner (1686–1727), Hofdame in Darmstadt, * in Stuttgart † in Arheilgen bei Darmstadt; einer Enkelin des württembergischen Kanzlers Christoph Forstner zu Dambenois (1598–1667); ihre Eltern waren Heinrich Friedrich Forstner von Dambenoy[2] (1641–1687) und seine Ehefrau Claudia Maria von Lützelburg. Ihr Vater
war zunächst brandenburg-bayreuthischer Hofrat, zuletzt württembergischer Geheimrat, Hofmarschall und Obervogt zu Urach. Ihr Bruder, der württembergische Oberhofmarschall Georg Friedrich Forstner von Dambenoy[3] (1676–1717), hatte sich mit dem württembergischen Herzog wegen dessen Mätresse Wilhelmine von Grävenitz, bzw. deren politischen Ränkespielen, überworfen und hatte daher das Land verlassen müssen. Auf Veranlassung der Grävenitz wurde sein Vermögen beschlagnahmt und das Familienarchiv vernichtet. Sein plötzlicher Tod in Mailand ließ Gerüchte um einen Giftmord aufkommen. Nach ihrer Liaison mit Landgraf Ernst Ludwig wurde Charlotte Luise von Forstner eine Verheiratete von Stauff: ⚭ 1719 mit Johann Georg Alexander von Stauff, Kammerjunker am Hof von Darmstadt (* um 1684; † 1729 in Arheilgen)[1]:
Friedrich Carl Ludwig von Hohenstein zu Fürstenfeld (* 1711; † ca. 1715)
Literatur
Friedhalm Ackva: Der Pietismus in Hessen, in der Pfalz, im Elsaß und Baden. In: Martin Brecht u. a.: Geschichte des Pietismus. Band 2. Der Pietismus Im Achtzehnten Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-55347-1, S. 203. (Ausschnitt bei Google Books)
Georg Wilhelm Justin: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogtums Hessen. 4. Band, Darmstadt 1831, S. 34 f. (Digitalisat)
↑ abChristoph Graupner (* 13. Januar 1683 in Kirchberg im Zwickauer Land/Sachsen; † 10. Mai 1760 in Darmstadt), Kantate „Kommet frolocket mit Dancken und Loben“, D-DS Mus ms 437-29, GWV 1174/29,RISM ID no. 450006251, S. 7–9.
↑Sybille Osswald-Bargende: Die Mätresse, der Fürst und die Macht: Christina Wilhelmina von Grävenitz, 2000, S. 65.
↑Sybille Osswald-Bargende: Die Mätresse, der Fürst und die Macht: Christina Wilhelmina von Grävenitz, 2000, S. 83 f.