Erlenbrunn liegt im Süden der Stadt Pirmasens am Übergang vom Pfälzerwald zum Zweibrücker Hügelland. Am östlichen Ortsrand entspringt der Horbach und am westlichen der Finsterbach. Im Südwesten der Gemarkung befindet sich der Oberlauf des Gersbach und im Südosten der Rodalb.
Geschichte
Frühgeschichte
1930 wurde zwischen Erlenbrunn und dem Kettrichhof ein Feld aus zehn Grabhügeln entdeckt. Der Heimatforscher Oskar Schäfer öffnete bei Grabungen in Anwesenheit des Direktors des Historischen Museums der Pfalz vier der Hügel. Darin fanden sich Skelett- und Brandgräber, die auch Schmuck und Waffen verschiedener Epochen enthielten. Die ältesten Funde wurden in die Frühe Bronzezeit (2000–1900 v. Chr.), andere in die Hallstatt- (700–550 v. Chr.) und die La-Tène-Zeit (5.–1. Jahrhundert v. Chr.) datiert. Die Funde wurden dem Heimatmuseum in Pirmasens übergeben, die restlichen Grabhügel blieben ungeöffnet.[2]
Name
1155 wurde der Ort als Hofgut Ettenburen erwähnt. Hier siedelten Bauern an einem Brunnen mit den Erlen. Es nannte sich „Erlenborn“, dann „Erlenhof“, wie 1534 bezeugt und wie noch mancherorts der heutige Stadtteil bezeichnet wird. Die sich vergrößernde Siedlung hieß im 18. Jahrhundert Erlenbrunner Hof und später Erlenbrunn, der Name, der sich offiziell gehalten hat.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Siedlung zerstört. Erst 1680 begann eine Neubesiedlung.
1736 starb mit Graf Johann Reinhard III. der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Aufgrund der Ehe seiner einzigen Tochter, Charlotte (* 1700; † 1726), mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) (* 1691; † 1768) von Hessen-Darmstadt fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg nach dort.
Neuzeit
Im Zuge der Französischen Revolution fiel der linksrheinische Teil der Grafschaft Hanau-Lichtenberg – und damit auch das Amt Lemberg und Erlenbrunn – 1794 an Frankreich. Zunächst unterstand der Ort dem Kanton Breidenbach, ab 1801 war Erlenbrunn in den Kanton Bitche eingegliedert. 1802 hatte der Ort insgesamt 152 Einwohner.
Intensiver Ackerbau auf ebenem Gelände und Weidewirtschaft an den Hängen verschafften den bäuerlichen Siedlern bis weit ins 19. Jahrhundert ein karges, aber ausreichendes Auskommen. Als jedoch die Schuhfabriken in der benachbarten Stadt Pirmasens höheren Lohn versprachen, wandten sich immer mehr Erlenbrunner der Schuhmacherei zu. Die Landwirtschaften boten als Nebenerwerbsbetriebe meistens nur noch ein willkommenes Zubrot. Es blieben kaum mehr als ein Dutzend landwirtschaftliche Hauptbetriebe. Erlenbrunn wuchs auf 1.900 Einwohner.
Im Sog der industriellen Schuhherstellung wandelte sich mit der Zeit die Sozialstruktur des Ortes grundsätzlich. Rund 80 Prozent der Arbeitnehmer waren in der Schuhindustrie tätig. Hauptarbeitsort war die Stadt Pirmasens.
Da der Ort sich in der Roten Zone befand wurden die Bewohner mit Beginn des Zweiten Weltkriegs vorübergehend evakuiert. Nach dem Krieg wurde die Gemeinde innerhalb der französischen Besatzungszone Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform.[5] Erlenbrunn zeigt sich heute als ein Stadtteil mit dörflichem Grundcharakter. Mit seiner Lage fast 450 m ü. NHN ist Erlenbrunn der höchstgelegene Vorort von Pirmasens.
Politik
Ortsbeirat
Für den Stadtteil Erlenbrunn wurde ein Ortsbezirk gebildet. Dem Ortsbeirat gehören neun Beiratsmitglieder an, den Vorsitz im Ortsbeirat führt die direkt gewählte Ortsvorsteherin.[6]
Für weitere Informationen zum Ortsbeirat siehe die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Pirmasens. Nachdem jahrelang die SPD dort stärkste Partei war, ist es seit 2019 die FWGM.
Ortsvorsteher
Die Ortsvorsteherin von Erlenbrunn ist Christiane Mattill (FWGM). Sie wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 80,49 % wiedergewählt.[7] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 setzte sie sich mit einem Stimmenanteil von 83,0 % gegen einen Mitbewerber durch und wurde für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt.[8]
Wappen
Blasonierung: „Aus einem gemauerten roten Brunnen mit fließendem blauen Wasser zwei grünbelaubte Erlen wachsend, bedeckt mit einem goldenen Schnitt, darin drei rote Sparren.“
Die Sparren verweisen auf die einstige Zugehörigkeit zur Grafschaft Hanau
Kultur
Kulturdenkmäler
Vor Ort befinden sich insgesamt neun Objekte, die unter Denkmalschutz stehen, darunter das Kriegerdenkmal, die katholische Kirche St. Joseph und die protestantische Friedenskirche.
Es gibt 14 Vereine im Ortsteil, wie beispielsweise den Tennis-, Hasen- (KZV P104), Gesang- oder den Sportverein SV Erlenbrunn mit den Abteilungen Fußball, Tischtennis und Gymnastik.
Wanderwege rund um den Ort werden von der Erlenbrunner Ortsgruppe des Pfälzerwald-Verein betreut, dazu zählen neben dem Fernwanderweg Nahegau-Wasgau-Vogesen der 16 Kilometer lange Wanderweg zu allen Brunnen und Quellen rund um Erlenbrunn. Ein Nordic Walking Parcours mit drei verschiedenen Strecken führt durch das Rodalbtal.
Persönlichkeiten
Robert Jung (* 1944), Fußballtrainer und ehemaliger Spieler, trainierte in der Saison 2008"2009 den SV Erlenbrunn
Amanda Marshall (* 1972), kanadische Pop- und Rocksängerin, trat am 14. September 1996 bei Rock im Wald auf.
Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
Einzelnachweise
↑Klaus Kadel-Magin: Pirmasens verliert Einwohner. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 25. Januar 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
↑Julius B. Lehnung: Geliebtes Pirmasens. 1. Auflage. Band1 (740–1790). Komet-Verlag, Pirmasens 1978, ISBN 3-920558-00-6, S.15–17.