Die Trassenführung der B 10 durch den Ort sorgt für eine hohe Belastung der Anwohner. Seit den 1970er Jahren werden Alternativen projektiert und geplant. Derzeit thematisiert wird eine von Bund, Land und Stadt bevorzugte Tunnellösung unter dem jetzigen Verlauf der B 10, sowie zwei von einer Bürgerinitiative favorisierte Varianten einer Umfahrung durch das am nördlichen Ortsrand gelegene Industriegebiet. Da davon aber auch Teile der Enzauen betroffen wären, bestehen naturschutzbedingte Hürden.
Bildung
Enzweihingen hat eine Grundschule.
Geschichte
Wappen der Ortsherren „von Wihingen“ in Horrheim[2]
Ortsadel
Im Mittelalter unterstand Enzweihingen dem Ministerialengeschlecht „von Wihingen“.[3] Dieser von 1152 bis 1524 bezeugte Ortsadel[4] stand im Dienst der Grafen von Vaihingen, die zur Begleichung von Schulden 1339 große Teile ihrer Grafschaft inklusive Vaihingen und Enzweihingen an die Grafen von Württemberg veräußern mussten. Seither zählte das verkehrsgünstig gelegene Dorf zum württembergischen Amt Vaihingen. Ein Grabmal eines nach 1420 verstorbenen Georg von Wihingen in der Horrheimer Clemenskirche legt nahe, dass die Familie von Wihingen nach diesem Verkauf Enzweihingen verließ, um sich – wie ihr Vaihinger Lehnsherr auf der Eselsburg[5] – auf verbliebenem Vaihinger Territorium am Rand des Strombergs niederzulassen.
Das Große Haus zeugt von Wohlstand
Wohlstand und Elend durch die Fernstraße
Durch seine Lage am Enzübergang der seit der Römerzeit bedeutenden Fernstraße Ulm–Cannstatt–Speyer kam das Dorf zu Wohlstand. In Kriegszeiten geriet diese Standortgunst jedoch zum Nachteil, weil auf der Straße häufig durchziehende Heerscharen ins Dorf kamen und „fouragierten“, das heißt Versorgung erzwangen, oder plünderten: Der Dreißigjährige Krieg und mit ihm Pest und Hunger löschten die Gemeinde fast aus. Die um 1690 folgenden „Franzoseneinfälle“ im Zuge des Pfälzischen und des Spanischen Erbfolgekrieges sorgten erneut für verheerende Rückschläge. 1693 brannten französische Truppen 60 Gebäude nieder.
Die Kiesersche Forstkarte von 1682 zeigt einen parallel zur Enzweihinger Steige verlaufenden Postweg Richtung Südosten durchs Pulverdinger Holz (siehe Abb.).[7] In westlicher Richtung zweigte in Enzweihingen eine Postroute über Pforzheim nach Straßburg ab.
Seit 1805 verlief die Strecke Stuttgart–Pforzheim–Karlsruhe der Württembergischen Post über Enzweihingen.
Bis zur Reformation gehörte Enzweihingen zum Landkapitel Vaihingen im Archidiakonat Trinitatis der Diözese Speyer. Die Grafen von Vaihingen verkauften 1348 das ihnen zustehende Patronatsrecht an der Martinskirche, eine spätgotische Westturmanlage mit einem netzgewölbten Chor, dem Deutschen Orden.[8] Nach der gewonnenen Schlacht bei Lauffen im Jahr 1534 kam Herzog Ulrich von Württemberg wieder an die Regierung und setzte sich zum Ziel, die evangelische Konfession gegen kaiserlichen Widerstand landesweit durchzusetzen. Endgültig gelang dies jedoch erst seinem Sohn Christoph, der dem Deutschorden 1553 das Patronat über die Martinskirche abkaufte.
Das Religionsedikt von 1806 änderte wenig am konfessionellen Monopol. Erst durch den Zuzug von Heimatvertriebenen ab 1945 etablierte sich wieder eine katholische Gemeinde am Ort.[9] Die Gemeinde St. Paulus gehört zur Seelsorgeeinheit Vaihingen-Eberdingen des Dekanats Ludwigsburg.
Eingemeindung
Enzweihingen wurde am 1. Januar 1971 nach Vaihingen eingemeindet.[10]
Das Wappen von Enzweihingen zeigt im gespaltenen Schild vorne in Rot ein aufrechtes goldenes Bockshorn, hinten in Gold eine aufrechte schwarze Hirschstange. Die Hirschstange zeigt die Zugehörigkeit von Enzweihingen zu Württemberg. Das älteste bekannte Wappen von Enzweihingen stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert und ist dem heutigen Wappen weitgehend gleich. Das Wappen des Ortsadels zeigte zwei nach unten gerichtete gekreuzte Kurzschwerter (siehe Abb.).
Persönlichkeiten
Friedrich Wilhelm Etzel (* in Enzweihingen; † 10. April 1900 in Waiblingen), Dorfschultheiß und Stadtschultheiß
Robert Franck (* 16. Juli 1857 in Enzweihingen; † 26. Januar 1939; Ludwigsburg), nach dem die Ludwigsburger Handels- und Gewerbeschule benannt wurde
Konstantin Freiherr von Neurath (* 2. Februar 1873 in Kleinglattbach; † 14. August 1956 im Leinfelder Hof, Enzweihingen), Politiker, Reichsaußenminister 1932–1938
Karl Blessing (* 5. Februar 1900 in Enzweihingen; † 25. April 1971 in Rasteau), Präsident der Deutschen Bundesbank von 1958 bis 1969.
Literatur
Enzweihingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Vaihingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band37). Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, S.131–139 (Volltext [Wikisource]).
Gudrun Aker: Vor 850 Jahren erstmals urkundlich erwähnt: Enzweihingen – das Buch zur Ortsgeschichte. Ipa-Verlag, Vaihingen 2002, ISBN 3-933486-38-6.
Lothar Behr u. a. (Hrsg.): Geschichte der Stadt Vaihingen an der Enz. Vaihingen 2001, ISBN 3-933486-34-3.
Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Hallberger, Stuttgart 1856. Reprint Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0036-6 (Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, Bd. 37), Wikisource.
↑Grabplatte in der Clemenskirche in Horrheim mit dem Wappen der Herren von Wihingen und der unvollständigen Jahreszahl 142 … Die Umschrift weist auf Georg von Wihingen und seine Ehefrau Sophie hin, siehe Markus Otto: Die Herren von Wihingen und die stammverwandten Herren von Remmigheim – Vortrag am 22. Februar 1991., S. 89.
↑Markus Otto: Die Herren von Wihingen und die stammverwandten Herren von Remmigheim – Vortrag am 22. Februar 1991. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde. 20, 1991/93, S. 89–91.
↑In der Oberamtsbeschreibung von Vaihingen/Enz sind mehrere Wihinger als Dienstmannen der Grafen von Vaihingen erwähnt, ausführlicher aber nur ein "Götz", vielleicht der nach 1420 verstorbene Georg, von dem ein Grabmal in Horrheim herrührt, siehe Markus Otto: Die Herren von Wihingen und die stammverwandten Herren von Remmigheim – Vortrag am 22. Februar 1991., S. 89.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.458.