Eleasar ben Juda ben Kalonymos (hebräisch אלעזר מוורמייזא, auch als Akronym: Rokeach) (geboren um 1165 in Speyer[1] oder Mainz;[2] gestorben 1238 in Worms[1]) war Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Worms.
Sein Vater war Rabbiner in Mainz.[2] Eleasar erhielt seine theologische Ausbildung bei seinem Vater, in Metz bei Elieser ben Samuel und in Regensburg bei Juda ben Samuel. Er heiratete Dolza, Tochter des Mainzer Kantors Elieser ben Jakob. Sie hatten zwei Töchter, Bellet (geboren um 1183,[3] ermordet 1196) und Hanna (geboren um 1190[4] ermordet 1196), und einen Sohn, Jakob. Eleasar scheint in Mainz keine Stelle gehabt zu haben, vielmehr sorgte seine Frau für den Unterhalt der Familie.[2]
Im Vorfeld des Dritten Kreuzzuges kam es im Februar 1188 auch in Mainz zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Er floh zusammen mit dem Großteil der Gemeinde auf die Burg Münzenberg in der Wetterau,[2] damals im Besitz der Ministerialenfamilie von Hagen-Münzenberg. Eleasar hinterließ über die Ereignisse einen Bericht.[5] Eleasar ben Juda ging von Münzenberg nach Erfurt, wo er Kantor war.
Um 1190 erhielt Eleasar ben Juda die Stelle eines Rabbiners der Jüdischen Gemeinde in Worms. Hier gründete er auch eine eigene Jeschiwa und war Mitglied des dreiköpfigen rabbinischen Gerichts.[6] Bei dem Pogrom von 15. November 1196 wurden seine beiden Töchter, Bellet, 13 Jahre alt,[7] und Hanna, sechs Jahre alt[8] von zwei Männern ermordet, die in sein Haus eindrangen. Seine Frau, Dolza, die noch fliehen konnte, wurde von den Tätern eingeholt und ebenfalls ermordet. Er selbst, sein Sohn Jakob und einige seiner Schüler wurden verletzt. Einer der Täter wurde gestellt und bestraft.[9] Von dem Ereignis berichtet auch der Chronist der Jüdischen Gemeinde in Worms des 17. Jahrhunderts, Juspa Schammes, in seiner Geschichtensammlung Ma'asseh nissim.[10] Eine Spolie aus der Synagoge in Worms trägt eine Inschrift, die eine „Bellette“ nennt. Er wird auf die Tochter des Eleasar ben Juda bezogen.[11]
Auf den Versammlungen der Gemeinden der SchUM-Städte 1220 in Mainz und 1223 (Taqqanot SchUM (תקנות שו״ם)) vertrat Eleasar die Gemeinde von Worms und trat als Mitunterzeichnender der Beschlüsse der Versammlung auf.[2]
Eleasar wurde auf dem Heiligen Sand, dem jüdischen Friedhof von Worms, bestattet.[2] Die Grabstätte ist nicht erhalten.
Theologisch lag sein Schwerpunkt im Bereich der Mystik, insbesondere der Kabbala. Sein wichtigstes Werk ist der Rokeach (Salbenmischer), worin er Festtagsvorschriften und Speisegesetze behandelt. Der vorangestellte Abschnitt über Gottesfurcht, Demut und Ethik war grundlegend für die Verbindung von Ethik und Halacha. Das Werk Sefer Chassidim seines Lehrers Juda ben Samuel hat er überarbeitet und ergänzt.[12] Ein Kommentar zur Haggada, teilweise erhalten in der Londoner Haggada[Anm. 1], wird ihm zugeschrieben.[13] Auch war er Dichter von Texten, die in der Synagoge vorgetragen wurden. 58 Schriften von ihm sind erhalten, überwiegend aber nicht gedruckt.[14] Wissenschaftliche Kontakte bestanden zu Elieser ben Joël ha-Levi, Eleasar ben Samuel aus Verona, Baruch ben Samuel aus Mainz, David ben Kalonymos aus Münzenberg und Jehuda ben Kalonymos aus Speyer. Zu seinen Schülern zählen Isaak ben Mose Or Sarua, später in Wien, Samuel ben Kalonymos und Abraham ben Alexander aus Köln.
Auf seine ermordete Frau, Dolza, dichtete er ein Loblied.[15]