Erstmals urkundlich erwähnt wurde Dunkerque im 7. Jahrhundert als Fischersiedlung. Dank seiner strategisch günstigen Lage am Eingang zum Ärmelkanal entwickelte sich der Ort rasch: 960 wurde eine Stadtmauer, 1233 das erste Rathaus errichtet. Ein wichtiger Wirtschaftszweig Dünkirchens war über Jahrhunderte der Heringsfang und später der Kabeljaufang vor Island.
Am 9. Dezember 2010 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Saint-Pol-sur-Mer (21.783 Einwohner, Stand 1. Januar 2008) und Fort-Mardyck (3563 Einwohner, Stand 1. Januar 2008) Ortsteile von Dunkerque. Die Einwohnerzahl stieg damit auf 93.945 an.[3]
Im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa, nach der Räumung des Dschungels von Calais im Oktober 2016, wurde Dunkerque zum Ziel zahlreicher Flüchtlinge und Migranten, die sich von dort aus Zutritt zum Vereinigten Königreich erhofften. Im Februar 2017 hatten sich bereits rund 2.000 Personen im Lager bei Grande-Synthe gesammelt, in dem sie unter teils prekären Bedingungen lebten.[4]
Die Tour du Leughenaer (nach dem flämischen Wort für Lügner, also „Turm des Lügners“) stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die Kapelle Notre-Dame-des-Dunes wurde im 15. Jahrhundert erbaut.
Die Kirche Saint-Éloi (niederländisch Sint-Eligiuskerk) ist eine fünfschiffige Hallenkirche aus dem 16. Jahrhundert, ihre neugotische Fassade stammt aus dem späten 19. Jahrhundert.
Der Belfried Saint-Eloi, auch Belfried von Dünkirchen, wurde im 15. Jahrhundert durch weitere Aufstockung des Hauptwachturms der Stadt von 1233 erbaut. Im Erdgeschoss des Belfrieds befindet sich heute die Touristen-Information. Die Turmspitze ist zugänglich und bietet eine weite Aussicht. In der zweitobersten Etage kann das aus 50 Glocken bestehende Glockenspiel besichtigt werden.
Das Rathaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut.
Die Porte de la Marine ist eines der Tore der ehemaligen von Vauban erbauten Stadtbefestigung.
Das Hafenmuseum Dünkirchen am Bassin du Commerce direkt am Rande des Stadtzentrums dokumentiert die tausendjährige Geschichte des Hafens von Dünkirchen und zeigt drei Museumsschiffe.
Das Museum für Schöne Künste zeigt alte Kunst, sowie einige ethnographische und archäologische Stücke seiner reichen Sammlung.
Das Museum Lieu d’Art et Action Contemporaine (LAAC) liegt in einem Skulpturenpark und beherbergt eine Sammlung moderner Kunst von 1940 bis 1980.
Der FRAC Nord-Pas de Calais ist einer der 23 Fonds régionaux d’art contemporain (Regionalfonds für zeitgenössische Kunst), kurz FRAC. Die Einrichtung ist im Hafen in einer großen Werfthalle untergebracht, neben dem in gleicher Kubatur ein Ausstellungsgebäude mit fünf Ebenen errichtet wurde. Gezeigt werden eine Sammlung zeitgenössischer Kunst und Ausstellungen aktueller Künstler.
Der früher als Dunkerque-Locale bezeichnete Bahnhof wird von TGV-Zügen angefahren, die die Stadt über Arras mit Paris verbinden. Zudem verkehren dort TERGV-Hochgeschwindigkeits-Regionalzüge von und zum Bahnhof Lille-Europe und Züge des TER Hauts-de-France, u. a. von und nach Calais, Hazebrouck, Arras und dem Bahnhof Lille-Flandres.
Von 1880 an hatte Dunkerque eine Straßenbahn, die zunächst als Pferdebahn betrieben wurde. Um 1900 wurde sie elektrifiziert, ab 1923 schrittweise wieder stillgelegt. Nach Unterbrechungen aufgrund von Kriegshandlungen und -schäden wurde 1952 der Betrieb endgültig aufgegeben (→ Straßenbahn Dunkerque).
Der öffentliche Busverkehr wird von der Société des transports de Dunkerque et extensions (STDE) unter der Marke DK’BUS durchgeführt. Seit September 2018 ist die Nutzung der Busse in Dunkerque kostenlos.[5]
Durch das Stadtgebiet verlaufen die Autobahn A 16 und die autobahnähnlich ausgebaute NationalstraßeN 225 mit ihrer Fortsetzung als Departementsstraße D 625. In West-Ost-Richtung wird Dunkirque von der D 601 gequert.
Mehrere Kanäle, die der Trockenlegung umliegenden Sumpflands und meist auch der Binnenschifffahrt dienen, verlaufen im Stadtgebiet von Dunkerque. Der Canal de Bourbourg, der Canal de Bergues und der Canal des Moëres verbinden den Hafen der Stadt mit dem Hinterland, der Canal Nieuport-Dunkerque (auch: Canal de Furnes) verläuft parallel zur Küste in Richtung Belgien. Im Stadtgebiet sind sie durch den Canal de Jonction miteinander verbunden.
Sport
2002 wurde Dunkerque von der bedeutenden Sportzeitung L’Équipe zur sportlichsten Stadt Frankreichs mit mehr als 20.000 Einwohnern gewählt.
International bekannt ist das seit 1955 jeweils Anfang Mai stattfindende Radrennen, die Vier Tage von Dünkirchen. Auch Tour-de-France-Etappen fanden schon in Dunkerque statt, so 2007 und 2022, 2001 wurde der Grand Depart (Tourstart) ausgetragen.
In Dunkerque findet alljährlich ein Triathlon der angesehenen, weil mit hochkarätigen internationalen Legionären besetzten französischen Club-Meisterschaft Lyonnaise des Eaux statt, so etwa am 23. Mai 2010 mit Andrea Hewitt und Jonathan Brownlee als Gewinner.
Der Handballverein Dunkerque Handball Grand Littoral wurde 2011 französischer Pokalsieger und stand ein Jahr später im Finale des EHF-Cups.
2014 wurde Dunkerque HBGL französischer Meister.
Der 1909 gegründete Fußballverein USL Dunkerque spielt seit der Saison 2023/24 wieder in der zweitklassigen Ligue 2. Die Heimspiele trägt der Club im 5000 Zuschauer fassenden Stade Marcel-Tribut aus.
Der Eishockeyverein Corsaires de Dunkerque wurde 1970 gegründet und spielt seit der Saison 2010/11 in der Division 1, der zweithöchsten französischen Eishockeyliga.
Regelmäßige Veranstaltungen
Der Karneval ist das Hauptereignis der Stadt. Er findet von Ende Januar bis Anfang April in Dunkerque und seinen Vororten statt.
Teile des Karnevals sind:
Umzüge: Die Karnevalisten marschieren in Garden („bandes“) auf den Straßen vorbei, wobei sie einem Tambourmajor folgen, der mit einer napoleonischen Uniform bekleidet ist.
Bälle: Die Karnevalisten feiern in der großen Festhalle der Stadt und singen karnevalistische Lieder. Die Bälle werden von den Karnevalvereinen organisiert.
1676 gab es einen maskierten Umzug in Dunkerque. Im 17. und 18. Jahrhundert boten die Reeder ihren Seeleuten ein Festessen am Tag vor ihrer Abfahrt nach Island. Diese Feiern waren der Ursprung der Visschersbende (Fischergarde). Jedoch war diese Veranstaltung von dem Maskenkarneval des Mardi Gras getrennt. Ein Jahr später fanden die beiden Ereignisse am gleichen Tag statt, was den Karneval in Dunkerque begründete. Der Karneval überlebte die Französische Revolution und die beiden Weltkriege. 1946 fuhren die bandes im Slalom durch die Ruinen der Stadt.
Als in Frankreich ein universelles Längenmaß eingeführt werden sollte, dem die Maße der Erde zugrunde liegen – nämlich als ein Zehnmillionstel der Entfernung vom Pol zum Äquator entlang eines Längenkreises die später Meter genannte Maßeinheit –, wurde hierfür 1793 begonnen, den Paris querenden Meridianbogen von Dunkerque nach Barcelona genau zu vermessen. Wegen auftretender Schwierigkeiten wurde im gleichen Jahr zunächst der mètre provisoire eingeführt, basierend auf Ergebnissen älterer Landesvermessungen von Cassini III. für die Nord-Süd-Ausdehnung Frankreichs beziehungsweise die Distanz Dünkirchen–Perpignan.
Dunkerque bietet eine Fährverbindung nach Dover (Großbritannien) sowie seit 2022 fünfmal pro Woche nach Rosslare (Irland).[8]
Seit September 2018 ist die Nutzung des Nahverkehrs in Dünkirchen kostenlos. „Ziel ist, die Leute wieder in die Busse zu bringen“, sagte der damalige Bürgermeister Patrice Vergriete. Damit sollten die Straßen der Stadt entlastet werden. Bei vorherigen Versuchen an Wochenenden war die Nutzung der Busse um bis zu 60 Prozent gestiegen.[9] Ein Jahr nach der Einführung ergab eine Auswertung eine Zunahme an Wochentagen um 65 Prozent und an Wochenenden um 125 Prozent.[10]
↑ abDunkerque Internationale. Offizielle Website der Stadt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. April 2013; abgerufen am 27. März 2013 (französisch).
↑Rostock – Dünkirchen. Offizielle Website des Rathauses Rostock, abgerufen am 26. März 2021.