Französisch-Flandern (französischFlandre française, niederländischFrans-Vlaanderen), auch Südflandern genannt, ist ein geografisches Gebiet ohne Verwaltungsstatus, das dem zu Frankreich gehörenden Teil der ehemaligen Grafschaft Flandern entspricht. Es umfasst den größten Teil des Départements Nord in der Region Hauts-de-France im äußersten Norden Frankreichs.
Die Hauptstadt und bei weitem größte Stadt ist (die Agglomeration) Dunkerque (Dünkirchen). Die Sprache des französischen Teils des Westhoek war von altersher ein niederländischer Dialekt, Westflämisch bzw. dessen Unterart, das Westhoekflämisch.
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Heute gibt es noch einige Zehntausende, die den Dialekt sprechen, doch ist sein Fortbestand bedroht. Jedoch sind seit einiger Zeit Flämischsprachkurse beliebt, und in den Grundschulen wird die niederländische Sprache als erste Fremdsprache unterrichtet. Den einst niederländischen Charakter des Gebiets erkennt man heute noch an den zahlreichen flämischen Orts- und Familiennamen.
Liller Flandern
Südlich der Leie liegt das Liller Flandern(Flandre lilloise bzw. Rijsels-Vlaanderen), auch „Wallonisches Flandern“ (Flandre wallonne) genannt, der von jeher französischsprachige Teil der alten Grafschaft Flandern. Zentrum der heute sehr städtischen Region ist die Stadt Lille, im Mittelalter eine der Hauptstädte der Grafschaft Flandern.
Nach der Französischen Revolution wurden regionale Sprachen und Dialekte als Überreste der Feudalität gesehen. Alle Unterrichtsgesetze erstrebten daher die Ausrottung der Volkssprachen im noch multiethnischen Frankreich. In Französisch-Flandern wurde zunächst Westflämisch weiter als Mittlersprache verwendet, bis auch dies ab 1850 verboten wurde. Mit der völligen Verbannung des Niederländischen aus den höheren Schulen und der allgemeinen Schulpflicht unter ausschließlicher Verwendung des Französischen wurde Westflämisch immer weiter zurückgedrängt.[1]
1924 wurde vom katholischen Pfarrer Jean-Marie Gantois der Vlaams Verbond van Frankrijk (VVF) zur Pflege der flämischen Sprache gegründet. Nach der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg (ab 1940) kollaborierten Flamen der Westhoek mit der deutschen Besatzungsmacht. Viele Kollaborateure, darunter auch Gantois, wurden nach dem Abzug der Deutschen verhaftet. Gantois verbrachte zwei Jahre im Gefängnis. Französisch-Flandern mit den Départements Nord und Pas-de-Calais war zusammen mit Belgien in die deutsche Militärverwaltung in Brüssel einbezogen gewesen, ohne jedoch formal (wie z. B. Elsaß-Lothringen) von Frankreich abgetrennt worden zu sein.
↑Hugo Ryckeboer: Jenseits der belgisch-französischen Grenze: Der Überrest des westlichsten Kontinentalgermanisch. In: Forschungsinstitut für deutsche Sprache - Deutscher Sprachatlas (Hrsg.): Germanistische Linguistik. Band191-103. Marburg/Lahn 1990, S.241–271.