Der Domberg zu Freising ist eine nördlich der Isar gelegene, knapp 30 Meter hohe[1] Erhebung, die ein weithin sichtbares Wahrzeichen Freisings bildet. Den Mittelpunkt bildet der Freisinger Dom, oder genau bezeichnet Dom St. Maria und St. Korbinian in Freising. Den westlichen Abschluss des Domhofes bildet die ehemalige Fürstbischöfliche Residenz der Freisinger Fürstbischöfe (bis 1802), jetzt Kardinal-Döpfner-Haus.
Der Domberg und die Altstadt – die später entstandene Bürgerstadt – bilden den historischen Stadtkern von Freising. Die tiefer gelegene Altstadt grenzt im Norden und Westen an. Die einzigen beiden Zugänge zum Domberg sind durch die Altstadt von Osten her das Agilolfingertor und von Westen der Kanzlerbogen. Der Südhang des Berges bildet die Grenze zwischen Donau-Isar-Hügelland (westlicher Teil des unterbayerischen Hügellandes) und der Münchner Schotterebene.
Der Domberg steht jedoch isoliert von anderen Hügeln und wird sowohl im Süden als auch im Norden von Flussarmen der Moosach umflossen. Wenige hundert Meter westlich erhebt sich der Weihenstephaner Berg. Auf der Südseite befinden sich zwei Aussichtsterrassen, das Belvedere aus der Barockzeit und die tiefer liegende neue Terrasse (auf der Tiefgarage). Es gibt einen Ausblick in Richtung Erdinger Moos mit dem dort liegenden Flughafen München. Bei guter Sicht reicht vom Belvedere der Blick über die Münchner Schotterebene bis nach München und in die Alpen, bei Föhn Sicht auf die nördliche Alpenkette von den Berchtesgadener Alpen bis zu den Allgäuer Alpen.
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung verweisen auf die späte Linearbandkeramik ca. um 5.000 v. Chr. und stammen von den Ausgrabungen einer privaten Grabungsfirma im Auftrag des Diözesanmuseums Freising auf dem Domberg im Jahr 2019/20[2]. Bereits 1976 wurden bei früheren Ausgrabungen Keramik und Hornsteingeräte zu Tage gefördert, die der jungneolithischenMünchshöfener Kultur zugeordnet wurden. Weitere Zeugnisse geben umfangreiche Funde aus der frühen Bronzezeit und der Urnenfelderzeit. Eine kontinuierliche Besiedlung ist bisher zwar nicht zweifelsfrei belegt, wegen der exponierten landschaftlichen Lage des Dombergs aber höchstwahrscheinlich. Der Domberg ist jedenfalls die Keimzelle des heutigen Freisings und dominierte über Jahrhunderte die Stadt. Auf dem agilolfingischen Burgberg gründete der hl. Korbinian 739 das Bistum und spätere Hochstift Freising. Am 5. April 1159 fiel die Bebauung des Dombergs und Teile der Stadt einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer.
Auf Grund der über Jahrhunderte auf dem Domberg existierenden Domschulen, Scriptorien, Bibliotheken und anderen Bildungseinrichtungen war der Berg das kulturelle, künstlerische und religiöse Zentrum Altbayerns. Vermutlich ab dem 12. Jahrhundert (laut Karl Meichelbeck) trug der Berg den Beinamen mons doctus (lat. Berg der Gelehrsamkeit). Diese Epoche endete zunächst mit der Säkularisation in deren Folge alle Einrichtungen geschlossen wurden.[3]
Um die Stadt Freising für die schweren Verluste der Säkularisation zu entschädigen, gründete Ludwig I. 1826 das Priesterseminar im Gebäude der ehemaligen Residenz, das königliche Lyceum (ab 1923 philosophisch-theologische Hochschule) und ein Knabenseminar. Das Dom-Gymnasium Freising wurde im Jahre 1828 als königliche Studienanstalt gegründet. Seit 1964 gab es Gerüchte über die Verlegung des Priesterseminars nach München und die damit verbundene Schließung der Hochschule. Das Priesterseminar wurde 1968 nach München verlegt und die Hochschule 1969 offiziell geschlossen. Ihre Lehrstühle wurden an die Universität München verlegt. Ganz im Westen des Dombergs – auf dem Gelände des ehemaligen Andreasstiftes – befindet sich heute im Gebäude des früheren Knabenseminars das Diözesanmuseum Freising.[4] Heute existieren nur noch das Dom-Gymnasium und das Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus.
Domberg 1; Ehemaliger Domherrenhof am Schöneck, jetzt Forstamt, im Kern 15. Jahrhundert, 1838 um zwei Geschosse gekürzt
Domberg 2, 2 a; Torturm des Osttores des Dombergs („Agilolfenturm“), mit Zinnengiebel, 1479/80 errichtet, 1954/55 umgebaut und erweitert
Domberg 3–5; Dom-Gymnasium. Hier standen das ehemalige Philippsschloss, das 1534–37 als Altersruhesitz für Bischof Philipp von der Pfalz erbaut worden war, und zwei Domherrenhöfe (Waldkirch, Lehrbach). Später wurde das Schloss als Brauerei und Berufsschule genutzt. Zwischen 1919 und 1930 erster Sitz der Pallottiner in Freising und nach dem Zweiten Weltkrieg Nutzung als Wohngebäude. 1975 mussten das noch weitgehend erhaltene Renaissanceschloss und die Domherrenhöfe einem Neubau des Domgymnasiums weichen, der sich in den Baumassen und der Südfassade an die alten Verhältnisse anlehnt. Damit verschwand einer der bedeutendsten Renaissancebauten Freisings.[5]
Domberg 7; Sog. Kanzlerbogen, Westtor des Dombergs, dreigeschossig mit gewölbter Durchfahrt, um 1720 von Dominik Glasl neu erbaut, ab 1764 Wohnhaus des fürstbischöflichen Kanzlers.
Domberg 9/11; Ehem. Herrnhöfe des Stiftes St. Andreas, Doppelhaus mit Walmdach und reicher Putzgliederung, um 1670 neu erbaut.reduziert, mit Nebengebäuden im 18. Jahrhundert erweitert
Domberg 13; Ehem. Herrnhof des Stiftes St. Andreas, sog. Molitorhof, zweigeschossiges Giebelhaus mit gittergeschlossenem Vorhof, erbaut 1737.
Domberg 14; Ehem. Hofwagenremise, jetzt Baustadel, stattlicher Satteldachbau mit Hochfahrt, 1672 von Jodok Moosbrugger erbaut
Domberg 15/17; Hiendlhof; zweiflügeliger Chorherrenhof des 18. Jahrhunderts., mit Stuckdecken.
Domberg 16; Ehem. Dompropstei, jetzt Wohnhaus, stattlicher dreigeschossiger Bau mit Schopfwalmdach, im Kern 16. Jahrhundert
Domberg 19; Rest der Fassade und des Dachstuhls des Spangerhofs, ehem. Chorherrenhaus, 17./18. Jahrhundert mit älterem Kern
Domberg 20; Ehem. domkapitelisches Syndikatshaus, mit steilem Satteldach und Aufzugsgaube, im Kern 18. Jahrhundert, 1986/87 zum Vermessungsamt umgebaut
Domberg 21; Ehem. Erzbischöfliches Knabenseminar, Vierflügelbau um Lichthof im Rundbogenstil, 1868–1870 von Matthias Berger, seit 1974 Diözesanmuseum
Domberg 22/24; Ehem. Domdechantei, Baugruppe mit Ostturm und barocker Hauskapelle, im Kern Ende 17. Jahrhundert, 1984–86 Umbau zum Amtsgericht Freising
Domberg 23; Ehem. Archivbau von St. Andreas, dreigeschossiger Pavillonbau, 17. Jahrhundert
Domberg 26/26 a/26 b; Lerchenfeldhof, barocker Domherrenhof, in drei Flügeln um Innenhof, mit Stuckdecken, 18. Jahrhundert; Garten mit Gitter von 1788.
Domberg 27; Ehem. Fürstbischöfliche Residenz, jetzt Kardinal-Döpfner-Haus, im Kern 14. Jahrhundert, mit Arkaden im Hof 1519 von Stefan Rottaler, 1607–22 umgebaut, 1617–21 Hauskapelle im Nordostturm eingerichtet, stuckiert
Domberg 28; St. Benedikt am Ostflügel des Kreuzgangs, dreischiffige Basilika, steil proportioniert, ab 1347, Glasgemälde Anfang 15. Jahrhundert, 1716 durch Nikolaus Liechtenfurtner stuckiert; mit Ausst.
Domberg 29; Kath. Filialkirche St. Johannes, dreischiffige Basilika, 1319–21 neu erbaut wohl an der Stelle der ehem. Taufkirche; mit Ausstattung; über dem südlichen Seitenschiff der Fürstengang, siehe Domberg 27
Domberg 30; Dombibliothek Freising, im 1. Obergeschoss des um 1440 errichteten Kapitelhauses 1732–34 neu erbaut; mit Ausstattung.
Domberg 32; Kath. Domkirche Mariä Geburt und St. Korbinian, dreischiffige romanische Basilika mit Krypta, nach Brand 1159 über Resten des Vorgängers neu erbaut, 1205 geweiht, Westwerk Ende 14. Jahrhundert erneuert, die heutige Innenausstattung stammt von den Gebrüdern Asam.
Domberg 34; Domsakristei in zwei Geschossen, untere Sakristei zweischiffig mit Rotmarmorsäulen, 15. Jahrhundert, Obergeschoss, 17. Jahrhundert
Von Sommer 2018 bis voraussichtlich 2023 finden auf dem Domberg im Auftrag der Erzdiözese umfangreiche Umbauarbeiten statt. Für die insgesamt 30 Einzelmaßnahmen sind Kosten in Höhe von 215 Millionen Euro veranschlagt.[6]
Von Osten her führt eine enge Straße auf den Berg hinauf. Vom Fußpunkt der Straße führt auch eine Treppe auf den Berg hinauf, die unterhalb des Amtsgerichts endet. Die westliche Zufahrt ist wesentlich steiler und daher normalerweise für den motorisierten Verkehr gesperrt. Nach der Sanierung des Diözesanmuseums wurde eine zweite Treppe von der Bahnhofsstraße aus wieder eröffnet, die direkt zur Terrasse des Museums führt. Vom Süden her führen keine öffentlichen Wege auf den Domberg. Am Südhang befindet sich eine Tiefgarage, die durch den Domhof erreichbar ist. Auf ihr befindet sich eine der beiden Aussichtsterrassen. 2024 wurde die Dombergbahn eröffnet, die einen barrierefreien Zugang zum Domberg ermöglicht.
Gärten
Der Südhang des Dombergs wurde als Hofgarten genutzt. Neben Obst, Gemüse und Kräutern wurde hier bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts Wein angebaut. Der Weinanbau wurde vermutlich infolge der kleinen Eiszeit eingestellt. Infolge der Säkularisation und der Verlegung des Bischofssitzes nach München (1821) verlor der Hofgarten seine Hauptabnehmer. Er wurde jedoch ab 1826 zur Versorgung des Priesterseminars genutzt. Nachdem dieses 1968 auch nach München gegangen war, blieb der Garten größtenteils ungenutzt. Erst in den letzten Jahren werden die Flächen wieder in Stand gesetzt. Abnehmer ist vor allem das Bildungszentrums „Kardinal-Döpfner-Haus“.[7] Im Jahr 2009 wurden erstmals wieder Weinstöcke angepflanzt.[8]
Literatur
Britta von Rettberg: Freising. Stadttopographie und Denkmalpflege. Petersberg 2009 (zum Domberg besonders S. 62–65, 75–84, 104–117, 196–203).
Mark Bankus: Der Freisinger Domberg und sein Umland. Untersuchungen zur prähistorischen Besiedlung. Dissertation. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2004, ISBN 3-89646-891-X.
Hermann-Joseph Busley: Die Geschichte des Freisinger Domkapitels von den Anfängen bis zur Wende des 14./15. Jahrhunderts. Dissertation. Universität München, 1956.
Joseph A. Fischer: Der Freisinger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte. Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der Translation des heiligen Korbinian. Historischer Verein, Freising 1967.
B. Grün, K. Massy, E. Maier, P. Müller-Reinholz, M.Simm: Bären wo gebüffelt wurde – Bronzezeit und Karzer auf dem Domberg zu Freising, in: Das Archäologische Jahr in Bayern 2019 (Stuttgart 2020), S. 29–32
↑Sigmund Benker, Marianne Baumann-Engels: Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt – Ausstellung im Diözesanmuseum und in den historischen Räumen des Dombergs in Freising, 10. Juni bis 19. November 1989. Wewel Verlag, München 1989, ISBN 3-87904-162-8, S.58ff., 122ff.
↑Sigmund Benker: Das Schloß des Bischofs Philipp. In: Hubert Glaser (Hrsg.): Domberg und Philipps-Schloß. Bewahrung oder Zerstörung. Eine Denkschrift. Freising 1972, S. 15–19; Britta von Rettberg: Freising. Stadttopographie und Denkmalpflege. Petersberg 2009, S. 196–203.