Det Forenede Dampskibs-Selskab A/S (deutsch: Die Vereinigte Dampfschiffs-Gesellschaft AG), kurz DFDS, ist eine 1866 gegründete dänische Reederei mit Hauptsitz in Kopenhagen. Heute unterhält das Unternehmen schwerpunktmäßig Fährdienste in Nord- und Ostsee und insbesondere vom kontinentalen Europa sowie Skandinavien nach Großbritannien. Durch den Zukauf von Norfolkline im Jahr 2010 konnte das Routennetzwerk mittlerweile erweitert werden. Die DFDS ist eines der ältesten und erfolgreichsten dänischen Unternehmen. Sie umfasst die Geschäftsbereiche DFDS Seaways für den Seetransport und DFDS Logistics für den Straßen- und Eisenbahntransport sowie den Containerverkehr.
1866 schlossen sich mehrere lokale dänische Reeder unter der Leitung von Carl Frederik Tietgen zur DFDS – Det Forenede Dampskibs-Selskab A/S (dt.: Die Vereinigte Dampfschiffs-Gesellschaft) zusammen. Die Hausflagge der neuen Reederei wurde ein weißes Tatzenkreuz auf blauen Grund. Die junge Reederei betrieb Küstendienste nach Norwegen, Schweden und Großbritannien bis zu den Färöern und Island. Auf diesen Linien waren ausschließlich kleinere Fracht- und Passagierschiffe eingesetzt.
1884 wurden die Liniendienste zu den Mittelmeer-Häfen eingerichtet und 1894 starteten die Übersee-Frachtdienste nach Nordamerika. Anfangs wurde New Orleans angelaufen, später dann New York, Philadelphia und Baltimore. 1907 wurden die Frachtdienste nach Südamerika ausgeweitet, mit Stops in Rio de Janeiro, Buenos Aires oder Montevideo. 1898 wurde die Thingvalla-Linie durch die DFDS aufgekauft und der Passagier-Transatlantik-Dienst eröffnet. Am 28. Juni 1904 lief das Dampfschiff Norge auf das Helen’s Reef bei Rockall und sank binnen 20 Minuten, wobei 625 Menschen ertranken – die größte Tragödie der nordischen Nordatlantik-Auswanderer überhaupt. Dieser Dienst firmierte bald als Skandinavien-Amerikalinje A/S (SAL) mit New York als allgemeinem Endhafen; bis 1936 wurde dieser Dienst beibehalten. 1935 brannte der Liner United States aus, und da auch der Rest der SAL-Flotte Neubauten erforderte, die DFDS sich aber auf ihr Kerngeschäft – die innereuropäischen Dienste – konzentrieren wollte, wurde der Transatlantik-Passagierdienst 1936 eingestellt.
Ab den 1930er Jahren bekamen die Küstendienste der DFDS immer mehr den Charakter von Fährdiensten, was in der Folgezeit auch der Schwerpunkt des Geschäfts werden sollte. 1937 ging mit Kronprins Olav gar eine Art Prototyp heutiger Fährschiffe in Dienst. Während des Zweiten Weltkrieges verlor die Reederei einen Großteil der Flotte und startete bei Kriegsende Neubauprogramme, wie eigentlich alle Reedereien in der Zeit.
Für die Übersee-Dienste der DFDS lief die Zeit derweil ab, Flugzeug und Container forderten größere Investitionen. Da das Kerngeschäft die Fährdienste waren, wurden die Frachtdienste nach Nord- und Südamerika sowie in das Mittelmeer zu Beginn der 1980er Jahre eingestellt.
Auf den Fährrouten expandierte das Unternehmen allerdings schnell, die hier eingesetzten Schiffe erfuhren praktisch jährlich eine Tonnage-Steigerung. 1981 erwarb DFDS die schwedische Tor Line und änderte auch den Markennamen für die Passagierfährdienste in Scandinavian Seaways. Im gleichen Jahr übernahm man die Fährverbindung von Hamburg in das englische Harwich von der Prinzenlinie in Hamburg, die diese Linie seit 1969 bediente. Diese Verbindung wurde im Jahr 2002 aufgrund rückläufiger Passagier- und Frachtzahlen und damit verbundener rückläufiger Auslastung des Schiffes eingestellt. 1982 richtete DFDS unter dem Namen Scandinavian World Cruises eine Fährverbindung in Nordamerika, auf der Linie New York – Bahamas, ein. Für diesen Dienst wurde eigens ein Neubau in Auftrag gegeben, die Scandinavia. Erfolg war diesem Unternehmen nicht beschieden und die DFDS war dem finanziellen Zusammenbruch nahe, als 1985 das Ganze abgestoßen wurde.
DFDS brauchte einige Zeit, um sich von diesem Desaster zu erholen, doch mit Beginn der 1990er Jahre begann das Unternehmen wieder zu expandieren. Auf den Fährrouten wurden neue und größere Schiffe eingesetzt, vor allem wurde dem neuen CruiseFerry-Standard Rechnung getragen. Der Markenname für die Passagierdienste wurde in DFDS Seaways geändert.
Die einzige Fährverbindung von Deutschland nach Großbritannien führte die DFDS Prinsenlinie zuerst mit der Prinz Oberon von Bremerhaven nach Harwich und mit der Prinz Hamlet von Hamburg nach Harwich im täglichen Wechsel durch.[3] In den letzten Jahren fuhr nur noch das Fährschiff Hamburg von Hamburg nach Harwich – letzter Versuch war die Verkürzung der Route von Harwich nach Cuxhaven mit anschließendem endgültigem Aus. Die Anlegestelle in Hamburg war jahrzehntelang am westlichen Ende der St.-Pauli-Landungsbrücken. Anfang 1991 wurde ein neues Fährschiff-Terminal in Altona in Betrieb genommen. Diese Anlage, gebaut für die DFDS, wurde von 2009 bis 2011 zum Cruise Center Altona umgebaut, dem zweiten Kreuzfahrt-Terminal von Hamburg.
Im Jahr 2001 wurde die Reederei LISCO übernommen und damit das Routennetz ins Baltikum und nach Russland erweitert. Im September 2005 beschlossen DFDS und die russische Staatsreederei Sovcomflot einen Kooperationsvertrag über die gemeinsame Weiterführung des seit 2002 als SCF St. Petersburg Line eingeführten Ro/Ro-Frachtdienst zwischen Kiel und St. Petersburg unter dem Namen SCF DFDS Line.[4]
Im November 2006 wurde die bisherige Fährverbindung Göteborg – Kristiansand – Newcastle eingestellt und das Schiff Princess of Scandinavia an Moby Lines verkauft. Gleichzeitig wurde die Route Bergen – Haugesund – Stavanger – Newcastle der norwegischen Fjord Line mitsamt der bisher dort eingesetzten Fähre Fjord Norway übernommen. Das Schiff fährt nun unter dem Namen Princess of Norway. Zunächst war die Princess of Norway auf der Route Bergen – Newcastle eingesetzt, im Jahr 2007 entschloss sich DFDS dann jedoch zu einem Schiffstausch und vereinte somit die Schwesterschiffe King of Scandinavia und Princess of Norway auf der Route IJmuiden – Newcastle, während die Queen of Scandinavia die Verbindung Newcastle – Bergen bediente. Am 27. Mai 2008 gab die Reederei bekannt, dass die Route Bergen – Newcastle aus wirtschaftlichen Gründen zum 1. September 2008 eingestellt werde und die Queen of Scandinavia verkauft oder verchartert werden solle. Ab Anfang September 2008 lag das Schiff im Hafen der dänischen Stadt Korsør. Im ersten Halbjahr 2009 diente das ehemalige Fährschiff als Arbeiterquartier beim schwedischen Kernkraftwerk Forsmark und wurde dann in Klaipėda wieder aufgelegt. Ab Dezember 2009 wurde das Schiff als Wohnschiff an die dänische Polizei in Kopenhagen verchartert. Im Januar 2010 wurde bekannt, dass die Queen of Scandinavia an die Inflot Cruise and Ferry Ltd. zunächst für drei Jahre verchartert wird, um für die St. Peter Line die Route St. Petersburg – Helsinki zu bedienen.[5][6]
Ende Dezember 2009 vereinbarten die Reedereien DFDS und A. P. Møller-Mærsk die Übernahme der Norfolkline durch DFDS; Mitte Juni 2010 gab die europäische Wettbewerbskommission ihr Einverständnis dazu. Nach Abschluss einer Bezugsrechtsemission wurden DFDS und Norfolkline am 12. Juli zur neuen DFDS verschmolzen.
Der neue DFDS-Konzern bildet ein See-Transportnetzwerk mit Fracht- und Passagierlinien auf der Ostsee, Nordsee, Irischen See und dem Ärmelkanal sowie in großen Teilen Europas durch den Frachttransport auf Straße und Schiene. Mit der Erweiterung änderten sich auch die Namen der Marken innerhalb des DFDS-Konzerns. Die Markennamen Norfolkline, DFDS Tor Line, DFDS Lisco, DFDS Lysline oder Speedcargo wurden durch den Markennamen DFDS Seaways (Ro/Ro & Terminals), der zuvor nur für die Passagierfährlinien verwendet wurde, bzw. durch DFDS Logistics (Lo/Lo & Door/Door Straßentransport) abgelöst.
DFDS Seaways ist Reederei-Kunde im norddeutschen Cuxhaven. Fünf bis sechs Mal wöchentlich verbindet die dänische Reederei den niedersächsischen Hafen an der Elbemündung im Ro/Ro-Frachtfährliniendienst mit dem am Humber gelegenen Immingham in England und transportiert darüber rollende oder rollbar gemachte Ladungen wie zum Beispiel Sattelauflieger, alle Arten von Containern, Neufahrzeuge verschiedener Hersteller (OEM), Last- und Schwerlastfahrzeuge, Baumaschinen und MAFI-Rolltrailer, die beispielsweise mit Forstprodukten (Papierrollen, Schnittholz) oder Stahlprodukten beladen sind. In Cuxhaven läuft DFDS mit seinen Frachtfähren den modernen Cuxport-Tiefwasserterminal an.
Im Zusammenhang mit der Übernahme der Norfolkline entschloss man sich zu einer großen Umbenennung. Alle Schiffe werden künftig einen blauen Rumpf haben und einen Namen mit „Seaways“ tragen. So wurde aus der Pearl of Scandinavia die Pearl Seaways und aus der King of Scandinavia die King Seaways.[7] Auch die Schiffe der Tor Line sind einbezogen und heißen künftig z. B. Begonia Seaways und Botnia Seaways.[8] Die ehemaligen Norfolkline-Schiffe heißen z. B. Lagan Seaways.[9]
DFDS beschäftigt rund 11.000 Personen und unterhält eine Flotte von 78 Schiffen. Der Jahresumsatz betrug im Jahr 2011 rund 11,6 Mrd. dänische Kronen.[10]
Die Reederei DFDS unterteilt sich in zwei Geschäftsbereiche: DFDS Seaways und DFDS Logistics. Der DFDS Seaways Unternehmensbereich umfasst alle Ro/Ro-Fracht- und Passagier-Schiffsrouten sowie die zugehörigen Terminals. Das Reiseangebot basiert auf vier Konzepten: Linienbeförderung, Pauschalferienreisen, Minikreuzfahrten und Konferenzreisen.
Der Bereich DFDS Logistics ist zuständig für alle Aktivitäten in den Straßen-, Schienen- und Lo/Lo-Bereichen.
DFDS Seaways ist Mitglied im ShortSeaShipping Inland Waterway Promotion Center.
Mitte 2018 schloss die DFDS die Übernahme der türkischen Reederei U.N. Ro-Ro ab.[11]
DFDS unterhält folgende Fährverbindungen, wovon die ersten zehn der folgenden Verbindungen kombinierte Passagier- und Frachtfährverbindungen[12] sind, während es sich bei den darauf folgenden um reine Frachtfährverbindungen[13] handelt.
War früher in viele Tochterunternehmen aufgeteilt, die meisten wurden 2010 mit dem Kauf von Norfolkline aufgelöst wurden.
2017/2018 wurde ein Neubauprogramm für Fährschiffe in Gang gesetzt. 2020 lief der erste Neubau seit 40 Jahren, die Aura Seaways, auf der chinesischen Werft Guangzhou Shipbuilding International vom Stapel.[30] Das 230 m lange und 31,6 m breite Schiff mit einem max. Tiefgang von 7 m sowie einer Vermessung von 54.900 GT hat 4500 Spurmeter und 312 Kabinen, es ist für den Einsatz in der Ostsee vorgesehen.[31]