Seit dem Ende des Kalten Krieges hat das Dänische Heer, verbunden mit den übrigen Teilstreitkräften, mehrere Reformen erlebt. Der wichtigste Kampfverband am Ende der Blockkonfrontation war die dänische Division (Danske Division, stationiert in der Haderslev Kaserne, Haderslev)[3] mit seit 1995 drei Brigaden, die im Wesentlichen von Wehrpflichtigen gebildet wurden. Bereits seit den 1990er Jahren und verstärkt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 beteiligte sich Dänemark an mehreren US-geführten Expeditionseinsätzen. In der Folge leitete die Politik des Landes eine stärkere Ausrichtung auf exterritoriale Einsätze ein. Mit Beschluss von 1992 und voller Operationsfähigkeit im Jahr 1997 entstand die Dänische internationale Brigade, nach deutschem Verständnis ein Jägerverband, dessen Mannstärke von 4500 zu 80 % auf Reservisten beruhte. 2005 wurde die internationale Brigade wieder aufgelöst.
Die darauf folgende Struktur sah eine Expeditionsbrigade aus Berufssoldaten vor, die eine hohe Einsatz- und Verlegebereitschaft aufrechterhielt. Von 2004 bis 2007 war das Dänische Heer im Irak mit 600 Soldaten und von 2006 bis 2012 in Afghanistan mit 800 Soldaten im Einsatz. Eine zweite Brigade war für die Ausbildung unter anderem der Wehrpflichtigen und die verbleibenden Kapazitäten zur Heimatverteidigung zuständig. Diese Zweiteilung zwischen einer auch in Friedenszeiten zu bestimmten Operation en fähige und einer in Friedenszeiten auf die Ausbildung konzentrierten Brigade besteht bis heute.
Bis zum 1. Oktober 2014 hatte das Dänische Heer sein eigenes operatives Kommando des Heeres (Hærens Operative Kommando (HOK)). An diesem Tag wurden die operativen Kommandos des Heeres, der Marine und der Luftwaffe in einem neuen Gemeinsamen Verteidigungskommando (Værnsfælles Forsvarskommando (VFK)) zusammengefasst
Nach dem Krieg in der Ukraine seit 2014 wurde das Heer verstärkt wieder auf die Verteidigung gegen einen möglichen russischen Angriff ausgerichtet. Dieser Schwerpunkt wurde 2018 mit den derzeit gültigen Zielen für eine Strukturreform ausformuliert. Von der Handlungsfähigkeit in diesem Sinn ist das dänische Heer allerdings entfernt. So sind nur rund 30 % der Kampfpanzer einsatzfähig und insbesondere die Laufbahn als Unteroffizier wird von potenziellen Bewerbern als wenig attraktiv im Vergleich zur Beschäftigung in der Privatwirtschaft angesehen.[4]
Gliederung
Als höchste organisatorische Behörde besitzt das Dänische Heer seit der Reform von 2014 den Heeresstab (Hærstaben). Er ist für die Bereitschaft der Heereseinheiten verantwortlich. Damit entspricht der Heeresstab dem Marinestab (Marinestaben) und dem Luftwaffenstab (Flyverstaben). Alle drei befinden sich am Karup Luftstützpunkt. Seit dem 1. Juli 2015 ist das Jägerkorps (Jægerkorpset, die landgebundene dänische Spezialkräfteeinheit) nicht mehr Teil des Heeres. Das Korps wurde im Spezialeinsatzkommando (Specialoperationskommandoen (SOKOM)) zusammen mit dem Frogmenkorps (Frømandskorpset, die Marinekampfschwimmereinheit) integriert.
Im Jahr 2017 bestand das Dänische Heer aus Verbandsstäben, Einsatzunterstützungszentren und Regimentern.
Die dänische Division wurde nach dem Verteidigungsabkommen von 2005–2009 (Forsvarsforliget 2005–2009) von einem stehenden Großverband in einen operativen Divisionsstab umstrukturiert. Der Division wurden gemäß den NATO-Militärstrukturen im Krisen- und Verteidigungsfall litauische, lettische und estnische Heereseinheiten unterstellt. Mit dem Verteidigungsabkommen von 2013–2017 wurde sie zum Ausbildungszentrum für Einsatzführung und Übungsplanung sowie zum Entwicklungszentrum für Landesdoktrin bestimmt.[5] Sie war in das Multinationale Korps Nord-Ost sowie in das Allied Command Europe Rapid Reaction Corps eingegliedert und wurde im März 2019 in die Multinational Division North umgegliedert.
Die zwei Brigaden des Dänischen Heeres sind auch nicht mehr stehende Großverbände, sondern operative Brigadestäbe, da ihnen im Frieden nur Einheiten der Kampfwaffengattungen (ein Panzer-, ein Feldaufklärungs- und sieben mechanisierte Infanteriebataillone, darunter ein Ausbildungsbataillon für beide Brigaden) unterstellt sind aber Kampfunterstützungs- und Logistikverbände fehlen.
Die Kampfunterstützungs- und die Logistikregimenter wurden in Unterstützungszentren umgewandelt. Damit sind sie beide Kompetenzzentren und Depots für die Vorbereitung von Kontingenten, welche die Brigaden bei Übungen und Auslandseinsätzen unterstützen.
Das Dänische Heer hat neun Kampfeinheiten. Jede Brigade hat ein Ausbildungsbataillon (Uddannelsesbataljon) mechanisierter Infanterie. Die 1. Brigade ist grundsätzlich auf der Jütland-Halbinsel stationiert, ihr ist aber auch das einzige Feldaufklärungsbataillon unterstellt. Die restlichen sechs (das Panzerbataillon und fünf Panzerinfanteriebataillone) sind in Paaren gruppiert. Die Einheit von höherer Bereitschaft wird Kampfbataillon (Kampbataljon), die von niedriger Bereitschaft Kaderbataillon (Kadrebataljon) genannt.
Die 2018 beschlossenen Strukturreformen sehen neben der Gliederung und Aufgabenverteilung im Frieden zwei wesentliche Einsatzszenarien vor: Im Fall eines Krieges soll die 1. Brigade innerhalb von 180 Tagen zu einer vollwertigen, der Nato-Doktrin entsprechenden Kampfbrigade aufwachsen können. Der Schwerpunkt der 2. Brigade liegt für diesen Fall darauf, innerhalb von unter 30 Tagen ein leichtes Infanteriebataillon bzw. Jägerbataillon kampfbereit zu haben und im Übrigen weiter Ausbildung für den Ersatz des gesamten Heeres zu betreiben. Das zweite Einsatzszenario betrifft einen größeren, anhaltenden militärischen Konflikt unterhalb der Schwelle des Krieges. In diesem Fall soll die 1. Brigade nacheinander drei Einsatzgruppen in Bataillonsstärke für jeweils sechs Monate einsetzen können. Danach übernimmt die 2. Brigade für die nächsten 18 Monate mit dem gleichen Truppenansatz.[6]
Garnisonenunterstützungselement (Garnisons Støtte Element)
Jütländisches Dragonerregiment (Jydske Dragonregiment), in Holstebro
Musikkorps des Prinzen (Prinsens Musikkorps), in Skive
Schleswigsches Regiment zu Fuß (Slesvigske Fodregiment), in Haderslev
XXII Bataillon, Schleswigsches Regiment zu Fuß (XXII Bataljon, Slesvigske Fodregiment – Reservisteneinheit ohne eigenes Material), in Haderslev
Schleswigsches Musikkorps (Slesvigske Musikkorps), in Haderslev
Die Offizierschule des Heeres (Hærens Officerskole) ist in die Verteidigungsakademie Forsvarsakademiet in Kopenhagen eingegliedert. Das „Jägerkorps“, die Spezialkräfteeinheit für Landeinsätze, ist seit dem Jahr 2015 nicht mehr Teil des Heeres.
Heimwehr
Die Dänische Heimwehr (Hjemmeværnet) ist die vierte dänische Truppengattung und die Reservekomponente für die anderen drei – das Heer, die Marine und die Luftwaffe. Dafür ist sie auch intern in diesen Truppengattungen gegliedert. Die Heimwehr war bis 2016 in drei Totalverteidigungsbereichen (Totalforsvarsregioner (TFR)) organisiert. In diesem Jahr wurden sie auf zwei Landesteilbereichen (Landsdelsregion Øst og Vest, jeder von einem Oberst von dem Heer geführt und in sechs Distrikter erteilt) reduziert.[8] Das Heimwehrkommando (Hjemmeværnskommandoen (HJK)) untersteht in Friedenszeiten direkt dem Verteidigungsminister. Im Kriegsfall wird es im Gemeinsamen Verteidigungskommando integriert.
Die Heeresheimwehr (Hærhjemmeværnet (HHV)) ist in drei Waffengattungen gegliedert:
die Hauptkräfte sind einfach Heeresheimwehr genannt – sie sind die leichte Reserveinfanterie, die für die territoriale Sicherung und Überwachung verantwortlich ist.
die Polizeiheimwehr (Politihjemmeværnet (PHV)) ist die dänische Gendarmerie und damit ist sie zugleich dem Verteidigungsministerium und dem Justizministerium unterstellt.
die Betriebsheimwehr (Virksomhedshjemmeværnet (VHV)) ist eine Instandsetzungswaffengattung. Sie hat Eisenbahn-, Energie- und Telekommunikationsbetriebseinheiten. Seit dem 1. Januar 2017 ist sie nicht mehr eine eigenständige Heimwehrstruktur.[9]
Gliederung
Die Heeresheimwehr ist in Landsdelsregion Øst und Landsdelsregion Vest gegliedert. Jeder Landesteilsregion wird von einem Oberst des Heeres geführt. Landesteilsregion Ost und Landesteilsregion West beinhalten je sechs Distrikte, die von Majoren oder Oberstleutnanten des Heeres geführt werden. Es gibt zwei Sonderfälle. Im Osten ist die Heimwehr von Bornholm ein gemeinsames teilstreitkräfteübergreifendes Heimwehrkommando, das neben zwei Heeresheimwehrkompanien und eine Polizeiheimwehrkompanie auch eine Luftwaffenheimwehrstaffel und eine Marineheimwehrflottille beinhaltet (beide sind Kompanieäquivalente). Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Insel Bornholm von der Roten Armee befreit und nach dem Kriegsende wurde zwischen den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Sowjetunion vereinbart, das die Militärische Nutzung der Insel streng limitiert wird. Damit haben die Militäreinheiten auf Bornholm einen Sonderstatus. Ihre geringe Anzahl und die geringe Größe der Insel machen eine gemeinsame Struktur sinnvoller. Die geographische Situation der Insel Ærø ist ähnlich. Mit einer Oberfläche von nur 88 km² und von dem nationalen Verkehrsnetz isoliert sind die Heeresheimwehrkompanie, Luftwaffenheimwehrstaffel und die Marineheimwehrflottille in einer gemeinsamen Unterabteilung (Værnsfællesunderafdeling Ærø (VFUAER)) der Heeresheimwehr zusammengebracht.
Landesteilsregion Ost (Landsdelsregion Øst) (Stab in Kopenhagen)[10]
Heimwehrdistrikt Kopenhagen (Hjemmeværnsdistrikt København (HD København)) (Kopenhagen)
Heimwehrdistrikt Südseeland und Lolland-Falster (Hjemmeværnsdistrikt Sydsjælland og Lolland-Falster (HD Sydsjælland og Lolland-Falster)) (Stab in Stensved)
1 × Stabsheimwehrkompanie (Stabenhjemmeværnskompagni (STHVK)): STHVK Sydsjælland og Lolland-Falster
Sollten die vorhandenen Kräfte nicht ausreichen, stehen 34.400 Reservisten zur Verfügung. Diese haben in der Regel in den letzten drei Jahren ihren Wehrdienst absolviert und werden in der Regel bis zu drei Monate eingesetzt.
Eine wichtige Rolle im Reservewesen des Dänischen Heeres bilden die Hjemmeværnet (dt. Heimwehr).
Im Rahmen Lebensdauerverlängerung (Mid Life Extension, MLE) wurden die Wiesent 1 (Bergepanzer 2) des Dänischen Heeres 2022 und 2023 umfangreich modernisiert.[16]
Im Januar 2023 gab die Dänische Regierung bekannt, alle 19 bestellten CAESAR der Ukraine zu schenken. Die Haubitzen sollen schnellstmöglich durch ein neues Artilleriesystem ersetzt werden.[19]