Christine Schorn ist das dritte Kind des Schauspielerehepaares Peter Schorn und Alice Marianne Emilie Schorn, geborene Scheimer (Bühnenname: Elisabeth von Wielander). Nach der Flucht aus Prag über Salzburg wuchs Schorn zunächst in Kiel und ab Anfang der 1950er Jahre in Berlin auf.[1] Mit 16 Jahren entschloss sie sich, den Beruf der Eltern zu ergreifen und bewarb sich an der Schauspielschule. Da sie zunächst als zu jung abgelehnt wurde, arbeitete sie als Wäscherin und Verkäuferin und studierte dann von 1961 bis 1964 an der Staatlichen Schauspielschule Berlin-Niederschöneweide.[2]
Theater
Im Alter von 19 Jahren kam Schorn an das Deutsche Theater Berlin.[3] Sie debütierte im Herbst 1965 an der Seite von Dieter Mann, der ebenfalls sein Debüt gab, als Sima mit dem Jugendstück Unterwegs des sowjetischen Autors Wiktor Rosow, das von Hans-Diether Meves und Friedo Solter inszeniert wurde, zu sehen. In der Folgezeit spielte sie unter anderem die Recha in Nathan der Weise, Alkmene in Hacks’Amphitryon, Lady Milford in Kabale und Liebe, Jelena in Onkel Wanja und die Titelrolle in García LorcasDoña Rosita bleibt ledig oder Die Sprache der Blumen und die Herzogin von Friedland in Schillers Wallenstein. Von 1973 bis 1980 pausierte sie am Theater aus familiären Gründen. 1986 gab sie neben Ulrike Krumbiegel und Ulrich Mühe in Friedo Solters Inszenierung von Goethes Egmont die „deftig-treuherzige“[4] Mutter Klärchens.
Film und Fernsehen
Schorn debütierte 1965 als Essie in Helmut Schiemanns Fernsehfilm Der Teufelsschüler vor der Kamera. Für ihre Darstellung der Ingenieurin Bolzin in dem Fernsehzweiteiler Zeit ist Glück erhielt sie 1968 den Nationalpreis der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur.
Ihr Kinodebüt gab sie 1972 an der Seite von Jaecki Schwarz als junge Frau in Egon GünthersDEFA-Liebesfilm Der Dritte nach der Erzählung Unter den Bäumen regnet es immer zweimal des Autors Eberhard Panitz. In Lothar WarnekesAddio, piccola mia, einer filmischen Biografie über das Leben und Werk des Schriftstellers Georg Büchner, übernahm sie als Caroline Schulz die Rolle der Ehefrau des hessischen Offiziers und deutschen radikaldemokratischen Publizisten Friedrich Wilhelm Schulz. Mit Nachtspiele, dem Langfilmdebüt von Werner Bergmann, folgte 1979 für Schorn ihre erste Kino-Hauptrolle an der Seite von Horst Drinda. 1982 erfolgte ihre zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Warneke für dessen Filmproduktion Die Beunruhigung, in der sie die geschiedene Berliner Psychologin Inge Herold, die eines Tages einen Knoten in der Brust ertastet, verkörperte. Schorn und ihr Kollege Hermann Beyer wurden für die beste darstellerische Leistung in Kino und Fernsehen 1982 mit dem Preis der Filmkritik der DDR für das Jahr 1982 ausgezeichnet.[5] Im Jahr 1986 erhielt sie als Teil des Schauspielerkollektivs des Fernsehfilms Ernst Thälmann den Nationalpreis II. Klasse.
Nach der Wende konnte sie an ihre Karriere in der DDR nahtlos anknüpfen und war anfangs vor allem in Fernsehserien wie Polizeiruf 110 zu sehen. Bodo Fürneisen besetzte sie 1992 als ehemalige Sängerin Corinna an der Seite von Jutta Wachowiak, Walfriede Schmitt und Ursula Werner in dem Filmdrama Scheusal, das das Drama von vier Schwestern, die in den 1950er Jahren als Schlagersängerinnen zusammen auftraten, zeigt.
Im Mai 2016 erhielt Schorn für ihr Lebenswerk den „Goldenen Ochsen – Ehrenpreis des Filmkunstfests Mecklenburg-Vorpommern“,[8] die Laudatio hielt Dietmar Hochmuth. 2018 spielte sie in Florian Froschmayers Roadmovie Urlaub mit Mama an der Seite von Anja Kling die Rolle der Helga Zimmermann, die anlässlich ihres 75. Geburtstages von ihrer Tochter für einen Tagestrip nach Verona eingeladen wird.[9] In der ZDF-Verfilmung von Juli Zehs Gesellschaftsroman Unterleuten – Das zerrissene Dorf, die im März 2020 erstausgestrahlt wurde, übernahm sie die Rolle der Elena, der Frau des ehemaligen Großgrundbesitzers Rudolf Gombrowski (Thomas Thieme).[10] Im Januar 2021 war sie in Stubbe – Von Fall zu Fall: Tödliche Hilfe, einem Special der ZDF-Krimireihe Stubbe – Von Fall zu Fall mit Wolfgang Stumph in der Titelrolle, als russischstämmige Erzieherin Olga Müller, die einst Stubbes Tochter Christiane betreute und nun in kriminelle Machenschaften des Pflegedienstes verwickelt ist, zu sehen.[11] Im Februar 2022 spielte sie in Ute Wielands ARD-Spielfilm Eisland als Charlotte Horn eine betagte Rentnerin und einstige Kundin des Eisland-Lieferanten bzw. nun Frührentners Marko Wendrichs (Axel Prahl), die der Tiefkühlmann nach seinem Bandscheibenvorfall ebenfalls gerne weiter besucht.[12]
Christine Schorn war in erster Ehe mit ihrem Schauspielkollegen Klaus Manchen (* 1936), den sie während des gemeinsamen Schauspielstudiums kennengelernt hatte, verheiratet. In den 1970er Jahren war sie mit dem Schauspieler und späteren Hochschullehrer Christoph Felsenstein (* 1946) zusammen. Aus dieser Verbindung entstammt eine gemeinsame Tochter (* 1975).[13] Seit Anfang der 1980er Jahre war sie bis zu dessen Tod im Januar 2015[14] mit dem Produzenten Manfred Renger (1933–2015) verheiratet.[15] Sie lebt in Berlin.
2014: Hermann Bohlen: Lebensabend in Übersee (Sha Ji Jing Hou – Ein Huhn schlachten, um die Affen einzuschüchtern) – Regie: Hermann Bohlen/Judith Lorentz (Hörspiel – WDR)