Die erste Staffel unter der Regie von Sönke Wortmann spielt in den Jahren des maßgeblich an der Charité geprägten medizinischen Fortschritts am Ende des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht die Forschungsarbeit des „Bazillen-Vaters“ und Virologen Robert Koch. Erstausgestrahlt wurde die Staffel ab dem 21. März 2017 im Ersten.
Die vierte Staffel wurde beginnend mit dem 9. April 2024 erstmals ausgestrahlt und ist eine Zukunfts-Fiktion, die im heißen und trockenen Sommer des Jahres 2049 spielt.[7]
Die erste Staffel verbindet das Wirken von Rudolph Virchow, Emil Behring, Paul Ehrlich und Robert Koch, insbesondere die Entdeckung des Tuberkulins, mit der fiktiven Geschichte um die aus einem wohlhabenden Arzthaushalt stammende, aber verwaiste und in der Folge verarmte Pflegerin Ida Lenze.
Staffel 2
Die zweite Staffel springt in die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges. Der Krieg, die Naziherrschaft und das Wirken unter anderem des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch und des Psychiaters Max de Crinis an der Charité geben den historischen Rahmen für die fiktive Handlung um eine Medizinstudentin Anni Waldhausen, ihren Ehemann Artur Waldhausen und ihren Bruder Otto Marquardt.
Staffel 3
Die dritte Staffel beginnt um die Woche vor dem Mauerbau im Jahre 1961. Hierbei wird vor der Grenzschließung offensichtlich, wie sehr die Klinik durch Abwanderung der Ärzteschaft und des Pflegepersonals nach und nach immer mehr an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Auch innerhalb des Kollegiums treffen mit dem konservativen Frauenheilkundler Helmut Kraatz, der sozialistisch orientierten Kinderärztin Ingeborg Rapoport und dem fiktiven, sich nach der Freiheit des Westens sehnenden Curt Bruncken unterschiedliche Weltansichten aufeinander. In dieser Gemengelage muss die junge Ärztin Ella Wendt, die eigens von Senftenberg für die medizinische Grundversorgung herbeordert wurde, bei der renommierten Koryphäe auf dem Gebiet der Gerichtlichen Medizin, Otto Prokop, um ihre Forschungsmöglichkeiten kämpfen.
Staffel 4
Die vierte Staffel spielt im Hochsommer 2049. Es herrschen fast unmenschlich hohe Temperaturen, eine neue Gesundheitsreform spaltet die Gesellschaft und lässt die Solidarität untereinander schwinden. Die Charité ist weiterhin die Hochburg medizinischer Exzellenz und Forschung, modernst ausgestattet. In den sechs Folgen steht das Mikrobiom und dessen Aufschlüsselung im Zentrum.
Nur einen Tag nach der Erstausstrahlung der ersten Staffel gab die ARD bekannt, dass bereits an den Drehbüchern für die zweite Staffel geschrieben werde.[12] Die Dreharbeiten begannen Ende November 2017, Regie führte Anno Saul.[13]
Die zweite Staffel zeigt das Krankenhaus in der Zeit des Nationalsozialismus am Ende des Krieges. Wegen des großen Zeitsprungs wurde die gesamte Besetzung im Vergleich zur ersten Staffel ausgetauscht.[14]
Zur historischen Einordnung zeigte die ARD direkt nach den als Block gesendeten ersten beiden Folgen eine Dokumentation von Dagmar Wittmers, Die Charité – Medizin unterm Hakenkreuz, in der Medizinhistoriker über die von den Nationalsozialisten angestrebte rassistische Pseudomedizin und deren Förderung durch viele Ärzte berichten. Auch auf die Personalpolitik der Charité-Leitung wird eingegangen.
Die Premiere fand am 28. Januar 2019 im Berliner Zoo Palast statt.[15]
Staffel 4
Die Staffel wurde nach Drehbüchern von Tanja Bubbel und Rebecca Martin, unterstützt von medizinischer Fachberatung, entwickelt. Die Dreharbeiten für die neue Staffel haben unter der Regie von Esther Bialas hauptsächlich in Lissabon stattgefunden.[16]
Die Erstausstrahlung des ersten und zweiten Teils von Charité am 21. März 2017 wurde in Deutschland von 8,32 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 25,5 % für Das Erste.[17] Das war der erfolgreichste Serien-Neustart seit über 25 Jahren.[18]
Im April 2018 sicherte sich der Online-Stream-Dienst Netflix die Ausstrahlungsrechte. Die Serie ist seitdem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in den englischsprachigen Ländern USA, Kanada und Großbritannien sowie in den Benelux-Staaten, in Skandinavien und Osteuropa Teil des Netflix-Angebots.[18]
Die im Anschluss an die ersten beiden Folgen gezeigte Dokumentation „Die Charité – Medizin unterm Hakenkreuz“ von Dagmar Wittmers wurde von 3,82 Millionen Zuschauern gesehen, was einem Marktanteil von 14,4 % entsprach.[23] Alle Folgen der ersten und zweiten Staffel sind in der ARD-Mediathek verfügbar. Dort verzeichnete die Serie (Stand: 23. Februar 2019) bisher 2,2 Millionen Abrufe.[28]
Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité, lobte die Umsetzung des Filmprojekts:
„Ich bin begeistert von der großartigen Zusammenarbeit und dem überzeugenden Ergebnis dieses außergewöhnlichen Filmprojekts. […] Die Charité ist stolz, dass diese medizinhistorisch bedeutenden Ereignisse nun filmisch aufgearbeitet und einem breiten Publikum nähergebracht werden.“
Der Arzt, Historiker, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor Werner Bartens sieht das Ergebnis kritischer:
„Dieses aufwendige Fernsehspektakel ist heillos überfrachtet. […] Burschenherrlichkeit, Frauenstudium, lesbische Liebe und Zilles ‚Milljöh‘ werden […] mitverhandelt. Man würde sich nicht wundern, wenn per Zeitreise Mauerfall, Kreuzberger Krawalle zum 1. Mai und die Mütter vom Prenzlauer Berg auch einen Kurzauftritt hätten. Hier wird schlicht zu viel des Guten in sechs Folgen gepackt. Übertherapie heißt das in der Medizin und den meisten Patienten bekommt das gar nicht gut.“
„Selbst der Tod aber bleibt ein erzählerischer Mitnahmeeffekt, richtig dramatisch wird es nie. Allzu viele Handlungsstränge wollen verfolgt und miteinander verflochten werden. […] Der Wille zum großen und akkuraten Sittengemälde bleibt spürbar, verstimmt aber auf Dauer. Was nicht heißt, dass die Konzentration auf eine Liebesgeschichte und einen Krankheitsüberträger dem Projekt gutgetan hätte. Vielleicht haben sich einfach die Sehgewohnheiten verschoben. Das Heil läge dann nicht in der Beschränkung, sondern in der Erweiterung und Entzerrung. ‚Charité‘ nicht als Sechsteiler im Fernsehen, sondern über zwölf Episoden auf einem Streaming-Dienst – das wär’s.“
„Die Serie zeigt die Hin- und Hergeworfenheit der Helden in einer Zeit, in der auf der einen Seite bahnbrechende Erfindungen wie die Elektrizität und das Telefon das Leben revolutionieren, auf der anderen Seite aber blinde Kaisertreue und eine fast schon mittelalterliche Schicksalsergebenheit herrschen. […] Trotz Reifrockgeraschel und Hufgeklapper ist Charité in seinen guten Momenten das, was man unter dem Bildungs- und Unterhaltungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen verstehen kann: dem Zuschauer einen spannenden Topos wissenschaftlich fundiert und fiktional ausgestaltet nahezubringen.“
„Die sechs 50-Minüter sind prall gefüllt mit realen Biographien, mit Geschichten aus der medizinischen Forschung und der Krankenpflege, es geht um Gefühle, Liebe, geheime Leidenschaften, um Machtkämpfe, mangelnde Anerkennung, um eine völlig unzureichende Patientenversorgung, um autoritäre Strukturen, strenge Sitten. Die thematisch hoch interessante Serie von Sönke Wortmann nach den Büchern von Dorothee Schön & Sabine Thor-Wiedemann gibt ein umfassendes Bild vom Leben im Kaiserreich. Dass der Serie der magische Sog fehlt, ist kein Wunder bei der viel zu knapp bemessenen Sendezeit für dieses komplexe Projekt. So müssen die Figuren in ihrem narrativen Korsett verharren und dürfen zu wenig Eigen-Sinn entwickeln. „Charité“ ist ernsthaft, setzt mehr auf historische Fakten als auf Fiction. Format und Machart sind dem Sendeplatz & den Sehgewohnheiten des öffentlich-rechtlichen Publikums geschuldet.“
„Der Serie gelingt es stimmig, mittels des umfangreichen Personals der Serie ein facettenreiches Zeitbild zu entwerfen und die ethischen Konfliktlinien sichtbar zu machen.“
Thomas Schlich: The Knick and Die Charité: Historical Hospital Series and the History of Medicine. In: Medical history. Band62, Nr.2, 2018, S.266–268, doi:10.1017/mdh.2018.19 (englisch).
↑ abFabian Riedner: Primetime-Check: Dienstag, 21. März 2017. In: Quotenmeter.de. 22. März 2017, abgerufen am 22. März 2017: „Die neue ARD-Serie «Charite» hat am Dienstagabend Zuschauerzahlen geholt, die man im fiktionalen Bereich sonst nur noch vom «Tatort» kennt und ist jetzt schon eine der ganz großen Überraschungen des Jahres.“
↑Sidney Schering: Primetime-Check: Dienstag, 28. März 2017. In: Quotenmeter.de. 29. März 2017, abgerufen am 29. März 2017: „Mit 24,8 und 15,2 Prozent Marktanteil fielen die Quoten herausragend aus […]“
↑Sidney Schering: Primetime-Check: Dienstag, 4. April 2017. In: Quotenmeter.de. 5. April 2017, abgerufen am 5. April 2017: „[…] dies führte zu hervorragenden 21,6 Prozent.“
↑Sidney Schering: Primetime-Check: Dienstag, 18. April 2017. In: Quotenmeter.de. 19. April 2017, abgerufen am 19. April 2017: „Den Tagessieg sicherte sich erneut «Charité» […]“
↑ abVeit-Luca Roth: Primetime-Check: Dienstag, 19. Februar 2019. In: Quotenmeter.de. 19. Februar 2019, abgerufen am 20. Februar 2019: „Wie viele Zuschauer schalteten die Doppelfolge «Charité» ein? […]“
↑Sidney Schering: Primetime-Check: Dienstag, 26. Februar 2019. In: Quotenmeter.de. 26. Februar 2019, abgerufen am 27. Februar 2019: „Das Erste zeigte zur besten Sendezeit «Charité» […]“
↑Veit-Luca Roth: Primetime-Check: Dienstag, 13. März 2019 (sic!). In: Quotenmeter.de. 13. März 2019, abgerufen am 13. März 2019: „Gelang «Das Ding des Jahres» erneut der Tagessieg? Konnte «Charité» im Ersten mithalten? […]“
↑ abFabian Riedner: Primetime-Check: Dienstag, 12. Januar 2021. In: Quotenmeter.de. 13. Januar 2021, abgerufen am 14. Januar 2021: „Wie schlug sich das ZDF mit einer Nazi-Dokumentation? Punktete VOX mit «Hot oder Schrott»?“
↑Fabian Riedner: Primetime-Check: Dienstag, 9. April 2024. In: Quotenmeter.de. 10. April 2024, abgerufen am 21. Mai 2024: „Punktete VOX mit «Herz an Bord»? Und wie lief «The Nice Guys» bei Kabel Eins?“
↑Fabian Riedner: Primetime-Check: Dienstag, 10. April 2024. In: Quotenmeter.de. 11. April 2024, abgerufen am 21. Mai 2024: „Wie schlug sich das Staffelfinale von «Kühlschrank öffne dich!» in Sat.1? Wie viele Zuschauer überzeugte der Auftakt...“
↑Fabian Riedner: Primetime-Check: Dienstag, 11. April 2024. In: Quotenmeter.de. 12. April 2024, abgerufen am 21. Mai 2024: „War «Charité» am Ende doch noch ein Erfolg? Punktete ProSieben mit «Germany’s Next Topmodel»?“
↑Werner Bartens: Warum nicht noch der Mauerfall oder die Kreuzberger Krawalle? In: Süddeutsche Zeitung. 21. März 2017, abgerufen am 28. Oktober 2021: „In "Charité" von Sönke Wortmann muss der Zuschauer das verschmerzen, was in der Medizin Übertherapie heißt – zu viel von dem, was verträglich ist.“
↑Carolin Ströbele: Das Labor des Dr. Koch. In: Zeit Online. 21. Februar 2017, abgerufen am 20. März 2017: „Keine Halbgötter, sondern Götter: Sönke Wortmanns Krankenhausserie "Charité" zeigt die Wissenschaftler Robert Koch und Rudolf Virchow als Superstars ihrer Zeit.“