1880 reiste Doyle als Schiffsarzt auf dem WalfängerHope in die Arktis, ein Jahr später auf der Mayumba nach Westafrika. Von 1882 bis 1890 führte er eine Arztpraxis in Southsea bei Portsmouth. In seiner Freizeit verfasste er auch schon erste literarische Werke. 1883 verfasste er in Portsmouth seinen ersten Roman, The Narrative of John Smith (s. u.), der jedoch unvollendet und unveröffentlicht blieb und erst 2011 publiziert wurde. 1887 veröffentlichte er die erste Geschichte über den DetektivSherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson: A Study in Scarlet (dt.Eine Studie in Scharlachrot).
Schriftstellerei
Dieser Abschnitt steht im Widerspruch zu den Informationen aus dem Artikel Joseph Bell (Mediziner)#Leben. Bitte beteilige dich an der Diskussion und entferne gegebenenfalls diesen Baustein.
Die deduktive und kriminalanalytische Methode ist bezeichnend für die Figuren Doyles. Er, selbst Arzt, dachte sich die Rolle des Dr. Watson zu. Sherlock Holmes stattete er mit Eigenschaften seines Lehrers an der Edinburgher Universität, Joseph Bell, aus. Die von Doyle in seinen Romanen beschriebenen Methoden der Kriminalistik, beispielsweise die Daktyloskopie, waren den Polizeimethoden ihrer Zeit voraus. Dies gilt insbesondere für die grundsätzlich wissenschaftlich orientierte Methodik bei der Verbrechensuntersuchung.
1890 erschien sein Roman The Firm of Girdlestone (1890), in dem er ein Bild seiner Heimatstadt Edinburgh im Zeitalter des Imperialismus zeichnete. Vater und Sohn Girdlestone & Co. betreiben einen lukrativen Afrikahandel mit schlecht instandgehaltenen Segelschiffen.
Im gleichen Jahr ging Doyle nach London. Ab 1891 konnte er seinen Lebensunterhalt durch die Schriftstellerei bestreiten, nachdem im selben Jahr die erste Detektiverzählung A Scandal in Bohemia (dt. Ein Skandal in Böhmen) im The Strand Magazine erschienen war.
1893 entschied Conan Doyle, das Leben seines Protagonisten Holmes zu beenden, da das regelmäßige Verfassen neuer Holmes-Geschichten zu viel seiner Zeit in Anspruch nahm und er seine schriftstellerische Arbeit auf andere Werke konzentrieren wollte. Es kam zu Protesten seines Publikums.[1] Die Mutter des Schriftstellers, eine begeisterte Leserin der Geschichten, versuchte vergeblich, ihn von dem Vorhaben abzubringen. In der Erzählung The Final Problem (dt. Das letzte Problem) stürzt Sherlock im Kampf mit seinem Widersacher Professor Moriarty die Reichenbachfälle bei Meiringen in der Schweiz hinab und wird von Watson für tot erklärt.
Mit historischen Romanen wie Rodney Stone, Sir Nigel und The White Company hatte Doyle weniger Erfolg, er selbst hielt sie für seine besten Arbeiten. Aus dieser Zeit stammen auch mystische Novellen wie The Parasite (1894) und Mystery of the Cloomber (1895).
Im Jahr 1899 ging Doyle nach Südafrika, um im Zweiten Burenkrieg ärztlichen Dienst zu tun und als Berichterstatter für verschiedene Zeitungen zu arbeiten. Für seine Propagandatätigkeit in seinem 1900 veröffentlichten Buch The Great Boer War (dt. Der große Burenkrieg) wurde er 1902 als Knight Bachelor geadelt.
Um 1900 erkrankte Doyle an Typhus und machte eine Reise nach Norfolk. Dort lernte er Fletcher Robinson kennen, der aus Devonshire kam und im Dartmoor aufgewachsen war. Robinson erzählte Doyle alte Legenden über seine Heimat, darunter einige Gruselgeschichten um einen Geisterhund. Diese inspirierten Doyle, einen Roman zu schreiben, in dem ein Geisterhund eine Familie bedroht. Doyle reiste ins Dartmoor, um die reale Atmosphäre einzufangen. Dort wurde ihm klar, dass er einen Helden in der Form eines Detektivs brauchte, der die mysteriösen Vorgänge untersuchte. Er entschloss sich, auf seine Figur Sherlock Holmes zurückzugreifen, obwohl er die Reihe 1893 für beendet erklärt hatte. Der Roman sollte demzufolge vor Holmes’ Tod in der letzten Kurzgeschichte spielen.
Der große Erfolg des 1901/1902 im Strand Magazine, 1902 als Buch erschienenen Romans The Hound of the Baskervilles (dt. oft Der Hund von Baskerville, eigentl. Der Hund der Baskervilles) veranlasste Doyle, Sherlock Holmes’ Tod in der auf den Roman folgenden Kurzgeschichte The Empty House (dt. Das leere Haus) von 1905 literarisch zu revidieren.
1902 veröffentlichte er zwei Bücher über den Burenkrieg, an dem er als Kriegsberichterstatter teilnahm. Dabei zeigte er zunächst offen imperialistische Neigungen.[3]
Ab 1906 setzte er sich in mehreren Zeitungsartikeln erfolgreich für die Rehabilitierung des indischstämmigen Advokaten George Edalji ein, der zu Unrecht wegen Verstümmelung mehrerer Pferde, Schafe und Kühe verurteilt worden war und drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Für den Plausibilitätsnachweis der Unschuld Edaljis bediente Doyle sich seiner medizinischen Kenntnisse.
Doyle hatte die Bekanntschaft des britisch-irischen Diplomaten Roger Casement gemacht, dessen Bericht über die katastrophalen Zustände im Kongo-Freistaat des belgischen Königs Leopold II. 1904 publiziert worden war.[4] Nachdem sich die Zustände trotz Übergabe der königlichen Privatkolonie an den belgischen Staat nicht verbessert hatten, verfasste Doyle eine viel beachtete Streitschrift über Das Congoverbrechen,[5] in der er den König als Hauptverantwortlichen bezeichnete.
In der folgenden Zeit erschuf Conan Doyle seine zweite sehr populäre Figur, Professor Challenger. Die vergessene Welt, in der sie zum ersten Mal auftaucht, wurde 1912 publiziert und wird als sein bekanntester Roman neben der Sherlock-Holmes-Reihe angesehen. Doyles während des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Texte setzen sich teilweise kritisch mit dem Deutschland der damaligen Zeit auseinander. Im Oktober 1918, wenige Monate vor dem offiziellen Kriegsende, starb sein Sohn Kingsley an der Spanischen Grippe. Doyle begann sich daraufhin verstärkt Zukunftsromanen in der Tradition von Jules Verne sowie dem Spiritismus und Mystizismus zu widmen und unternahm dazu auch Vortragsreisen (u. a. in die USA und nach Südafrika).
Unter anderem machte er die sogenannten Feen von Cottingley bekannt, gefälschte Fotos von Feen, an deren Echtheit er fest glaubte, filmisch umgesetzt 1997 in Der Elfengarten. Für Schlagzeilen sorgte seine öffentliche Kontroverse mit dem Zauberkünstler Harry Houdini.[6] Die Freundschaft zwischen Doyle und Houdini zerbrach an zu unterschiedlichen Vorstellungen über den Spiritismus – Doyle akzeptierte diverse Medien als echt und glaubte, Houdini selbst habe übernatürliche Fähigkeiten, während Houdini nach eigener Aussage zeitlebens keine Séance erlebte, deren Effekte er nicht mit Zaubertricks hätte nachmachen können.
Der Schriftsteller war zweimal verheiratet, von 1885 bis zu ihrem Tod 1906 mit Louisa (Louise) „Touie“ Hawkins und von 1907 bis zu seinem Tod mit Jean Leckie. Aus seiner ersten Ehe stammten seine Kinder Kingsley und Mary, aus seiner zweiten die Söhne Denis, Adrian und Tochter Jean, genannt „Billie“. Doyle wurde am 11. Juli 1930 auf seinem Grundstück neben der Gartenhütte, die er sich als Schreibraum hatte errichten lassen, beigesetzt.[8] Seine Frau fand nach ihrem Tod 1940 ihre Ruhestätte neben ihrem Mann. Nachdem das Grundstück 1955 verkauft worden war, wurden die sterblichen Überreste des Paares auf den All Saints Churchyard der All Saints Church des kleinen Ortes Minstead unter eine alte Eiche umgebettet.[8] Das Grab ist bis heute dort erhalten.[9][10]
Am 23. März 1894 überquerte er in einem gewagten Unternehmen auf Skiern die Maienfelder Furgga von Davos nach Arosa, wobei er von zwei Einheimischen, den Brüdern Tobias und Johann Branger, begleitet wurde. Das Ereignis trug dazu bei, den Skisport in England zu popularisieren. Es wurde gut hundert Jahre später vom ORF in einem Fernsehfilm nachgestellt, basierend auf Conan Doyles Artikel An Alpine Pass on ’Ski’, veröffentlicht im Strand Magazine im Dezember 1894.[12]
Doyle spielte Fußball als Torwart für den Amateurverein Portsmouth Association Football Club. Er verwendete hierbei das PseudonymA.C. Smith.[13] Er war auch ein begeisterter Cricketspieler und wurde zwischen 1899 und 1907 zehnmal vom berühmten Marylebone Cricket Club (MCC) in der ersten Mannschaft eingesetzt.[14] Als Golfspieler war er 1910 Mannschaftskapitän des Crowborough Beacon Golf Club, East Sussex.[15] Er initiierte auch den Bau des Golfplatzes in Davos während seiner Aufenthalte dort 1893–1895.[16]
Bei den Olympischen Spielen 1908 in London berichtete Arthur Conan Doyle für die Zeitung Daily Mail über den Marathonlauf. Dorando Pietri hatte als erster das Ziel erreicht, doch da Kampfrichter und Ärzte ihm über die Ziellinie halfen, wurde der Läufer disqualifiziert. Doyles ausführlicher und emotionaler Bericht in der Daily Mail vom 25. Juli 1908 über den Zieleinlauf des geschwächten Italieners und ein gleichzeitig mit seinem Artikel veröffentlichter Leserbrief, in dem Doyle zu Spenden für Pietri aufrief, sind die Grundlage eines der bekanntesten Mythen der modernen Olympischen Spiele.
Doyles großes Engagement führte zu der weit verbreiteten, aber unwahren Legende, Doyle selbst habe Pietri über die Ziellinie geholfen. Dr. Michael Bulger, der auf einem Foto als Helfer zu sehen ist, wurde hierbei oft für Doyle gehalten.[17]
Uncle Bernac: A Memory of the Empire. 1897 (dt. Napoleon Bonaparte – Aufzeichnungen eines französischen Edelmannes. Verlag F. Moeser Nachf., Leipzig/Berlin 1920)
Sir Nigel. 1906 (dt. Sir Nigel. Übersetzt von Nadine Erler. Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2014.)
Essays
The War in South Africa: Its Cause and Conduct. 1902
The Case of Oscar Slater. 1908
Sachbücher
The Great Boer War. Smith, Elder, London 1900. Archive
The Crime of the Congo., Doubleday, Page & Co. New York 1909. Archive, deutsche Fassung Das Congoverbrechen. i. A.[19]
The History of Spiritualism. 1926
Weitere Werke (Auswahl)
Abenteuerromane:
The Mystery of Cloomber. 1888
Abenteuer des Brigadier Gerard, im Sommer 1907 veröffentlicht als Fortsetzungsroman im Hannoverschen Courier
Erzählungen für junge Leser:
The Mystery of Sasassa Valley. 1879 (dt. Das Geheimnis von Sasassa Valley)
The mystery of uncle Jeremys household. 1887 (dt. Das Geheimnis um Onkel Jeremys Haushalt)
Mystische Erzählungen:
J. Habakuk Jephson's Statement. 1884 (dt. Variation um das Geheimnis der Mary Celeste)
The Parasite. 1894
Autobiografische Werke:
Memories and Adventures. 1924, (dt. Erinnerungen und Abenteuer – Eine Autobiographie. Verlag 28 Eichen, Barnstorf 2017)
Dangerous Work. Diary of an Arctic Adventure. 2012. (dt. „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“ – Tagebuch einer arktischen Reise)
Literatur
Biografien
Andrew Lycett: Conan Doyle : The man who created Sherlock Holmes. Weidenfeld & Nicolson, London 2007, ISBN 978-0-297-84852-3.
Daniel Stashower: Sir Arthur Conan Doyle – Das Leben des Vaters von Sherlock Holmes. (OT: Teller of Tales: The Life of Arthur Conan Doyle. 2001). Baskerville Bücher, Köln 2008, ISBN 978-3-930932-04-7.
Einzelaspekte
Klauspeter Bungert: Annotiertes Werkverzeichnis. In: Sir Arthur Conan Doyle: Das Spukhaus. Verlag 28 Eichen, Barnstorf. 2018 [1]
Heiko Postma: „Exzellent!“ rief ich. – „Elementar“, sagte er. Über Sherlock Holmes & Doktor Watson nebst einigen Beobachtungen zu Sir Arthur Conan Doyle sowie einem Anhang mit drei Holmes-Episoden außerhalb des Kanons. jmb-Verlag, Hannover 2008, ISBN 978-3-940970-03-9.
Bernd Stiegler: Spuren, Elfen und andere Erscheinungen. Conan Doyle und die Photographie. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-075145-4.
Gleithölzer aus Ulmenholz, 8 Fuss lang und 4 Zoll breit. In: Ueli Haldimann (Hrsg.): Hermann Hesse, Thomas Mann und andere in Arosa – Texte und Bilder aus zwei Jahrhunderten. AS Verlag und Buchkonzept, Zürich 2001, ISBN 3-905111-67-5, S. 45–51.
Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft (Hrsg.): Die Abenteuer zweier britischer Gentlemen in der Schweiz – Auf den Spuren von Sir Arthur Conan Doyle und Sherlock Holmes. DSHG Verlag, Ludwigshafen am Rhein 2016, ISBN 978-3-00-052252-9.
Donald H. Tuck: The Encyclopedia of Science Fiction and Fantasy through 1968. Advent, Chicago 1974, ISBN 0-911682-20-1, S. 147 f.
Rosemary Herbert: Doyle, Arthur Conan. In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 218–221.
↑Arthur Conan Doyle: Memories and Adventures. Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-282639-8, S. 222.
↑Arthur Conan Doyle: Memories and Adventures. John Murray, 1924.
↑Conan Doyle and the Olympics. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) Artikel über Conan Doyles Rolle beim Zieleinlauf von Dorando Pietri bei den Olympischen Spielen 1908. Peter Lovesey, in: Journal of Olympic History, Dezember/Januar 2002, Vol. 10, Nr. 1, S. 6–9 (PDF, 197 kB)
↑Antoine Fouquet, Philippe J.R. Kok, Renato Sousa Recoder, Ivan Prates, Agustin Camacho, Sergio Marques-Souza, José Mario Ghellere, Roy W. McDiarmid, Miguel Trefaut Rodrigues: Relicts in the mist: Two new frog families, genera and species highlight the role of Pantepui as a biodiversity museum throughout the Cenozoic. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band191, Februar 2024, S.107971, doi:10.1016/j.ympev.2023.107971.