Der Markt Burgheim liegt in der Planungsregion Ingolstadt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom Donautal – die Ortsmitte ist 4 km vom Donau-Kraftwerk Bertoldsheim entfernt – zu den flachen, tertiären Höhen der Aindlinger Terrassentreppe.
Gemeindegliederung
Es gibt 17 Gemeindeteile (in Klammern sind der Siedlungstyp und die Einwohnerzahlen, Stand 1. Januar 2017, angegeben):[2][3]
Burgheim war archäologischen Ausgrabungen zufolge spätestens in der mittleren bis späten Bronzezeit (ca. 1600 bis 1300 v. Chr.) besiedelt, Gemeindeteile wie zum Beispiel Dezenacker bereits um 5000 v. Chr. in der Jungsteinzeit.
Die Römer errichteten um 40 n. Chr. hinter dem heutigen Schurihaus ein Holz-Erde-Kastell, aus dem sich im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. eine römische Siedlung entwickelte, die bis ins 2. Drittel des 3. Jahrhunderts bestand. Vermutlich um 300 n. Chr. wird auf dem Kirchberg aus Steinquadern ein spätrömisches Kastell errichtet, das archäologisch nachgewiesen ist und mit dem schriftlich überlieferten Parrodunum gleichgesetzt wird. Trifft dies zu, wäre in Burgheim die etwa 120 Mann starke Truppeneinheit Cohors prima Herculea Raetorum stationiert gewesen.
Gräber links und rechts der Donauwörther Straße sowie Siedlungsfunde im Ortskern mit der bekannten „Burgheimer Ware“, einem hier zum ersten Mal entdeckten Keramiktyp, belegen eine relativ dichte Besiedlung im frühen Mittelalter (6. bis 10. Jahrhundert). Auch die meisten der heutigen Gemeindeteile haben ihre Siedlungsursprünge in dieser Zeit.
Um 1147 wird Burgheim in einer Urkunde des Klosters Indersdorf zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Der Name Burgheim = Heimstätte an einer Burg ist auf die damals noch sichtbaren römischen Kastellreste zurückzuführen, die als Burg bezeichnet wurden, ähnlich wie in Neuburg oder Regensburg.
Spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts erhält Burgheim seinen Marktstatus. Der früheste Beleg findet sich in einer Eichstätter Urkunde vom 2. Oktober 1326. Mit der Erhebung zum Markt dürfte auch das bis heute kaum veränderte Wappen mit Mauer und Turm entstanden sein.
Vom 11. Jahrhundert bis um 1342 stand Burgheim unter der Herrschaft der „Grafen von Lechsg(e)münd“, später „Lechsg(e)münd-Graisbach“ genannt. Eine Burganlage oder ein anderer Adelssitz konnte aber bis heute nicht in Burgheim nachgewiesen werden. Sicher ist, dass Graf Berthold zusammen mit seiner Frau Adelheid im Jahre 1240/41 mit frommen Burgheimerinnen (vermutlich Beginen) das Zisterzienserinnen-Kloster in Niederschönenfeld gründete. Um 1342 fällt das Lechsgmünd-Graisbachsche Gebiet an das Herzogtum Neuburg. Burgheim gelangt zum Landvogtamt Neuburg, trägt aber fortan den zweiten Ortsnamen „Grafenburgheim“, der bis 1937 (!) benutzt wird. Bei der dritten bayerischen Landesteilung im Jahre 1392 kommt Burgheim wie auch Neuburg zum Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt, 1445 zum Teilherzogtum Bayern-Landshut.
Ab 1509 gehört Burgheim rund 300 Jahre lang zum Fürstentum Pfalz-Neuburg und ist damit Grenzort zum nahen Baierischen (Herzogtum Oberbayern), das an der Brücke nach Staudheim begann. Während des Dreißigjährigen Krieges wüten die Schweden 1632/1633 auch in Burgheim und zerstören die Pfarrkirche. 1646 wird in Burgheim eine Rosenkranzbruderschaft gegründet, die bis in die 1940er-Jahre existierte. 1649/50 rafft die Pest 174 Burgheimer dahin, so dass man eine bis heute bestehende Wallfahrt nach Mauern gelobte.
Handwerksurkunden aus dem 16. und 17. Jahrhundert belegen zwar eine rege wirtschaftliche Tätigkeit als regionales Zentrum mit regelmäßigen Markttagen, doch bleibt die Landwirtschaft, ob im Haupt- oder Nebengewerbe, bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg die Existenzgrundlage der meisten Einwohner.
1806 gelangt Burgheim zum Königreich Bayern, das zunächst in Kreise, die späteren Regierungsbezirke, eingeteilt wird. Burgheim kommt zum neu geschaffenen, aber kurzlebigen Altmühlkreis. Nach dessen Auflösung im Jahre 1810 gehört man zum Oberdonaukreis, der 1838 in „Schwaben und Neuburg“ umbenannt wird.
Mit der Gebietsreform von 1972 gelangte Burgheim zusammen mit Neuburg a. d. Donau vom Regierungsbezirk Schwaben zum Regierungsbezirk Oberbayern, vom Landkreis Neuburg a. d. Donau in den neu gebildeten Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Im Zuge dieser Gebietsreform wurde am 1. Januar 1972 die Gemeinde Ortlfing (mit Gemeindeteil Biding) eingegliedert. Am 1. Juli 1972 kamen Dezenacker, Moos, Illdorf (mit Gemeindeteil Längloh) und Wengen (mit Gemeindeteilen Eschling und Hirst) hinzu.[4] Am 1. Oktober 1973 folgte Straß (mit der Einöde Langenwiedmühle). Leidling wurde am 1. Juli 1975 zu einem Gemeindeteil des Marktes Burgheim. Mit Kunding wurde am 1. Juli 1976 die Reihe der Eingemeindungen abgeschlossen.[5]
Einwohnerentwicklung
01.12.1840: 2.518 Einwohner
01.12.1871: 2.672 Einwohner
01.12.1900: 2.628 Einwohner
16.06.1925: 3.197 Einwohner
17.05.1939: 3.090 Einwohner
13.09.1950: 4.308 Einwohner
06.06.1961: 3.596 Einwohner
27.05.1970: 3.783 Einwohner
25.05.1987: 4.056 Einwohner
09.05.2011: 4.504 Einwohner
2012: 4.521 Einwohner
2013: 4.500 Einwohner
2014: 4.566 Einwohner
2015: 4.637 Einwohner
2016: 4.654 Einwohner
2017: 4.626 Einwohner
2018: 4.598 Einwohner
2019: 4.551 Einwohner
2020: 4.525 Einwohner
2021: 4.524 Einwohner
2022: 4.651 Einwohner
Quelle: BayLfStat
Zwischen 1988 und 2019 wuchs der Markt von 4139 auf 4551 um 412 Einwohner bzw. um 10,0 %.
Zur Pfarreiengemeinschaft Burgheim gehören die Pfarreien St. Cosmas und Damian in Burgheim, St. Johannes Baptist in Illdorf, St. Georg in Leidling, St. Stephanus in Ortlfing und Mariä Himmelfahrt in Straß.
Der Gemeindeteil Dezenacker mit seiner Pfarrkirche St. Elisabeth ist Teil der Pfarreiengemeinschaft Sinning, einem Ort in der östlichen Nachbargemeinde Oberhausen. Der Gemeindeteil Kunding ist eine Filiale der Pfarrei Gempfing und mit ihr Teil der Pfarreiengemeinschaft Bayerdilling.
Burgheim war früher ein eigenes Landkapitel, das Erzbischof Antonius von Steichele, damals noch Domkapitular, 1864 ausführlich mit den damals zugehörigen 19 Pfarreien beschrieben hat.[6]
Politik
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit Mai 2014 Michael Böhm (CSU); er wurde am 15. März 2020 mit 57,5 % für weitere sechs Jahre gewählt. Seine Vorgänger waren Manfred Ludwig (CSU, 1972–1996)[7][8] und Albin Kaufmann (1996–2014, Freie Wähler Bürgerblock).[9]
Gemeinderat
Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder und 2 Ortssprecher für die Gemeindeteile Kunding und Leidling:
Blasonierung: In Silber auf grünem Boden ein roter Zinnenturm auf durchgehender roter Zinnenmauer mit offenem Tor.[10]
Dieses Wappen wird seit der Mitte des 14. Jahrhunderts geführt.
Wappenbegründung: Zinnenturm und Zinnenmauer ergeben ein für den Ortsnamen redendes Bild und versinnbildlichen gleichzeitig die spätestens im 12. Jahrhundert von den Grafen von Lechsgemünd-Graisbach auf dem Kirchberg erbaute Burg. Möglicherweise stellt die Wappenfigur auch das im 18. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgebrochene Obere Tor dar. Der Beginn der Siegelführung steht wohl mit der Verleihung von Marktprivilegien in Verbindung. Burgheim wird 1326 erstmals als Markt genannt (freundliche Mitteilung von Dr. Marcus Prell, Neuburg an der Donau). Das Siegel mit der Burg ist in Abdrucken seit 1344 bekannt und bleibt bis Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend unverändert. Im 19. Jahrhundert kommt aufgrund der Schraffierung des Dienstsiegels von 1837 eine Tingierung in den bayerischen Landesfarben Silber und Blau in Gebrauch (silberne Burg im blauen Feld). Diese Farben entsprechen zugleich den Farben der Grafen von Graisbach, die im Mittelalter bis 1342 die Ortsherrschaft innehatten. Dennoch hat sich im 20. Jahrhundert die heutige Farbgebung in Silber und Rot durchgesetzt.
Auf diversen amtlichen Darstellungen findet sich unter dem Wappen die Jahreszahl 1336, dem bis 2020 vermuteten Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung als Markt. Diese erste urkundliche Erwähnung wurde 2020 widerlegt. Seitdem trägt das offizielle Wappen – wie früher auch – keine Jahreszahl.
Als inoffizielle Gemeindefahne wird eine weiß-blaue Flagge in Verbindung mit dem Gemeindewappen verwendet.[11]
Die heimatgeschichtlichen Ausstellungen im Untergeschoss des Rathauses sowie in der „Alten Apotheke“ gegenüber dem Rathaus zeigen die Siedlungsgeschichte mit Funden vom Neolithikum bis zum Mittelalter. Verantwortlich ist der gemeindenahe Heimatgeschichtliche Verein Burgheim e. V.
2017 gab es in der Gemeinde 1251 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 1986 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Auspendler um 735 Personen größer als die der Einpendler. 40 Einwohner waren arbeitslos.
Unternehmen
Gewerblich ist die Marktgemeinde geprägt durch breit aufgestellte Mittelstands- und Handwerksbetriebe. Zu den größeren Firmen zählen:
2016 gab es 91 landwirtschaftliche Betriebe. Diese bewirtschafteten insgesamt eine Fläche von 3326 ha. Von der Gemeindefläche sind 8,8 % (444 ha) bewaldet.
Verkehr
Durch das Gemeindegebiet verläuft die Bundesstraße 16; die Marktgemeinde ist durch die Anschlussstellen in Burgheim und bei Straß gut an das überörtliche Verkehrsnetz angeschlossen. Burgheim liegt an der Donautalbahn Ingolstadt–Ulm mit einem Bahnhof sowie der Haltestelle Straß-Moos.
In der Gemeinde bestehen folgende Erziehungs- und Bildungseinrichtungen:
3 Kindertageseinrichtungen, gegliedert in 2 Kindergärten und 1 Kinderkrippe mit 186 genehmigten Plätzen und 186 betreuten Kindern (Stand 1. Februar 2024)[14]
Grundschule Burgheim mit 176 Schülern (Schuljahr 2023/2025)[15]
Mittelschule Burgheim mit 68 Schülern (Schuljahr 2023/2025; räumlich und organisatorisch mit der Grundschule verbunden)[16]
Gemeindebücherei, Marktplatz 3, Burgheim
Söhne und Töchter des Marktes
Simprecht Lenk zu Burgkhaim und Gansshaim, Pfalzneuburgischer Kammerrat († 1564)
Franz Mayr (1890–1952), Jurist, SA-Führer, Polizeipräsident in München, Regierungspräsident von Oberbayern
Heinz Paula (* 1951), deutscher Politiker und MdB (SPD)
Bernd Meier (1972–2012), Fußballprofi und Torwarttrainer
Literatur
Gemeindearchiv Markt Burgheim, Stand: 2021
Chronik der Marktgemeinde Burgheim anlässlich der 650-Jahr-Feier im Jahr 1986
Heimatgeschichtlicher Verein Burgheim (Hrsg.): Markt Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit. Verlag prellbook, Neuburg an der Donau 2022, ISBN 978-3-947630-04-2
Ludwig Wamser (Hrsg.): Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-96108-4
Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie (Hrsg.): Archäologie der Brücken. Vorgeschichte, Antike, Mittelalter, Neuzeit. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7917-2331-0
Anton von Steichele: Das Bisthum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben. 2. Band, Augsburg 1864, S. 584–593, digitalisat
Markus Nadler: Historischer Atlas von Bayern. Neuburg an der Donau. Das Landgericht Neuburg und die Pfleggerichte Burgheim und Reichertshofen. München 2004[17]