Der Minister des Innern des Landes Brandenburg erteilte am 20. Juli 1992 (und am 27. Juli 1992) seine Zustimmung der Bildung des Amtes Boitzenburg/Uckermark.[3][4][Anmerkung 1] Als Zeitpunkt des Zustandekommens des Amtes wurde der 1. August 1992 festgelegt. Das Amt hatte seinen Sitz in der Gemeinde Boitzenburg und bestand zunächst aus zehn Gemeinden im damaligen Kreis Templin:
Berkholz
Boitzenburg
Buchenhain
Funkenhagen
Hardenbeck
Haßleben
Jacobshagen
Klaushagen
Warthe
Wichmannsdorf
Am 27. Dezember 2001 genehmigte das Ministerium des Innern den Zusammenschluss der Gemeinden Berkholz, Boitzenburg, Buchenhain, Funkenhagen, Hardenbeck, Haßleben, Klaushagen, Jakobshagen, Warthe und Wichmannsdorf zur neuen Gemeinde Boitzenburger Land zum 31. Dezember 2001.[5] Das Amt Boitzenburg (Uckermark) wurde zum selben Zeitpunkt aufgelöst.
Die Bahnstrecke Fährkrug–Fürstenwerder war von 1913 bis 1945 in Betrieb und hatte im heutigen Gemeindegebiet die drei Bahnhöfe Warthe, Hardenbeck und Krewitz.
Bevölkerungsentwicklung
Gemeinde Boitzenburger Land
Jahr
Einwohner
2001
4 553
2005
4 119
2010
3 668
2015
3 213
Jahr
Einwohner
2020
3 112
2021
3 110
2022
3 131
2023
3 064
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember[6][7], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Gemeindevertretung von Boitzenburger Land besteht aus 13 Gemeindevertretern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[9]
*Auf die AfD entfallen rechnerisch drei Sitze, es wurde aber von der Partei mit Christian Letz nur ein Bewerber aufgestellt. Zudem entfallen auf Einzelbewerberin Anet Hoppe zwei Sitze. Drei Sitze bleiben damit unbesetzt.[10]
Bernhardt Rengert wurde in der Stichwahl am 20. Juni 2010 mit 58,2 % der gültigen Stimmen erneut zum Bürgermeister gewählt[12]
. Er ist seit dem 30. Juni 2016 im Ruhestand.[13]
Sein Nachfolger Frank Zimmermann wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 4. Dezember 2016 mit 71,6 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[14] gewählt.
Wappen
Blasonierung: „Geviert und geteilt durch eine silberne Leiste; Feld 1: in Blau ein silberner Renaissanceschlossgiebel mit zwei offenen Fenstern und einem Vierpass darüber, Feld 2 und 3: in Rot zwei silberne Balken, Feld 4: in Blau ein offenes silbernes Spitzbogenfenster.“[15]
Wappenbegründung: Feld 2 und 3 sind aus dem Wappen der im Boitzenburger Land langjährig herrschenden Adelsfamilie von Arnim entlehnt.
Das Wappen wurde am 30. Oktober 2007 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
„Die Flagge ist Blau - Weiß - Blau (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.“
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Gemeinde mit der Umschrift GEMEINDE BOITZENBURGER LAND • LANDKREIS UCKERMARK.
Ehemalige Bahnstrecke Fährkrug–Fürstenwerder, jetzt Radweg „Spur der Steine“, führt westlich von Boitzenburg durch das Gebiet der Gemeinde
Hardenbecker Haussee, 120 ha groß, 6 km lang, mit Wasserwander-Verbindung bis nach Boitzenburg über den Schumellensee und Küchenteich (Bootsverleih am Boitzenburger Schloss)
Museen und Ausstellungen
Klostermühle Boitzenburg
Die Klostermühle Boitzenburg ist eine historische Wassermühle, die als Museum fungiert. Die Mühle ist an einem Bach gelegen, der an der Klosterruine vorbei durch den Tiergarten in Richtung Prenzlau und von dort zur Ostsee fließt.
Erstmals wurde die Mühle im Jahre 1271 erwähnt, als die Markgrafen Johann II., Otto IV. und Conrad mit ihrer Stiftung für die Erstausstattung des Klosters sorgten. Als das Kloster in der Reformation aufgelöst wurde, ging bald darauf der klösterliche Besitz und mit ihm auch die Boitzenburger Wassermühle in das Eigentum der Familie von Arnim über. Von Zerstörungen blieb die Mühle in den anhaltenden Wirren des Mittelalters zwar nicht verschont, doch in seiner heutigen Gestalt besteht das Mühlengebäude inzwischen schon etwa seit 1752. In der Folgezeit gab es zahlreiche Veränderungen und Modernisierungen im Innern. So war es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch bereits möglich, dass die Mühlenturbine in ganz Boitzenburg für elektrisches Licht sorgte. Nach 1945 wurde die Mühle verstaatlicht. Bis 1959 wurde noch Mehl gemahlen und die LPG Tierproduktion ließ in ihr noch bis 1978 Mischfutter herstellen. Der letzte Müller der Mühle, Willi Witte, sorgte für den Erhalt dieser Mühlentechnik.
Der heute im kommunalen Eigentum stehende Mühlenkomplex ist seit 1979 der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Der Museumsmüller und seine Gesellen bieten Führungen an, bei denen das Mahlwerk in Gang gesetzt, die Bäckerei im Keller, die Müllerwohnung, die historische Stellmacherei und die Schmiede besucht und erklärt werden.[16]
Sammlung Schloss Boitzenburg
Pfingsten 2008 wurde im historischen Kellergewölbe unter der einstigen Bibliothek des Schlosses Boitzenburg eine Dauerausstellung mit dem Namen Sammlung Schloß Boitzenburg eröffnet. Die hier gezeigten Exponate verdeutlichen einerseits einen Teil der historischen Baubefunde aus der mehrjährigen Sanierungsphase, die das heute als Kinder- und Jugendhotel geführte Schloss von 1999 bis 2003 durchlaufen hat. Andererseits wird auch der Versuch unternommen, dem Besucher die mehr als 400-jährige Bau-, Besitz- und Nutzungsgeschichte des Schlosses als eines der größten märkischen Adelsschlösser nahezubringen. An Wochenenden und Feiertagen werden Führungen durch das Schloss angeboten, welche mit einem Rundblick von der Plattform des Seigerturmes abschließen.[17]
Heimatstube und Galerie Klaushagen
Im Ortsteil Klaushagen befindet sich eine Heimatstube und Galerie, die im denkmalgeschützten Gemeindehaus in der Dorfmitte untergebracht ist. In ihren Räumlichkeiten werden bäuerliches Wohnen und ländlicher Hausrat präsentiert. Von 1867 bis 1963 diente das Gebäude den Klaushagenern als Dorfschule und wird deshalb häufig noch heute Alte Schule genannt. In der Heimatstube befindet sich auch eine inhaltsreiche Chronik, die Aufschluss über mehr als 730 Jahre Geschichte des Dorfes, des benachbarten Ortes Lichtenhain und des Wohnplatzes Suhrhof gibt. Im großen, ehemaligen Klassenraum der Alten Schule finden in unregelmäßigen Abständen auch Personalausstellungen von Künstlern aus der Region statt. Frei zugänglich ist eine kleine Ausstellung mit landwirtschaftlichen Geräten vor und im Nebengebäude des Gemeindehauses.[18]
Heimatstube Warthe
Die Warther Heimatstube befindet sich in der ehemaligen Schmiede auf dem zentralen Dorfanger des lang gezogenen Straßendorfes. Von 1885 bis 1960 wurde die Dorfschmiede von den Schmiedemeistern Schmöker (Vater und Sohn) betrieben, ehe sie 1960 von der LPG übernommen, elf Jahre später geschlossen und bis zur Schließung der Dorfschule in Warthe 1998 als zusätzlicher Unterrichtsraum genutzt wurde.
Anlässlich der 700-Jahr-Feier des Ortes im Jahre 1995 wurde die Heimatstube eingeweiht. Neben musealen Exponaten beherbergt die einstige Schmiede auch eine kleine Bibliothek. Zu sehen sind Zeugnisse des dörflichen Lebens und Erinnerungsstücke an die Bahnstrecke Templin-Fährkrug-Fürstenwerder, die auch Warthe kreuzte. Erst 1910 bis 1912 gebaut, wurde diese Bahnlinie nur von 1913 bis 1945 für den Personen- und Güterverkehr genutzt. Schon im Juni 1945 begann die vollständige Demontage der Gleise als Reparationsleistung für die Sowjetunion.[19]
Kunsthandwerkerhof Thomsdorf
Im Ortsteil Thomsdorf befindet sich ein Areal mit Keramik- und Filzwerkstatt und einem Steinbackofen. In der Keramikwerkstatt ist neben dem Zuschauen bei der Töpferarbeit auch die eigene Anfertigung von Keramikarbeiten möglich. Gleiches gilt für die Filzwerkstatt. Im Steinofen werden Pizza und Brot gebacken. Daran angeschlossen ist das Hof-Café Klönstuw. Daneben befinden sich Ausstellungsräumlichkeiten auf dem Areal, bei dem verschiedene Künstler ihre Werke aus Holz, Keramik, Malerei, Wolle, Fotografie etc. vorstellen.[20]
Museumsschule Hardenbeck
In der Hardenbecker Museumsschule sind neben der Lehrerstube eines Dorfschullehrers und einem Raum für Sonderausstellungen und Vorträge zwei historische Klassenräume zu sehen. Über 100 Jahre Dorfschulgeschichte werden hier versucht wieder lebendig zu machen. Ein Raum zeigt das komplette Inventar eines kaiserzeitlichen Klassenzimmers von der Schiefertafel mit Griffel und Schwamm bis zum Rohrstock des Lehrers. Ein zweiter Raum zeigt eine Dorfschulklasse aus einer Zeit 70 Jahre später. Die Museumsschule verfügt über einen umfangreichen Fundus zur Schul- und Regionalgeschichte Hardenbecks und der Uckermark. Im Bestand befindet sich eine Lehrbuch- und eine vollständige Fibelsammlung.[21][22]
In der Gemeinde sind viele kleine und mittelständische Betriebe ansässig. Die Uckermark-Fisch GmbH hat ihren Sitz in Boitzenburg sowie Filialen in Lychen und Templin, im Ortsteil Lichtenhain befindet sich das Haus Lichtenhain mit einem Vertrieb von Apfelprodukten (Inhaberin Daisy von Arnim).
Des Weiteren gibt es mehrere gastronomische Betriebe, so im Ortsteil Boitzenburg Restaurant Schloss Boitzenburg, Zur Klostermühle, Zum grünen Baum. Weitere Gaststätten gibt es in den Ortsteilen Berkholz, Buchenhain, Hardenbeck, Haßleben, Thomsdorf, Wichmannsdorf und Warthe.[23]
In der wald- und seenreichen Ferienregion bestehen weitere Entwicklungspotentiale im Tourismussektor. So stehen z. B. viele Ferienwohnungen in der Gemeinde zur Verfügung.[24]
Verkehr
Die Bundesstraße 109 zwischen Templin und Prenzlau durchquert den Ortsteil Haßleben. Die Landesstraße L 15 zwischen Lychen und Gollmitz durchquert das Gemeindegebiet in West-Ost-Richtung, die L 24 verbindet Boitzenburg mit der Autobahnanschlussstelle Pfingstberg an der A 11 Berlin–Stettin. Templin ist über die L 217 erreichbar.
Die Gemeinde Boitzenburger Land verfügt über Kindertagesstätten in Boitzenburg, Haßleben, Hardenbeck und Wichmannsdorf.[25] Die einzige Schule der Gemeinde, die Puschkin-Grundschule, befindet sich im Ortsteil Boitzenburg. Weiterführende Schulen gibt es sowohl in Templin als auch in Prenzlau, beide rund 20 km vom Ortsteil Boitzenburg entfernt.[26]
Vereine
Im Ortsteil Boitzenburg gibt es eine vielfältige Vereinslandschaft:[27]
Helmut Christian Reiche alias Christian Ryke (1913–1993), Jurist und Buchautor, geboren in Wichmannsdorf
Sieghart von Arnim (1928–2020), Manager und Sachbuchautor, geboren in Arnimshain (heute Buchenhain)
Literatur
Benedykt Zientara: Die Agrarkrise in der Uckermark im 14. Jahrhundert. In: Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel im spätmittelalterlichen Brandenburg. Einleitung von Eckhard Müller-Mertens (= Hansischer Geschichtsverein [Hrsg.]: Abhandlungen zur Handels- und Sozialgeschichte. BandVII). Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1967, DNB456539689, S.221–396 (polnisch: Kryzys agrarny w Marchii Wkrzańskiej w XIV wieku. Z badań nad strukturą rolnictwa krajow nadbałtyckich. Warszawa 1961. Übersetzt von Berthold Puchert).
Hartmut Harnisch: Die Herrschaft Boitzenburg. Untersuchungen zur Entwicklung der sozialökonomischen Struktur ländlicher Gebiete in der Mark Brandenburg vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. Mit 3 Karten im Anhang (= Friedrich Beck [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band6). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1968, DNB456913947 (bwv-verlag.de).
Werner Lippert: Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Mark Brandenburg. Hrsg.: Gerd Heinrich. Böhlau Verlag, Köln 1968, DNB457441283.
Lieselott Enders (Bearbeitung): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Uckermark. Mit einer Übersichtskarte im Anhang (= Friedrich Beck (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII; Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band 21). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2 (2-bändiger Nachdruck von 2012, im Open Access verfügbar, doi:10.35998/9783830543060)
Lieselott Enders: Die Uckermark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert (= Klaus Neitmann [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band28). 2., unveränderte Auflage. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8305-1490-9.
↑
Bildung der Ämter Boitzenburg/Uckermark, Bad Wilsnack/Weisen, Gerswalde und Pritzwalk-Land. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 27. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 58, 12. August 1992, S. 1018/9.
↑
Bildung des Amtes Boitzenburg/Uckermark. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 20. Juli 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 62, 25. August 1992, S. 1054.
↑
Bildung einer neuen Gemeinde Boitzenburger Land
Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 11. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2002, Nummer 52, Potsdam, den 27. Dezember 2001, S. 894 PDF
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Die Genehmigung zur Bildung des Amtes wurde (wohl versehentlich) zweimal erteilt. In beiden Veröffentlichungen heißt das Amt Amt Boitzenburg/Uckermark. Später setzte sich die Schreibweise Boitzenburg (Uckermark) durch.