Das erste Anzeichen einer Siedlung namens Bochegna, wo Salz gefördert wurde, stammt aus dem Jahr 1198. Um 1248 wurde der intensivierte Abbau von Salz verantwortlich für den Aufschwung des Ortes. So erhielt er bereits am 27. Februar 1253 das Stadtrecht nach Magdeburger Recht durch Boleslaw den Schamhaften. Im Gründungsprivileg wurde die Stadt zweisprachig benannt: qui Polonice Bochnija et Saltzberk Theutonice nuncupatur, aber der deutsche Name wurde danach selten benutzt.[3]
In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich der Bergbau und das Handwerk, speziell die Tuchproduktion. 1537 siedelte sich in Bochnia Szymon Zacjusz an, der zu einem Anhänger der augsburgischen und später helvetischen Konfession wurde. Die Reformation umfasste in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um 60 Familien, oder 10 % der Stadtbewohner.[4]
1655 bis 1657 wurde der Ort von schwedischen Truppen schwer zerstört. Die Kirche St. Nikolaus wurde bis 1665 barockisiert wieder aufgebaut. Im Juli 1772 kam Bochnia im Rahmen der Ersten Teilung Polen-Litauens an Österreich. Im Zuge der Josephinischen Kolonisation entstanden zwei Kolonien deutscher Arbeiter des Salzbergwerks: Trinitatis in Chodenice, nordwestlich der Stadt, und Vogtsdorf bzw. Wójtostwo in Podedworze – südöstlich von Bochnia. 1856 erhielt der Ort durch die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn den Anschluss an das Schienennetz zwischen Dębica – Krakau – Wien. 1909 wurde für die Häuser der Stadt eine Kanalisation verlegt. 1886 öffnete die erste öffentliche Bibliothek von Bochnia, 1913 das erste feste Kino.
Während des Ersten Weltkrieges war der Ort Schauplatz von Kämpfen zwischen Russland und Österreich.
Am 16. Dezember 1939 – Polen war seit einigen Monaten von Wehrmacht-Truppen besetzt – überfielen zwei Mitglieder der polnischen Untergrundorganisation „Weißer Adler“ (polnisch: Orzeł Biały) die deutsche Polizeistation und töteten zwei deutsche Polizisten, darunter den Kommandanten. Zwei schwerverwundete Polen wurden am nächsten Tag an Laternenmasten gehängt; weitere 52 polnische Zivilisten wurden von zwölf deutschen Wehrmachtsoldaten am 18. Dezember erschossen. Es war eine der frühesten Massenexekutionen durch Deutsche auf polnischem Boden. In der Folge wurden viele Einwohner von Bochnia in Konzentrationslager oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert; dazu diente das Ghetto Bochnia[5] als Sammellager. Trotz allem hielten sich zahlreiche Widerstandsgruppen in der Umgebung der Stadt auf. Bochnia wurde in der Besatzungszeit auch Salzberg genannt.[6]
Kolanów (7), Chodenice (9), Dołuszyce (8), sowie Kurów (10) wurden im Jahr 1973 eingemeindet.
Landgemeinde Bochnia
Die Landgemeinde Bochnia, zu der die Stadt Bochnia selbst nicht gehört, hat eine Fläche von 131 km², auf der 20.152 Menschen leben (31. Dezember 2020).
↑Walter Schlesinger: Vorträge und Forschungen. J. Thorbecke, 1975, ISBN 978-3-7995-6618-6 (google.de [abgerufen am 6. März 2019]).
↑Tomasz Jurek (Redakteur): BOCHNIA. In: Słownik Historyczno-Geograficzny Ziem Polskich w Średniowieczu. Edycja elektroniczna.PAN, 2010, abgerufen am 22. April 2019 (polnisch).
↑Publikationsstelle Berlin-Dahlem: Die Ostgebiete des Deutschen Reiches und das General-gouvernement der besetzten polnischen Gebiete in statistischen Angaben. Selbstverlag, 1940 (google.de [abgerufen am 4. März 2019]).