Am 21. Juni 1857 war ein Vertrag zwischen der Nordbahngesellschaft und dem Ministerium für Landwirtschaft, Wirtschaft und Verkehr unterzeichnet worden. Er sah vor, innerhalb von drei Jahren und zu eigenen Risiken und Kosten die erste Etappe dieser Strecke zu errichten. Ferner wird darin die Möglichkeit gegeben, die Strecke bis über Laon, Vervins und Hirson hinaus bis zur belgischen Grenze zu verlängern.[1][2]
Die Strecke wurde in einzelnen Abschnitten zwischen 1860 und 1870 in Betrieb genommen. Die erste erreichte Etappe war am 2. Februar 1862 Soissons. In dieser Zeit bürgerte sich auch die Bezeichnung Bahnstrecke Paris–Soissons ein. Gleichzeitig konnte der Bahnhof von Soissons eröffnet werden. Bereits zwei Monate später ging von Soissons aus die Bahnstrecke Soissons–Givet in Betrieb, die für die Bahngesellschaft Compagnie des Ardennes konzessioniert worden war.
Am 22. September 1857 wurde die Verlängerung für öffentlich erklärt und die Fertigstellung innerhalb von acht Jahren bestimmt. Zwar gab es keine Subventionen, aber Zins- und Abschreibungsgarantien. Der Bau war verhältnismäßig problemlos, da der überwiegende Anteil über ein dünn besiedeltes Kalkplateau führte, auf dem Zuckerrübenanbau stattfand. Es gab in diesem Abschnitt nur zwei größere Kunstbauwerke, die knapp 50 m lange Brücke über die Aisne und den 650 Meter langen Vauxaillon-Tunnel, der noch heute den Kulminationspunkt der Strecke darstellt. Dieses zweite, 34 km lange Teilstück bis Laon wurde am 3. Januar 1866 eröffnet. Die Fahrzeit von Paris betrug viereinhalb Stunden. Mit Einnahmen in Höhe von 509.000 Franken gegenüber 369.500 Franken Ausgaben war diese Strecke im ersten Betriebsjahr sehr profitabel.
Eine weitere Etappe wurde am 28. Mai 1868 zwischen Anor und dem belgischen Chimay erreicht. Das Interesse der Bürger dieses kleinen Textil- und Hüttenstädtchens für einen Zugang zum französischen Markt war groß. Durch die Anbindung an die Städte Saint-Quentin, Reims und Charleville-Mézières (Bahnstrecke Charleville-Mézières–Hirson) im Oktober und November 1869 gingen diese Wünsche in Erfüllung. Der fehlende Abschnitt Laon–Anor verzögerte sich wegen umfangreicher Erdarbeiten, die nötig waren, den instabilen Untergrund vor Hirson zu befestigen. Das letzte Teilstück ging erst am 30. August 1870 in Betrieb, infolge des Deutsch-Französischen Kriegs jedoch nur für Truppentransporte. Die Bevölkerung feierte die Eröffnung am 1. Juli 1871. Die Fahrzeit von Paris betrug bis Anor sechseinhalb Stunden.[3]
Bereits um die Jahrhundertwende ist die Strecke mit 230 Zügen täglich an ihrer Belastungsgrenze. 1907 wird von der Regierung eine Erweiterung auf vier Gleise beschlossen und bereits am 26. Juli des gleichen Jahres wird mit den Bauarbeiten begonnen. Diese Kapazitätsvergrößerung wurde ab der Strecke nach Lille bis Aulnay-sous-Bois, wo die Regionalzüge in Richtung Sevran abzweigen, vorgenommen.
Am 16. Juni 1972 ereignete sich im Tunnel de Vierzy ein schweres Eisenbahnunglück mit über 100 Todesopfern, bei dem Teile der Tunnelwände einstürzten. Seitdem wurden dieser wie auch der Tunnel de Vauxaillon verstärkt und sind nur noch eingleisig befahrbar.
Einzelnachweise
↑René-Charles Plancke: La ligne Paris–Soissons, in: Histoire du chemin de fer de Seine-et-Marne, Amatteis 1991, Seite 421
↑François Palau, Maguy Palau: Le rail en France: 1858–1863. Band 2, Eigenverlag 2001, ohne ISBN, Seite 154–155
↑François Palau, Maguy Palau: Le rail en France, 1864–1870 Band 3, Eigenverlag 2001, ohne ISBN, Seite 217
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