Der Bahnhof liegt auf dem Hochufer der Fulda. Er trug ursprünglich den Namen „Guntershausen“. Unmittelbar südlich schließt sich die 1848 errichtete Brücke über die Fulda an, zur Erbauungszeit die größte Eisenbahnbrücke Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg wurden deren sieben mittlere Bögen zerstört. 1952 wurde sie in der heutigen Form wieder aufgebaut. Nach Norden, Richtung Kassel weist die Strecke eine Steigung von 10 ‰ auf. Hier waren in der Zeit des Betriebes mit Dampflokomotiven immer wieder einmal Vorspann und Schiebedienste aus dem Bahnhof zu leisten.
Bis in die 1860er Jahre waren die nach Süden führenden Strecken eingleisig. Damals reichten die beiden Hausbahnsteige, die im Richtungsbetrieb befahren wurden und die Verzweigung der Strecken erfolgte erst im südlichen Bahnhofsbereich. Damals war der Bahnhof Guntershausen ein Inselbahnhof. Nachdem beide Strecken zweigleisig ausgebaut waren, war das nicht mehr möglich und der Bahnhof erhielt weitere Bahnsteige. 1905 erhielt der Bahnhof dann einen Fußgängertunnel zu einigen der Bahnsteige und der Gleisplan wurde zum Linienbetrieb umgestaltet: Die Trennung der beiden Streckenäste nach Bebra und Frankfurt erfolgte nun schon im Nordkopf des Bahnhofs, aus dem Inselbahnhof wurde so ein Keilbahnhof. In dieser Form präsentiert er sich noch heute.
Beim Eisenbahnunfall von Guntershausen am 5. November 1973 stießen im Bahnhof Guntershausen die Schnellzüge D 453 und der DC 973 zusammen. 14 Menschen starben, 65 weitere wurden verletzt.
Heute (2014) gibt es nur noch jeweils die beiden Durchgangsgleise, sämtliche Nebengleise wurden entfernt. Die Bahnsteiggleise sind von Ost nach West von 1 bis 4 durchnummeriert.
Ausblick
Im dritten Gutachterentwurf des Deutschlandtakts sind umfangreiche Spurplanänderungen im Bahnhof unterstellt. Dafür sind, zum Preisstand von 2015, Investitionen von 42 Millionen Euro vorgesehen.[3][4]
Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude wurde ab 1846 nach Plänen von Julius Eugen Ruhl errichtet.[5] Wegen der Lage des Bahnhofs in bergigem Gelände, am Steilufer der Fulda, wurde es mittig zwischen den beiden sich hier verzweigenden Strecken nach Bebra und Frankfurt am Main angelegt. Es wurde in Backstein im Stil des romantischenKlassizismus mit zwei einstöckigen Flügeln ausgeführt. In der Mitte befand sich ursprünglich ein zweieinhalbgeschossiger giebelständiger Mittelbau, der von einem Uhrturm gekrönt wurde. 1941 wurde das Gebäude umgebaut[6]: Der Mittelteil wurde bis auf das Erdgeschoss abgetragen: Heute überdeckt das Gebäude ein durchgehendes Walmdach. Die ursprüngliche Gliederung ist an den durch Arkaden gegliederten Fassaden noch ablesbar, deren Achsen ein Verhältnis von 10:3:10 bilden. Die Fenstersprossen in der Arkadenbögen sind teilweise erhalten. In diesen Flügeln befanden sich ehemals Wartesäle und Bahnhofsrestaurants. Das Empfangsgebäude hatte auch ein Fürstenzimmer.
Im Frühjahr 2012 versteigerte die Deutsche Bahn AG das Empfangsgebäude für 1500 Euro an eine Privatperson. Ob der neue Eigentümer genaue Pläne für eine Nutzung des Bahnhofsgebäudes hat, ist bisher (seit 2012) nicht bekannt. Bereits im Vorfeld hatte die Stadt Baunatal kein Interesse an dem Kauf des maroden Gebäudes gezeigt, da die geschätzten Sanierungskosten den Kaufpreis von einem Euro erheblich übersteigen würden.[8]
Über mehrere Jahre wurde über den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs diskutiert. Die Deutsche Bahn erneuerte den Bahnhof Anfang der 2000er Jahre, sah als Betreiber jedoch keine Notwendigkeit, den Bahnhof behindertengerecht auszubauen, weil die täglichen Fahrgastzahlen nach Ansicht des Unternehmens zu niedrig wären.[9] Im Februar 2016 einigten sich die Deutsche Bahn, der NVV sowie die Stadt Baunatal, welche jahrelang den Ausbau gefordert hatte, auf erste Planungen zum Umbau der Station.[10] Die Umbaukosten sollten zunächst rund 1,5 Millionen Euro betragen. Jedoch konnte mit dem Ausbau wegen baulichen Planungsfehlern erst verzögert im Jahr 2020 begonnen werden.[11] Der Umbau wurde im Januar 2021 vollständig abgeschlossen.[12] Dabei haben sich die Kosten nach Angaben der Deutschen Bahn auf 2 Millionen Euro erhöht.[13]
Edmund Hacault: Der Eisenbahn-Hochbau – dargestellt in einer Sammlung ausgeführter Entwürfe von Bahnhöfen und den dazugehörigen Baulichkeiten. Teil 4: Station Guntershausen, Gensungen und Borken. Riegel, Berlin 1859.
Siegfried Lohr: Planungen und Bauten des Kasseler Baumeisters Julius Eugen Ruhl 1796–1871. Ein Beitrag zur Baugeschichte Kassels und Kurhessens im 19. Jahrhundert. Masch. Diss. Darmstadt [1982].
Klaus-Peter Lorenz: Guntershausen – vom „Bahnhof der tausend Türen“ und seinem Dorf. In: Lutz Münzer (Hrsg.): Vom Drachen zur RegioTram. Eisenbahngeschichte in der Region Kassel. Kassel 2014. ISBN 978-3-933617-56-9, S. 143–151.
Lutz Münzer: Ausgewählte Beispiele zur Entwicklung kleinerer Hauptbahnstationen um 1900. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. 44 (2012/2013), S. 85–104.
Gleisanlage und zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap
Anmerkungen
↑Schomann ordnet ihn – unzutreffender Weise – der Gemeinde Fuldabrück zu.
Einzelnachweise
↑Bahnhofskategorieliste 2017. (PDF) DB Station&Service AG, 16. Dezember 2016, archiviert vom Original am 15. Februar 2017; abgerufen am 30. April 2024.
↑Die deutschen Eisenbahnstrecken in ihrer Entwicklung 1835–1935. (= Handbuch der deutschen Eisenbahnstrecken). Berlin 1935. (Neudruck: Mainz 1984, S. 28f (Nr. 17); Münzer, S. 86, nennt abweichend 1848)
↑Bahnhof Guntershausen: 20 Minuten bis in die City. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 21. Juli 2010 (hna.de [abgerufen am 6. Januar 2018]).
↑Bahnhof Guntershausen wird bald barrierefrei. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 4. Februar 2016 (hna.de [abgerufen am 6. Januar 2018]).
↑Barrierefreier Umbau des Bahnhofs Guntershausen soll 2020 beginnen. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 23. September 2017 (hna.de [abgerufen am 6. Januar 2018]).
↑Sven Kühling: Umbau des Bahnhofs in Guntershausen nach zehn Jahren beendet. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 25. Januar 2021 (hna.de [abgerufen am 25. Juli 2021]).