Geburtshaus von Arnold Bocklin, Gerbergasse 4, Basel
Böcklin war der Sohn des Seidenfabrikanten Christian Friedrich Böcklin (1802–1880) und der Ursula Böcklin-Lippe (1800–1861). Er wuchs in der Steinenvorstadt in Basel auf. Früh zeigte er Interesse an architektonischen und technischen Fragen sowie literarischen und kulturhistorischen Stoffen. Er erhielt in Basel Zeichenunterricht und studierte von 1845 bis 1847 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Johann Wilhelm Schirmer, Theodor Hildebrandt und Rudolf Wiegmann. 1847 unternahm er mit Rudolf Koller, mit dem er in Düsseldorf zusammenwohnte, eine Studienreise nach Belgien, wo ihn die Arbeiten von Peter Paul Rubens stark beeindruckten. Weitere Reisen führten ihn in die Schweiz und in die Niederlande. Nach einem Aufenthalt beim Schweizer Landschaftsmaler Alexandre Calame ging er 1848 mit Rudolf Koller nach Paris und tätigte Studien im Louvre. Es folgte eine Tätigkeit im Atelier von Johann Gottfried Steffan. Bis 1850 arbeitete er in Basel, wo er seine ersten charakteristischen Landschaftsbilder malte.
Arnold Böcklin, Bildnis Ursula Böcklin-Lippe, Mutter des Künstlers, 1846, Kunstmuseum Basel
Arnold Böcklin, Bildnis des Sohnes Arnoldo, 1861
Arnold Böcklin, Angela Böcklin, Ehefrau des Künstlers, 1863, Kunstmuseum Basel
Arnold Böcklin, Bildnis der Tochter Lucia, 1864, Kunstmuseum Basel
Arnold Böcklin, Bildnis Clara Bruckmann-Böcklin, der ältesten Tochter des Künstlers, 1876, Kunstmuseum Basel
Von 1850 bis 1857 arbeitete er mit Unterbrechungen in Rom, wo er sich mit den alten Meistern auseinandersetzte. Während seines dortigen siebenjährigen Aufenthaltes stand er unter starkem Einfluss von Gaspard Dughet und Franz-Dreber. 1853 heiratete Böcklin Angela Pascucci (1836–1915). Seine Ehefrau sollte das Modell vieler seiner Gemälde werden. Das Paar bekam vierzehn Kinder, acht starben bereits im Kindesalter. 1857 siedelte die Familie nach Basel über. Die Tochter Clara wurde Ehefrau des Bildhauers Peter Bruckmann, der Sohn Carlo Architekt und Maler.
1856 hielt sich Arnold Böcklin in München auf und erhielt 1858 – nach Empfehlung durch Anselm Feuerbach – vom hannoverschen Konsul in Palermo Karl Wedekind den Auftrag, in dessen Villa in Hannover den Speisesaal auszumalen. Durch das Bild Pan im Schilf wurde er im März 1859 weithin bekannt. Von 1860 bis 1862 lehrte er, gefördert von Graf Adolf Friedrich von Schack, als Professor an der Grossherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar. Die Jagd der Diana war 1862 seine erste grosse Auftragsarbeit.
1861 war er in Rom und besuchte Neapel und Pompeji. In dieser Zeit vollendete er seinen unverkennbaren Stil mit den deutlichen Konturen und der intensiven Leuchtkraft seiner Farben, durch die er in seinen Gemälden eine Welt von mythologischen Fabelwesen veranschaulichte.
Von Rom kehrte Böcklin mit seiner Familie 1866 erneut nach Basel zurück. Jacob Burckhardt vermittelte ihm 1868 den Auftrag, für Karl Sarasin einen Gartensaal seines Hauses in Basel mit drei Fresken auszustatten. Böcklin forderte Rudolf Schick auf, ihn bei der Ausführung zu unterstützen. Innerhalb von zwei Monaten wurden die drei Wandbilder Rast auf der Flucht nach Ägypten, König David mit der Harfe und Der Gang nach Emmaus fertiggestellt.[2][3] Sie befinden sich heute im Kunstmuseum Basel.
Hans Sandreuter war Böcklins engster Schüler; manche Kritiker warfen ihm zu Lebzeiten vor, ein Böcklin-Epigone zu sein.
Vom Herbst 1874 bis zum April 1885 lebte er in Florenz, meist im Palazzo dei Pittori, einem Atelierhaus von Wladimir von Swertschkoff. Hier entstand der Werkzyklus, bestehend aus fünf Fassungen des Bildes Die Toteninsel zwischen 1880 bis 1886.[5]
Böcklin hatte lebenslang die Sehnsucht zu fliegen.[6] Seinen ersten Flugapparat konstruierte er um 1855[7] und testete ihn in Rom.
Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst, damals Monsignore und später deutscher Kurienkardinal in Rom, erwirkte bei Papst Pius IX. die Erlaubnis, den Flugapparat in der grossen Halle der päpstlichen Reitschule auszuprobieren. Die damalige Inquisition erwirkte einen Haftbefehl gegen Böcklin; dieser floh aus Rom.[8]
Atelier an der jetzigen Böcklinstrasse 17 in Zürich
Um 1883 hielt sich Böcklin in Berlin auf und scheiterte auf dem Tempelhofer Feld mit dem Versuch eines motorlosen Fluges.[9]
1885 bis 1892 wohnte er in Hottingen bei Zürich, wo er sich an der heutigen Böcklinstrasse 17 vom Zürcher Architekturprofessor Georg Lasius ein Ateliergebäude errichten liess. Gottfried Keller war dort oft zu Gast. Nach einem Schlaganfall 1892 liess er sich mit seiner Frau und seinen Söhnen bei Florenz nieder und bezog später sein Anwesen Villa Bellagio in Fiesole. Die «Stadlerische Kunstschule» von Louise Stadler übernahm das Atelier von Böcklin.[10]
Zu seinem 70. Geburtstag wurden 1897 seine Werke in der Kunsthalle Basel gezeigt,[11] desgleichen 30 Jahre später, also 1927, zu seinem 100. Geburtstag.[12]
Arnold Böcklin mit seiner Frau Angela und seinem Sohn Carlo, Foto: Carlo Brogi, circa 1900Grab von Arnold Böcklin auf dem Cimitero degli Allori in Florenz
Böcklin starb auf seinem Anwesen und wurde am 18. Januar 1901 auf dem protestantischen Friedhof Cimitero Evangelico agli Allori bei Florenz beigesetzt. Das Grab hatte sein Sohn Carlo entworfen; es trug die Inschrift aus der Ode «Exegi monumentum…» (3,30) von Horaz «Non omnis moriar»: «Nicht ganz werde ich sterben» (gemeint ist: «Nicht alles an mir stirbt»).
Auf demselben Friedhof ist auch Karl Stauffer bestattet. Die Gemeinde benannte eine Zufahrtsstrasse zum Anwesen Via Arnold Böcklin. August Bösch führte sein Atelier in Zürich weiter.
Zum 100. Todestag Böcklins 2001 wurde sein Ateliergebäude in Zürich instand gesetzt. Die Stiftung Künstleratelier Arnold Böcklin beauftragte die Abklärung der Gartengeschichte und einen Pflegeplan für den damals vernachlässigten Ateliergarten.
Im gleichen Jahr zeigte das Kunstmuseum Basel in einer umfassenden Retrospektive Werke von Böcklin.
Zitat
«Die Porträtkunst ist die elendste Gattung der Malerei, weil bei ihr der Künstler am meisten gebunden ist.»
– Arnold Böcklin: Waetzold 19. Jahrhundert
Werke
Neben Ferdinand Hodler, Max Klinger und Lovis Corinth ist Böcklin einer der Hauptvertreter des deutschen Symbolismus, der mit der dominierenden akademischen Malerei und dem vorherrschenden Naturalismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach. Böcklin gehörte auch zur bevorzugten Auswahl zeitgenössischer Künstler, die das «Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerckbildern» der Kölner Schokoladenfabrik Stollwerck für Entwurfsaufträge vorschlug.[13]Surrealisten wie Giorgio de Chirico, Salvador Dalí und Max Ernst sahen in Böcklin einen ihrer Vorläufer und würdigten ihn als «genialen und ironischen Künstler».
Luigi Carluccio: The Sacred and Profane in Symbolist art. Katalog zur Ausstellung vom 1. November bis 26. November 1969. Art Gallery of Ontario, Toronto 1969.
Albert Fleiner (Autor), Roland Fleiner (Hrsg.): Mit Arnold Böcklin. Huber & Co., Frauenfeld 1915.
Hanns Floerke: Böcklin und das Wesen der Kunst. Georg Müller, München 1927
Bernd Wolfgang Lindemann, Katharina Schmidt (Redaktion): Arnold Böcklin. Anlässlich der Ausstellung «Arnold Böcklin – eine Retrospektive» in Basel, Paris und München 2001–2002. Hrsg. von der Öffentlichen Kunstsammlung Basel/Kunstmuseum und den Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Neue Pinakothek München. Edition Braus, Heidelberg 2001, ISBN 3-926318-97-X.
Adrian Scherrer (Hrsg.): Grüner Heinrich. Lebensläufe zwischen Scheitern und Erfolg. Johann Gottfried Steffan und die Schweizer Maler in München 1840 bis 1890. Gut, Stäfa 2005, ISBN 3-85717-163-4.
Rudolf Schick: Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren 1866, 1868, 1869 über Arnold Böcklin. Mit zahlreichen Skizzen nach Bildern und Entwürfen Böcklins und mit Böcklins Bild aus dieser Zeit in Holz geschnitten von Albert Krüger. Herausgegeben von Hugo von Tschudi, gesichtet von Cäsar Flaischlen.
Josef Victor Widmann: Arnold Böcklin. In: Gedichte (Abschnitt Elegien). Huber, Frauenfeld 1912, S. 52 f. (Digitalisat mit leichten Abweichungen und dem Titel Arnold Böcklin’s Tod in der LNB).
Arnold Böcklin, Campagna, 1844, Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, Winterthur
Das Gemälde Campagna, 1844, das von Bruno Stefanini gekauft worden war und der SKKG Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte gehört, steht im Verdacht Raubkunst zu sein. Vermutlich gehörte das Bild Wilhelm Freund (1915–1963) aus Wien. Eine unabhängige Kommission ist dabei zu prüfen, ob der frühere Besitzer das Werk wegen der Verfolgung durch die Nazis verloren hatte.[18][19]
Neben Reger liessen sich auch andere Komponisten der Spätromantik wie Sergei Rachmaninow (Die Toteninsel, op. 29) von Gemälden Böcklins zu Tondichtungen inspirieren. Felix Weingarten schrieb als Opus 21 die Sinfonische Dichtung Das Gefilde der Seligen. Auch der vierte Satz der 2. Sinfonie op. 115 (1900), gen. Böcklin Symphony von Hans Huber, ist ein Umsetzen Böcklin’scher Gemälde in Musik. Weitere Werke sind Eine Reiter-Burleske (nach dem Gemälde Der Abenteurer) von Fidelio F. Finke, die Ballade zu Böcklins Bild Villa am Meer von Bohuslav Martinů sowie die Drei Böcklin-Fantasien von Felix Woyrsch. Diese bestehen aus den drei Sätzen Die Toteninsel, Der Eremit und Im Spiel der Wellen. Weitere Vertonungen der Toteninsel gibt es von Andreas Hallén, Joachim Albrecht Prinz von Preussen, Fritz Lubrich, Giacomo Orefice und Heinrich Schulz-Beuthen. Auch die Etüde g-Moll op. 33.8 und das Prelude h-Moll op. 32.10 von Rachmaninow wurden durch Gemälde von Böcklin inspiriert (Morgen und Die Rückkehr).
↑Nikolaus Meier: Carl Sarasin(-Vischer)-Sauvain (1815–1886): Industriepatriarch, Politiker und Auftraggeber Arnold Böcklins, doi:10.5169/seals-169064#63. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Band 47 (1990) Heft 1.
↑siehe Katalog Arnold Böcklin. Ausstellung zur Feier des 100. Geburtsjahres. Kunsthalle Basel, 10. April bis 6. Juni 1927. Zum Ehrenkomitee (Schirmherrschaft) gehörten u. a. Bundesrat Ernest Chuard und Regierungspräsident Friedrich Aemmer.
↑Detlef Lorenz: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder. Reimer-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-496-01220-X