Aus der Mischung dieser Kulturen bildete sich in Sizilien ein eigener Kunststil heraus, der heute als Normannisch-arabisch-byzantinische Kunst bezeichnet wird. Besonders augenfällig ist dieser Kunststil in der Architektur. So entspricht beispielsweise der gedrungene Außenbau der Kathedrale von Monreale der normannischen Bauweise im romanischen Baustil. Fassadendetails wie z. B. die sich überschneidenden Blendbögen, die über dem Vorbau an der Fassade und besonders eindrucksvoll mit Intarsienarbeiten an den Rückapsiden zu erkennen sind, sind arabische Stilelemente. Im Inneren zeigen die Goldgrundmosaiken an den Wänden den byzantinischen Einfluss.
Eintragung
Arabisch-normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalù und Monreale wurde 2015 aufgrund eines Beschlusses der 39. Sitzung des World Heritage Committee in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. In der Zusammenfassung des Beschlusses heißt es über die Bauwerke:
Zusammen sind sie ein hervorragendes Beispiel für einen sozio-kulturellen Synkretismus zwischen westlicher, islamischer und byzantinischer Kultur. Dieser Austausch führte basierend auf neuartigen Konzepten von Raum, Struktur und Dekoration zu einem architektonischen und künstlerischen Ausdruck, der sich weit im gesamten Mittelmeerraum verbreitete. ... Jedes [Bauwerk] zeigt wichtige Aspekte des multikulturellen westlich-islamisch-byzantinischen Synkretismus, der das normannische Königreich Sizilien im 12. Jahrhundert prägte. Die innovative Neuausgestaltung architektonischer Formen, Strukturen und Materialien und deren künstlerische, dekorative und ikonografische Verarbeitung – am auffälligsten die reichen und umfangreichen Tessera-Mosaiken, Böden in opus-sectile-Technik, Intarsien, bildhauerische Elemente, Gemälde und Fittings – feiern das fruchtbare Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.[1]
Die Eintragung erfolgte aufgrund der Kriterien (ii) und (iv).
(ii): Arabisch-normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalù und Monreale zeugt von einem besonderen politischen und kulturellen Zustand, der durch das fruchtbare Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft (muslimisch, byzantinisch, lateinisch, jüdisch, lombardisch und französisch) gekennzeichnet war. Dieser Austausch erzeugt eine bewusste und einzigartige Kombination von Elementen, die aus den architektonischen und künstlerischen Techniken der byzantinischen, islamischen und westlichen Traditionen abgeleitet waren. Dieser neue Stil trug zur Entwicklungen der Architektur der tyrrhenischen Seite Süditaliens bei und verbreitete sich weit im mittelalterlichen Mittelmeerraum.
(iv): Arabisch-normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalù und Monreale ist ein hervorragendes Beispiel einer stilistischen Synthese, die neue räumliche, konstruktive und dekorative Konzepte durch die innovative und kohärente Neuausgestaltung von Elementen aus verschiedenen Kulturen schuf.[1]
Einzelbauwerke
Die Einzelbauwerke, die Bestandteil des Weltkulturerbes sind, liegen alle in der Nähe der Nordküste der Insel Sizilien. Zwei Schlösser, vier Kirchen, darunter die Kathedrale, und eine Brücke liegen in Palermo, das die Hauptstadt des normannischen Königreichs Sizilien war. Zwei weitere Kathedralen liegen in Städten Siziliens, die im Mittelalter bedeutende Bischofssitze waren. Im Einzelnen umfasst die Weltkulturerbestätte Arabisch-normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalù und Monreale die folgenden neun Bauwerke:
Sommerresidenz des Emirs von Palermo aus dem 9. Jahrhundert, von Roger II. zu seinem Regierungssitz umgebaut, Sitz der normannischen Könige Siziliens (daher der Name Palazzo dei Normanni = Normannenpalast), derzeit Sitz des Parlaments von Sizilien.
1132 bis 1140 unter König Roger II. als Hofkapelle des Palazzo dei Normanni (Palazzo Reale) errichtet, Weihe 1140, Fußboden mit Marmor und Porphyr geschmückt, mit arabischer Schnitzkunst verzierte Holzdecke, Goldgrundmosaiken an den Wänden und in der Kuppel.
Kathedrale des Erzbistums Palermo, 1184/1185 anstelle eines durch ein Erdbeben 1169 stark beschädigten Vorgängerbaus errichtet, Portikus von 1465 im Stil der katalanischen Spätgotik, 1781 bis 1801 Umbau des Äußeren und Inneren und Aufsetzen der Kuppel.
von Roger II. kurz nach seiner Bestätigung als König von Sizilien 1130 an der Stelle eines arabischen Vorgängerbaus als Teil des ältesten lateinischenKlosters in Palermo errichtet und 1143 fertiggestellt.