Żytkiejmy [ʒɨtˈkʲejmɨ ] (deutsch bis 1936 Szittkehmen , 1936–1938 Schittkehmen , 1938–1945 Wehrkirchen , litauisch Žydkiemis , russisch Saslonowo ) ist ein Ort in der Landgemeinde Dubeninki im nordöstlichen Polen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren .
Żytkiejmy ist der für den Fremdenverkehr wichtigste Ort im Naherholungs- und Jagdgebiet Rominter Heide . Das Dorf mit rund 1000 Einwohnern liegt zwei Kilometer südlich der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad und gehört dem Powiat Gołdapski an. Durch den Ort verläuft die Woiwodschaftsstraße 651 .
Geschichte
Krankenhaus Szittkehmen (vor 1936)
Bahnhof Szittkehmen
Früher war Szittkehmen ein wichtiger Handelsplatz im Grenzgebiet zu Polen und Litauen . Der Ort besaß zwar niemals Stadtrechte , hatte aber den Status eines Fleckens . Er war durch eine Eisenbahnlinie mit der Kreisstadt Goldap und mit Tollmingkehmen (1938–1946 Tollmingen , heute russisch: Tschistyje Prudy) verbunden.
Zwischen 1874 und 1945 war Szittkehmen namensgebender Ort eines Amtsbezirks , zu dem außer dem Amtsdorf noch die Orte Budweitschen (Kirchspiel Szittkehmen) (1938–1946 Altenwacht , heute russisches Staatsgebiet, nicht mehr existent) und Pellkawen (1938–1946 Pellkauen , russisch: Jakowlewka, nicht mehr existent) gehörten. Er lag im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Ostpreußen .
Bei der Umbenennung von Orten in Ostpreußen im Jahr 1938 benannten die Nationalsozialisten den Ort am 3. Juni 1938 willkürlich als Wehrkirchen , was weder dem Kirchenbau des Fleckens noch der Bedeutung als Handelsplatz gerecht wurde.
Einwohnerentwicklung
1885: 1240
1910: 1035
1939: 1280
2006: 0 907
Kirche
Kirchengebäude
Die Kirche in Szittkehmen wurde 1579 bis 1589 erbaut. Es handelt sich um einen rechteckigen Saalbau, früher mit einem Turm, danach lediglich einem Glockenhaus verbunden. 1934 fand eine Restaurierung durch den Kunstmaler Tessin statt. Dreieinhalb Jahrhunderte war die Kirche ein evangelisches Gotteshaus. 1945 wurde sie zugunsten der katholischen Kirche enteignet und trägt nach einer erneuten Weihe nun den Namen Kościół św. Michała Archaniola (St.-Michaelis-Kirche ).
Kirchengemeinde
Szittkehmen war bis 1579 mit Pillupönen (1938–1946 Schloßbach , heute russisch: Newskoje) verbunden und ist erst seither eine eigene Pfarrei. Im Jahre 1890 hatte das Kirchspiel Szittkehmen 5000 Seelen, davon 800 Litauer. Bis 1930 wurde hier die Predigt auch in litauischer Sprache gehalten.
Ehemals zur Inspektion Gumbinnen (heute russisch: Gussew) gehörig, war Szittkehmen mit seiner fast ausnahmslos evangelischen Bevölkerung bis 1945 in den Kirchenkreis Goldap (Gołdap) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union eingebunden.
Aufgrund von Flucht und Vertreibung als Folge des Zweiten Weltkrieges sank die Zahl der evangelischen Kirchenglieder nach 1945 stark. Nach Żytkiejmy kamen jetzt polnische Katholiken, die hier eine eigene Pfarrei gründeten, die zum Dekanat Filipów im Bistum Ełk (Lyck) der Katholischen Kirche in Polen gehört. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zur Kirchengemeinde Gołdap , die eine Filialgemeinde von Suwałki (Suwalken) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist.
Kirchspiel (bis 1945)
Zum Kirchspiel der Kirche Szittkehmen gehörten vor 1945 neben dem Pfarrort noch 26 Orte, Bauerschaften und Wohnplätze[ 1] (der * vor dem Ortsnamen kennzeichnet einen Schulort):
Ortsname
Änderungsname 1938 bis 1945/46
heutiger Name
Staat
Ortsname
Änderungsname 1938 bis 1945/46
Heutiger Name
Staat
Abscherningken
Ebershagen
RUS
Kraginnen
Kraghof
RUS
Adlersfelde
Orliniec
PL
*Kuiken
Albrechtsrode
RUS
Auxinnen
Freudenau
RUS
Lengkupchen
Lengenfließ
Lenkupie
PL
Billehnen
Billenau
RUS
*Matzutkehmen
Wellenhausen
RUS
Binnenwalde
RUS
Pabbeln
Wobały
PL
Budweitschen
Altenwacht
RUS
Pablindszen
Zollteich
Pobłędzie
PL
Dagutschen
Zapfengrund
Degucie
PL
*Pellkawen
Pellkauen
Jakowlewka
RUS
*Dobawen
Dobauen
Majak
RUS
Präslauken
Praßlau
Przesławki
PL
*Gollubien
Unterfelde
Golubie
PL
Reddicken
Redyki
PL
Jodupönen
Grenzhof
RUS
*Ribbenischken
Ribbenau
Uwarowo
RUS
*Kallweitschen
Kornberg
Priosjonoje
RUS
*Serteggen
Serteck
Żerdziny
PL
Keppurdeggen
Kühlberg
Łysogóra
PL
*Skaisgirren
Hellerau
Skajzgiry
PL
*Kögskehmen
Kecksheim
Kiekskiejmy
PL
*Wyszupönen1936–38: Wischupönen
Kaltensee
Rybino
RUS
Pfarrer (bis 1945)
Ortsdurchfahrt Żytkiejmy im Jahre 2008
Von der Reformation bis 1945 amtierten in Szittkehmen/Wehrkirchen 29 evangelische Geistliche:[ 2]
Michael Sappuhn, bis 1586
Paul Kytlikowski, 1586–1590
Samuel Sperber, 1590–1592
David Marcianus, 1593–1598
Laurentius Georg Villnensis, 1598
Albrecht Schmidt, bis 1600
Bartholomäus Willentus, 1600–1605
Paul Hoffmann, 1606–1657
N. Cajus, 1653
Friedrich Cibrowius, 1657–1663
Johann Glagius, 1663–1677
N. Dullo
Christoph Hintz, 1679–1687
Martin Hintz, 1687–1717
Johann Böckel, 1704–1709
Johann Christoph Hintz, ab 1709
Michael Schubert, 1717–1736
Jonas Christian Pusch, 1736–1746
Gottfried Christ. Nehring, 1747–1768
Daniel Friedrich Mielcke, 1769–1776
Ernst Ludwig Kalau, 1776–1815
Johann Friedrich Haupt, 1815–1832
Friedrich Wilhelm Lucks, 1832–1840
David Peteaux, 1840–1851
Eduard (Julius L.) Schreiner, 1852–1863[ 3]
Georg J. Julius Rademacher, 1864–1876
Ludwig Albert Jordan, 1876–1895
Franz Moritz Ziehe, 1896–1915
Ernst Koehler, 1916–1945
Persönlichkeiten
Heinz Goldberg (* 1910 in Szittkehmen; † 1971 in Schwerin), Übersetzer, Lektor für Finnisch
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
↑ Walther Hubatsch : Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen 1968, S. 479.
↑ Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 131–132.
↑ Schreiner (1809–1863) war Angehöriger des Corps Masovia .