Ein Zehnzeiler (auch Dekastichon) ist in der Verslehre eine aus zehn Versen bestehende Strophen- oder Gedichtform.
Als spezifische Formen sind zu nennen Málaháttr in der altnordischen, die Dizain in der französischen, und die Décima in der spanischen Dichtung.
Beispiele
- Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
- Im altertümlichen Saale,
- Saß König Rudolfs heilige Macht
- Beim festlichen Krönungsmahle.
- Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins,
- Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,
- Und alle die Wähler, die sieben,
- Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
- Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,
- Die Würde des Amtes zu üben.
- (Friedrich Schiller, Der Graf von Habsburg)
- My heart aches, and a drowsy numbness pains
- My sense, as though of hemlock I had drunk,
- Or emptied some dull opiate to the drains
- One minute past, and Lethe-wards had sunk:
- Tis not through envy of thy happy lot,
- But being too happy in thine happiness,—
- That thou, light-winged Dryad of the trees
- In some melodious plot
- Of beechen green, and shadows numberless,
- Singest of summer in full-throated ease.
- (John Keats, Ode to a nightingale)
Literatur
- Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen. 2. Auflage. Francke, Tübingen & Basel 1993, ISBN 3-7720-2221-9, S. 691–715.
- Otto Knörrich: Lexikon lyrischer Formen (= Kröners Taschenausgabe. Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 40 f.
- Fritz Schlawe: Die deutschen Strophenformen. Systematisch-chronologische Register zur deutschen Lyrik 1600–1950. Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte Bd. 5. Metzler, Stuttgart 1972, ISBN 3-476-00243-8, S. 469–474.