Wolfgang Boehm (Böhm) (* 12. Mai 1928 in Danzig; † 1. Mai 2018[1]) war ein deutscher Mathematiker.
Boehm studierte, promovierte und habilitierte sich an der TU Berlin. 1965 nahm er einen Ruf an die TU Braunschweig an. Er war Mitbegründer des Computer Aided Geometric Design (kurz: CAGD) in Deutschland und war Gastprofessor am Rensselaer Polytechnic Institut in Troy, an der Universität Nordwestchinas in Xi’an und der Universidad Central de Venezuela in Caracas. Er war Mitbegründer und Senior-Editor der internationalen Zeitschrift CAGD und seit Mitte der 1990er Jahre im Ruhestand.
Wolfgang Boehm zählte zu den internationalen Pionieren des CAGD und der Geometrischen Modellierung. Er war Verfasser mehrerer Grundlagenwerke und Artikel über Angewandte Geometrie und Geometrie im CAD; seine Monographien haben mehrere Auflagen und Übersetzungen erfahren[2]. Boehms Buch über geometrische Konzepte vermittelt einfühlsam geometrisches Denken, wie es jeder Mathematiker oder Ingenieur kennengelernt haben sollte. Schon 1952 gab er einen überraschend einfachen geometrischen Beweis der Fadenkonstruktion für Flächen zweiter Ordnung. 1980 entdeckte er, dass der De-Boor-Algorithmus auch Knoten einzufügen vermag.
Boehm gilt als wissenschaftlicher Entdecker von Paul de Casteljau, dessen Arbeiten die wissenschaftliche Grundlage für die Darstellung von Kurven und Flächen in der industriellen Fertigung (Numerical Control) wurden. 1993 entdeckte er J.C.F. Haase als den Vorläufer des rekursiven Konstruktions-Algorithmus für rationale Bézier-Kurven.