Indigene Völker aus dem Great Basin, wie die Shoshone und Absaroka, lebten bereits vor 7000 bis 9000 Jahren in der Region. Archäologen haben kürzlich Dörfer auf einer Höhe von bis zu 3.000 m aus der Zeit zwischen 700 und 2000 v. Chr. untersucht. Diese Dörfer wurden von den Sheepeatern gegründet. Eines der Dörfer mit dem Namen High Rise verfügt über 60 Lodges auf einer Fläche von 26 Hektar und wurde kürzlich in das National Register of Historic Places aufgenommen.[1]
John Colter, einer der Teilnehmer der Lewis-und-Clark-Expedition, gilt als der erste europäisch-amerikanische Mensch, der das Gebiet um 1807 zu Gesicht bekam, obwohl wenig über seine Reisen durch dieses Gebiet bekannt ist. Im Jahr 1812 überquerte eine Gruppe, geführt von Wilson Price Hunt, als erster den South Pass am südlichen Ende der Bergkette, einen Pass über die kontinentale Wasserscheide und über die Rocky Mountains, der später für den Oregon Trail von großer Bedeutung war.[2]
Das Klettern wurde Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts von Männern wie John C. Fremont betrieben, hauptsächlich zum Zwecke der Erkundung der Region. In den 1920er Jahren kamen die ersten Kletterer, die die Besteigungen der Berge zum Ziel hatten. Der Gannett Peak, höchster Berg der Bergkette und der höchste in Wyoming, wurde 1922 von Arthur Tate und Floyd Stahlnaker erstbestiegen. Die meisten der frühen Besteigungen in der Region konzentrierten sich auf das Titcomb-Becken (engl. Titicomb Basin) inmitten der Bergkette. Heute ist das Titcomb Basin neben dem Bergkessel Cirque of the Towers weiter südlich eine der beliebtesten Erholungsattraktionen der Region.[2]
Ein Großteil der Wind River Range erhielt zwischen 1931 und 1932 bundesstaatlichen Schutz als primitive National Forest-Gebiete. Die Wind River Range ist heute weitgehend durch drei große Wildnisgebiete geschützt. Dazu gehören die im Jahr 1964 ausgewiesene Bridger Wilderness am Westhang des Gebirges, sowie Fitzpatrick Wilderness und Popo Agie Wilderness am Osthang, die 1976 bzw. 1984 ausgewiesen wurden. Zusammen schützen diese Wildnisgebiete 294.620 ha und machen die Wind River Range zu einem der größten straßenfreien Gebiete in den kontinentalen Vereinigten Staaten. Ein Teil des Osthangs der Wind River Range steht auch unter dem Schutz der Wind River Indian Reservation.
Geologie
Die Wind River Range besteht hauptsächlich aus einem granitischen Batholith, einem Granitgestein, das vor über einer Milliarde Jahren tief unter der Erdoberfläche gebildet wurde. Über Hunderte von Millionen Jahren erodierten die Felsen, die einst diesen Batholith bedeckten. Als das Land während der Laramischen Gebirgsbildung weiter anwuchs, trat eine weitere Erosion auf, bis nur noch die Granitfelsen übrig waren.[3] Die Eiszeiten vor 500.000 Jahren führten zur Entstehung der Felsen in ihrer heutigen Form. Innerhalb der Wind River Range wurden zahlreiche Seen von den Gletschern geformt und zahlreiche Talkessel oder kreisförmige Täler wurden aus den Felsen gehauen, darunter der Cirque of the Towers im südlichen Teil des Gebirges. Der Shoshone National Forest behauptet, dass es 16 benannte und 140 unbenannte Gletscher allein auf der Ostseite des Gebirges gibt, wobei weitere 27 vom Bridger-Teton National Forest für die Westhänge des Gebirges gemeldet wurden. Einige davon gehören zu den größten Gletschern der US-amerikanischen Rocky Mountains. Der Gannett-Gletscher am Nordhang des Gannett Peak ist der größte einzelne Gletscher in den US-amerikanischen Rocky Mountains und befindet sich in der Fitzpatrick Wilderness im Shoshone National Forest.[4]
Geographie
Die Wind River Range erstreckt sich vom Togwotee Pass über nahezu 200 km nach Südosten bis in das Great Divide Basin und gehört zu den längsten, höchsten und zerklüftetsten Bergketten innerhalb der Rocky Mountains. Sie ist das einzige Gebirge Wyomings, in dem mehrere Berge die 4000-Meter-Marke überschreiten und ist das höchste Gebirge der Rocky Mountains außerhalb Colorados.[5] Die Wind River Range wird nicht durch Straßen erschlossen – so führen lediglich die US-Highways 26 und 191 in Nordwest-Südostrichtung entlang der Bergkette. Die US-26 verläuft vom Togwotee Pass auf knapp 2500 m über Dubois und Crowheart durch das Wind River Basin bis Riverton, die US-191 führt, aus dem Hoback Canyon kommend, über Pinedale und Boulder durch das Hoback Basin und das Great Divide Basin nach Süden in Richtung Rock Springs. Am südlichen Ende der Wind River Range überquert der Wyoming Highway 28 im Verlauf von Farson bis Lander den South Pass und damit auch die kontinentale Wasserscheide. Lediglich der Wyoming Highway 131 – im Verlauf von Lander zum Sinks Canyon State Park – sowie einige kleinere Forststraßen führen tiefer in die Wind River Range hinein.[4]
Seneca Lake im Hochgebirge der nördlichen Wind River Range
Abgrenzung
Die Wind River Range ist nur an ihrem nordwestlichen Ende mit anderen Bergketten verbunden. Im Nordosten bildet der nahe dem Togwotee Pass entspringende und nach Südosten ins Wind River Basin verlaufende Wind River die Grenze zur Absaroka Range und den zur Absaroka Range gehörenden Bergketten Washakie Range und Owl Creek Mountains. Im Nordwesten grenzt die Wind River Range an die Gros Ventre Range. An allen anderen Seiten fällt die Wind River Range teils mehr, teils weniger steil in verschiedene Gebirgsbecken (Intermountain Basins) ab, die sich größtenteils flach auf 1000 bis 2000 Metern Höhe durch den gesamten Bundesstaat erstrecken. Im Nordosten und Osten liegt das Wind River Basin, im Süden das Great Divide Basin und westlich der Bergkette das Hoback Basin. Einzig im Südosten schließen sich mit Granite Mountains und Ferris Mountains kleinere Gebirgsketten an, die sich ungleichmäßig im Zentrum des Staates Wyoming verteilen. Die kontinentale Wasserscheide trifft im Nordosten am Two Ocean Pass auf die Wind River Range, verläuft durch die Bergkette nach Süden und führt hinter dem South Pass weiter um das Great Divide Basin, das gewissermaßen eine Insel im Verlauf der Wasserscheide darstellt.[6]
Berge
Die folgende Tabelle listet die 25 höchsten Berge der Wind River Range mit einer Schartenhöhe von mindestens 100 Metern.
Auf beiden Seiten der Wind River Range entspringen unzählige Flüsse, wobei sich letztendlich alle über den Wind River und den Yellowstone River in den Missouri oder über den Green River in den Colorado entwässern. Der Wind River, der Oberlauf des Bighorn Rivers, entspringt dabei selbst im nördlichen Teil des Gebirges. Auch der Green River, der längste Nebenfluss des Colorado Rivers, entspringt inmitten der Wind River Range und fließt durch den Südwesten Wyomings bis nach Colorado und Utah. Neben dem Green River sind der New Fork River sowie der Big Sandy River die größten Flüsse, die westlich der kontinentalen Wasserscheide entspringen, östlich davon sind es neben dem Green River Popo Agie River sowie Little Wind River. Mehrere dieser Flüsse haben vor allem auf der Ostseite tiefe Schluchten und Canyons wie den Sinks Canyon erschaffen. Tausende von Seen verteilen sich in der gesamten Wind River Range, allein in der Bridger Wilderness sind es über 1300.[8] Die größten davon liegen allesamt in der Nähe von Pinedale auf der Westseite des Gebirges. Neben Boulder Lake, Half Moon Lake oder Willow Lake ist der Fremont Lake der größte See der Gebirgsgruppe. Mit einer Länge von fast 20 km und einer maximalen Tiefe von 185 m gehört er zu den größten Seen in Wyoming und zu den 20 tiefsten in den Vereinigten Staaten.[9]
Die Wind River Range ist ein beliebtes Erholungsziel und die Wildnisgebiete ziehen Wanderer, Kletterer und Skifahrer an. Die Bergkette besitzt viele Gebiete, die trotz der relativen Abgelegenheit vieler der Ausgangspunkte und der langen Zugänge von diesen Ausgangspunkten stark genutzt werden. Zwei der beliebtesten Reiseziele für Rucksacktouristen (Backpacker) sind das Titcomb Basin (üblicherweise über den Elkhart Park Trailhead zugänglich)[10] und der Cirque of the Towers (üblicherweise über den Big Sandy Trailhead zugänglich).[11] Der exponierte Granit in den höheren Lagen des Gebirges ist für Kletterer besonders attraktiv und Gebiete wie der Cirque of the Towers im südlichen Teil des Gebirges sind infolgedessen mit Übernutzungsproblemen konfrontiert.[2] Der Continental Divide Trail, einer der längsten und bekanntesten Fernwanderwege der Vereinigten Staaten, folgt dem Verlauf der Kontinentalen Wasserscheide und verläuft dementsprechend durch die gesamte Wind River Range von Südosten nach Nordwesten. Die Wind River Range beheimatet ein Skigebiet, das White Pine Ski Resort, mit den einzigen durch einen Skilift erreichbaren Pisten der Bergkette. Es liegt Nähe von Pinedale und ist das älteste Skigebiet in Wyoming.[12][4]
↑James R. Steidtmann, Larry T. Middleton, Mark W. Shuster: Post-Laramide (Oligocene) uplift in the Wind River Range, Wyoming. In: Geology. Band17, Nr.1, 1. Januar 1989, ISSN0091-7613, S.38–41.
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