Nach Absolvierung des Joachimsthalschen Gymnasiums studierte er ab 1903 an der Hochschule für Musik in Berlin (bei Max Bruch und Paul Juon), später war er Gesangsschüler bei Charles W. Graeff. 1906 besuchte er als Schüler die Meisterklasse von Engelbert Humperdinck. 1912 debütierte er als Konzertsänger in Berlin, trat aber auch in Hamburg und Köln auf. 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Danach wechselte er als Bariton (unter dem Pseudonym Hans Roland) ins Opernfach. 1920 bis 1926 wirkte er an den Händelfestspielen in Göttingen mit (u. a. als Garibald in der Oper Rodelinda). Ab 1922 war er als Opernsänger an der Großen Volksoper in Berlin, ab 1925 an der Städtischen Oper in Berlin engagiert. Außerdem gab er Gastspiele in Zagreb, Belgrad und Hamburg. Daneben betätigte er sich ab 1926 als Lehrer an der Akademie für Kirchenmusik in Berlin. 1934 wurde er aus rassistischen Gründen aus dem Engagement entlassen. In den folgenden Jahren beteiligte er sich an Opern- und Konzertaufführungen des Jüdischen Kulturbundes in Berlin. Er erlitt auf der Bühne des Kulturbundes während eines Liederabend-Auftritts einen Schlaganfall, nachdem er stundenlang von der Gestapo verhört worden war, und starb im Jüdischen Krankenhaus[1].
Seit 1919 war er mit Eva Troplowitz verheiratet; die gemeinsame Tochter Stefanie kam am 5. September 1925 zur Welt.[2] Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.
Wilhelm Guttmann spielte seine ersten Platten als Mitglied des Berliner Vokal-Quartetts (ferner bestehend aus Rose Walter, Therese Bardas und Roland Hell) für Homokord (Berlin 1922) ein, danach folgten vier Opernarien für Odeon (Berlin 1923). 1927–28 sang er für Grammophon das Basssolo in Beethovens Missa Solemnis unter Bruno Kittel, 1928 das Basssolo in der 9. Symphonie von Beethoven, ebenfalls für Grammophon. Seine letzte Aufnahme entstand 1932 für Ultraphon (Querschnitt durch Carmen).
Briefwechsel mit dem Musikverlag C.F.Peters Leipzig im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig.
Literatur
Paul Frank: Kurzgefasstes Tonkünstler-Lexikon. 12. Auflage. Leipzig 1926, S. 498.
Martin Goldsmith: The Inextinguishable Symphony: A True Story of Music and Love in Nazi Germany. New York 2000, S. 264. Deutsche Übersetzung: Die unauslöschliche Symphonie: Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches – eine deutsch-jüdische Geschichte. Freiburg 2002, S. 294.
Erich H. Müller: Deutsches Musikerlexikon. Dresden 1929, S. 538.
Ludwig van Beethoven, 9. Sinfonie. Oskar Fried, dir. Nachdruck 2011, Pristine PASC 317.
Rainer E. Lotz, Axel Weggen und Christian Zwarg: Discographie der deutschen Gesangsaufnahmen Band 3, Birgit Lotz Verlag, Bonn 2001, ISBN 3-9805808-6-5
Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 2751–2753. online
Paul Thoben: Victoria Prinzessin zu Bentheim und Steinfurt und ihre lebensrettende Hilfe für die jüdische Familie Guttmann, in: Emsländische Geschichte 28, hrsg. von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Meppen 2021, S. 381–421.