Die Werderstraße (Ausspracheⓘ/?) ist eine 1800 Meter lange Durchfahrtsstraße in Schwerin in den Stadtteilen Werdervorstadt, Schelfstadt und Altstadt. Sie führt, teilweise auch als Bundesstraße 104, in Nord-Süd-Richtung von der Güstrower Straße / Lagerstraße / Am Güstrower Tor bis zur Schloßstraße in der Altstadt.
Die Neben- und Anschlussstraßen wurden benannt als Güstrower Straße nach der Residenzstadt Güstrow, Lagerstraße nach den früheren Speicher- und Lagergebäuden, Am Güstrower Tor nach dem früheren Tor, Knaudtstraße nach dem Schweriner Hofrat Johann Friedrich Knaudt (1792–1868), Walther-Rathenau-Straße nach dem ermordeten Reichsaußenminister (DDP) (1867–1922), Robert-Koch-Straße nach dem Mediziner, Mikrobiologen und Nobelpreisträger (1843–1910), Hospitalstraße nach dem früheren Krankenhaus bzw. der Werderklinik, Lehmstraße, Bornhövedstraße nach dem Ort zweier Schlachten im Mittelalter, Amtstraße nach dem Rathaus (= Amt) der Schelfstadt, Jahnstraße nach dem Turnpädagogen Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), Grüne Straße nach der früheren unbebauten Grünzone bis zum Schweriner See, Schliemannstraße nach dem mecklenburgischen Kaufmann und Archäologen Heinrich Schliemann (1822–1890), Großer Moor nach dem früheren Moorgebiet, Lennéstraße nach dem Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné (1789–1866) und Schloßstraße nach dem Schweriner Schloss.
Die Straße wurde benannt nach dem Werder als leicht erhöhtes Gebiet in einem Niederungs- und Seengebiet. Werder steht auch für eingedeichtes oder aus Sumpf trockengelegtes und als Moorbesiedlung urbar gemachtes Land. Auch der Name Schelfe bzw. Schelfstadt steht für eine Ansiedlung am Schilf.
Der südliche Straßenabschnitt von der Schloßstraße bis um Nr. 125 hieß bis 1945 Annastraße.
Die Schelfe (= Schilf) nördlich der Schweriner Altstadt ist bereits seit dem 11. Jahrhundert belegt und das Gebiet gehörte seit 1284 bis um 1648 dem Bischof.
1705 war die Schelfe noch weitgehend unbebaut, als Herzog Friedrich Wilhelm I. die Schelfstadt (auch Neustadt genannt) gründete und Jakob Reutz († 1710) die Pläne dafür zeichnete und die Schelfkirche entwarf.
Historisch entstand die Straße in drei Abschnitten: 1819 entstand der nördliche Teil der damals als Werderallee bezeichneten Straße von der Amtsstraße zum Schelfwerder. 1832 wurde die Schelfstadt Stadtteil von Schwerin und die Straßen vernetzt. 1837 kehrten die Herzöge von Ludwigslust nach Schwerin zurück, und der Ausbau von Schwerin zur Residenzstadt begann. Der Schweriner Marstall und die Uferpromenade zum Schloss entstanden 1842. Die Gebiete um das Große Moor und an der Werderstraße wurden trockengelegt und besiedelt. Zwei- und dreigeschossige Fachwerkhäuser entstanden. 1858 veranlasste der Großherzogs den Bau des noch als Annenstraße bezeichneten südlichen Teils der Werderstraße; die Straße (1864) sowie die denkmalgeschützten Steinhäuser (Nr. 125–141) entstanden um 1863/66. Demmlers Verschönerungsplan sah 1863 die Verlängerung der Werderallee zum Marstall vor. Nach 1871 wurden große Mietshäuser gebaut und um 1900 kleinere Gebäude deshalb abgerissen. Die neue Bebauung fügte sich nicht immer in das einheitliche Gesamtbild ein. 1910 wurde zwischen Marstall und Amtstraße der mittlere Teil der Straße als Alexandrastraße eingefügt. Nun war der Straßenzug vom Schloss bis zum Paulsdamm von 1842 nach Güstrow durchgängig befahrbar.[1]
Die Werder-Kaserne aus der Kaiserzeit wurde ergänzt um Kasernen der 1930er Jahre und als Kurt-Bürger-Kaserne in der DDR-Zeit genutzt. Einige Kasernenbauten wurden nach 1991 an das Land abgegeben; die Werder-Kaserne an der Walther-Rathenau-Straße dient u. a. als Sitz des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern.
Nach der Wende wurde 1995 der für die Straße dominante Werderhof gebaut. Im Verbund mit der Bundesgartenschau 2009 entstand bis August 2008 der neu gestaltete Stadthafen mit Vorplatz am sogenannten Beutel beim Werderhof; durch die erweiterten Wasserflächen wurde der Schweriner See städtebaulich besser einbezogen.
Verkehrlich wird die die Straße durch die Buslinien 10 und 11 der Nahverkehr Schwerin GmbH (NVS) erschlossen. Von 1909 bis 1969 durchfuhr die Straßenbahn mit der Linie 2 die Straße in einem Teilbereich.
An der Straße stehen zumeist zwei- bis fünfgeschossige Gebäude. Die mit (D) gekennzeichneten Häuser stehen unter Denkmalschutz.[2]
53.63238811.42182Koordinaten: 53° 37′ 56,6″ N, 11° 25′ 18,6″ O