Ende 1992 verfasste Henry Way Kendall, ein früherer Vorstandsvorsitzender von der Union of Concerned Scientists (UCS), die erste Warnung, die mit den Worten: „Die Menschen und die natürliche Welt sind auf einem Kollisionskurs“ beginnt.[1] Eine Mehrheit der Nobelpreisträger der Naturwissenschaften unterzeichnete das Dokument[2][3], rund 1700 der weltweit führenden Wissenschaftler fügten ihre Unterschrift hinzu.
2017 – Zweite Warnung
Im November 2017 unterzeichneten 15.364 Wissenschaftler eine von acht Autoren verfasste Warnung der Wissenschaftler der Welt an die Menschheit: Zweite Mitteilung.[4] Diese ruft unter anderem dazu auf, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen und den Pro-Kopf-Verbrauch an fossilen Brennstoffen, Fleisch und anderen Ressourcen drastisch zu reduzieren. Diese Warnung wurde in der Fachzeitschrift BioScience veröffentlicht.[5] Der Artikel führt 13 spezifische Maßnahmen an, die die Menschheit auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unternehmen könnte.
Die zweite Mitteilung hat die meisten wissenschaftlichen Mitunterzeichner und formalen Unterstützer aller je veröffentlichten Journal-Artikel.[6]
2019 – Dritte Warnung
Die dritte Mitteilung, World Scientists’ Warning of a Climate Emergency,[7] die vor einem Klimanotstand warnt, wurde Anfang November 2019 ebenfalls in der Zeitschrift BioScience veröffentlicht.
Sie weisen auf sechs Bereiche hin, in denen grundlegende Änderungen vorgenommen werden müssen:
Energie – Abschaffung fossiler Brennstoffe und Umstellung auf erneuerbare Energien
kurzlebige Luftschadstoffe – Abbau von Ruß, Methan und Fluorkohlenwasserstoffe
Natur – Wiederherstellung und dauerhafter Schutz der Ökosysteme der Erde, Kohlenstoff zu speichern und zu akkumulieren und die Artenvielfalt (Biodiversität) wiederherzustellen
Wirtschaft – Übergang vom unbegrenzten BIP-Wachstum und übermäßigem Konsum der Wohlhabenden hin zur ökologischen Ökonomie und einer Kreislaufwirtschaft, in der die Preise die gesamten Umweltkosten von Waren und Dienstleistungen widerspiegeln
Bevölkerung – Stabilisierung und schrittweise Reduzierung der Weltbevölkerung durch freiwillige Familienplanung und Förderung von Bildung und Rechten für alle Mädchen und jungen Frauen, was nachweislich die Geburtenraten senkt[8][9][10][11][12]
2021
In einer Aktualisierung im Jahr 2021 warnen Wissenschaftler, dass sich kritische Elemente des Erdsystems dem Kipppunkt nähern oder ihn bereits überschritten haben. Sie berichten weiter, dass der eingetretene Klimanotstand häufigere Updates zur Notlage erforderlich machen. Die angestrebte „Green Recovery“ im Rahmen der COVID-19-Pandemie sei unzureichend und es seien grundlegende Systemänderungen erforderlich, die über Politik hinausgehen. Eine sofortige, drastische Verringerung der Treibhausgase – vor allem Methan – müsse priorisiert werden. Zudem thematisiert die Studie 31 „planetarische Vitalwerte“, von denen 18 Rekordwerte erreicht haben.[13][14]
2022
Im Oktober 2022 trugen Eileen Crist, William J. Ripple, Paul R. Ehrlich, William E. Rees und Christopher Wolf zur Warnung der Wissenschaftler an die Weltbevölkerung bei, die von der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science of the Total Environment als Teil der laufenden Reihe von: „Warnung der Wissenschaftler an die Menschheit“ veröffentlicht wurde, um die negativen Auswirkungen der Bevölkerungsgröße und des Bevölkerungswachstums auf das Klima und die Artenvielfalt anzugehen, die ihrer Meinung nach „weiterhin ignoriert, umgangen oder geleugnet werden“. Es fordert zwei Maßnahmen, die, wenn sie beachtet werden, das Bevölkerungswachstum vor dem Ende dieses Jahrhunderts stoppen werden. Erstens appellieren die Autoren weltweit an alle Erwachsenen, nicht mehr als ein Kind zu bekommen, als Teil der transformativen Veränderungen, die zur Eindämmung des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt erforderlich sind. Zweitens fordert die Warnung die politischen Entscheidungsträger dazu auf, „Bevölkerungspolitik mit zwei Schlüsselkomponenten zur Stärkung der Rolle der Frau umzusetzen“, vor allem durch die Verbesserung der Bildung für junge Frauen und Mädchen und die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Familienplanungsdienste für alle. Darin wird betont, dass „die Kombination aus institutioneller Unterstützung bei der Planung der Geburtsentscheidungen und des Bildungsniveaus, einschließlich verbesserter Möglichkeiten für eine höhere Bildung für Frauen, zu einem unmittelbaren Rückgang der Schwangerschaften führt.“ Es wird außerdem davon ausgegangen, dass eine nachhaltige menschliche Bevölkerung, die laut Umweltanalysten „einen bescheidenen, gerechten Lebensstandard der Mittelschicht auf einem Planeten genießt, der seine biologische Vielfalt bewahrt und auf dem klimabedingte Widrigkeiten minimiert werden“, zwischen 2 und 4 Milliarden Menschen beträgt.
Die Warnung plädiert auch für die Bekämpfung von Armut, Patriarchat und übermäßigem Konsum der Wohlhabenden und fordert die Erhebung einer globalen Vermögenssteuer in erster Linie gegen „wohlhabende Nationen, Industrien und Menschen, die historisch am meisten von der massiven Nutzung profitiert haben“. Zudem eine Aufforderung zur zeitgenössischen Nutzung fossiler Brennstoffe um „saubere Sanitäranlagen und Wasserverfügbarkeit, Ernährungssouveränität und Elektrifizierung durch erneuerbare Energien“ auszubauen. Darin wird betont, dass die Armutsbekämpfung die Bereitstellung grundlegender öffentlicher Dienstleistungen, insbesondere Gesundheitsversorgung und Bildung, umfassen muss.[15][16][17]
↑William J. Ripple, Christopher Wolf, Thomas M. Newsome, Mauro Galetti, Mohammed Alamgir: World Scientists’ Warning to Humanity: A Second Notice. In: BioScience. Band67, Nr.12, 1. Dezember 2017, ISSN0006-3568, S.1026–1028, doi:10.1093/biosci/bix125 (oup.com [abgerufen am 15. April 2019]).
↑Suzuki, David: 15,000 Scientists Issue Urgent Warning: Humanity Is Failing to Safeguard the Planet. AlterNet, 15. Januar 2018.
↑William J. Ripple, Christopher Wolf, Thomas M. Newsome, Phoebe Barnard, William R. Moomaw: World Scientists’ Warning of a Climate Emergency. In: BioScience. doi:10.1093/biosci/biz088 (oup.com [abgerufen am 6. November 2019]).
↑Eileen Crist, William J. Ripple, Paul R. Ehrlich, William E. Rees, Christopher Wolf: Scientists' warning on population. In: Science of The Total Environment. 2022, Band 845, S. 157166 doi:10.1016/j.scitotenv.2022.157166.