William Wallace Reid wurde in eine Familie von Wanderschauspielern hineingeboren. Sein Vater war der Vaudeville-Künstler Hal Reid (1862–1920).[1] Bereits im Kindesalter hatte der Junge gemeinsame Auftritte mit seinen Eltern. Reid war in seiner Schulzeit sportlich und musikalisch begabt und lernte mehrere Instrumente.
Um 1910 wendete sich Reids Vater der gerade aufblühenden Filmindustrie zu und zog Wallace mit sich, der im Alter von 19 Jahren seinen ersten Filmauftritt in The Phoenix, einer Adaption eines Schauspiels von Milton Nobles, bei Selig Polyscope in Chicago hatte. Mit einem Drehbuch seines Vaters ausgestattet bewarb sich Wallace Reid bei Vitagraph als Regisseur. Er wurde als Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur angenommen und zusätzlich wegen seines guten Aussehens auch als Hauptdarsteller engagiert. So spielte er etwa die Titelrolle in einer frühen Verfilmung von Das Bildnis des Dorian Gray aus dem Jahre 1913. Wallace Reids Karriere florierte und er arbeitete mit Größen des frühen Films, darunter Allan Dwan, zusammen. 1913, während er bei Universal Pictures tätig war, traf Reid die Schauspielerin Dorothy Davenport (1895–1977) und heiratete sie.
Weitere Aufmerksamkeit brachte ihn 1915 seine Nebenrolle als Schmied in David Wark Griffiths Großproduktion Die Geburt einer Nation ein. Im folgenden Jahr übernahm er ebenfalls einen Cameo-Auftritt in Griffiths Filmepos Intoleranz. Wallace Reid wurde spätestens ab Mitte der 1910er-Jahre einer der beliebtesten männlichen Schauspieler in Hollywood und besaß insbesondere eine weibliche Anhängerschaft. Er wurde vor allem in der Rolle als Herzensbrecher bekannt, etwa in der ersten Verfilmung von Alt-Heidelberg. Er drehte unter anderem mit Filmgrößen wie Gloria Swanson, Lillian Gish, Dorothy Gish und Geraldine Farrar. Nachdem er bereits in mehr als 100 Filmproduktionen mitgewirkt hatte, unterschrieb er einen Vertrag bei Jesse L. Lasky und wurde Star in weiteren 60 Filmen für Laskys Famous Players, später Paramount Pictures. Er übernahm die Rolle des Action-Helden in zahlreichen Filmen um Autorennen – etwa The Roaring Road (1919), Double Speed (1920), Excuse My Dust (1920), Too Much Speed (1921) und Across the Continent (1922). Im Jahre 1921 hatte er mit Anatol, der Frauenretter einen seiner größten Erfolge.
Während der Dreharbeiten zu The Valley of the Giants (1919) zog sich Wallace Reid bei einem Autounfall schwere Verletzungen zu. Da das Filmstudio nicht auf seinen Star verzichten wollte, wurden die Schmerzen mit Morphin behandelt, damit er den Film zu Ende drehen konnte. Reid wurde von der starken Droge abhängig, arbeitete jedoch weiter ohne Unterlass an der Produktion körperlich anspruchsvoller Filme. 1922 hatte sich sein Gesundheitszustand schon derart verschlechtert, dass er nach einer Ansteckung mit der Grippe ins Koma fiel und daraus nicht mehr erwachte.[2] Er starb im Alter von 31 Jahren, seine Urne steht heute im Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale, Kalifornien bestattet. Anders als bei selbstzerstörerisch lebenden Stars wie Barbara La Marr, Jack Pickford, und Jeanne Eagels, deren Tod ebenfalls durch Drogenmissbrauch verursacht wurde, gilt Wallace Reid als Opfer medizinischer Unwissenheit um die Nebenwirkungen des starken Betäubungsmittels Morphin. Obwohl der Drogentod von den Filmstudios regelmäßig verschwiegen wurde, warnte seine Witwe Dorothy auf einer Tour durch die USA vor den Gefahren der Drogenabhängigkeit.
Wallace Reids Beitrag für die Filmindustrie wurde mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.
Filmografie (Auswahl)
1910: The Phoenix (Kurzfilm)
1911: The Leading Lady (Kurzfilm)
1911: The Reporter (Kurzfilm)
1911: The Mother of the Ranch (Kurzfilm)
1911: War (Kurzfilm)
1912: A Red Cross Martyr; or, On the Firing Lines of Tripoli (Kurzfilm)