Waldsee liegt in der nördlichen Oberrheinebene. Der Ort liegt an der Rheinhochuferkante, die die Rheinniederung von der westlich gelegenen Flachlandzone trennt. An diese Flachlandzone schließt sich im Westen eine um einige Meter höher gelegene Sand- bzw. Dünenzone an.
Waldsee wurde wahrscheinlich bereits im 6./7. Jahrhundert von den Franken gegründet und erstmals 1229 im Zusammenhang mit einem gewissen Ritter Widegowe als „Walahesheim“ erwähnt. Dieser Ritter wurde bereits 1203 urkundlich erwähnt. Die heutige Form des Ortsnamens entstand im 19. Jahrhundert aus dem vorher üblichen Namen „Waltzheim“ durch die in der umgangssprachlichen Bezeichnung auftretende Abschwächung der Endung „-heim“ zu „-em“ bzw. „-e“.
Waldsee gehörte als Ort im Speyergau zum Bistum Speyer, dessen Gerichtsbarkeit 974 durch Kaiser Otto II. an die Bischöfe von Speyer übertragen wurde. Von 1065 bis zur französischen Besetzung 1797 war Waldsee dem fürstbischöflichen Hochstift Speyer unterstellt.
Nach dem Abzug der Franzosen gehörte Waldsee zum Bezirksamt Speyer im „Bayerischen Rheinkreis“, der späteren Pfalz (Bayern), nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zum Landkreis Speyer, der 1969 dem Landkreis Ludwigshafen (heute: Rhein-Pfalz-Kreis) zugeschlagen wurde.
Der „Uzname“ (Spitzname) für die Einwohner Waldsees ist „Hämmel“. Er geht auf ein Missgeschick eines Schäfers im 19. Jahrhundert zurück. Dieser führte eine Schafherde über einen zugefrorenen See; das Eis hielt jedoch nicht und ein Großteil der Herde versank. Eilig kam der Metzger aus Waldsee zur Notschlachtung der Tiere an den Weiher. In Windeseile sprach sich im Dorf die Kunde über günstiges Lammfleisch herum. Als dieses die Einwohner des Nachbardorfes erfuhren, eilten auch sie mit Behältern aller Art zum Schlachtort; aber es gab kein Schaffleisch mehr. Aus Ärger bezeichneten sie die Waldseer als „Hämmel“. Auf dem Schwanenplatz in der Ortsmitte erzählt die Brunnengestaltung von dieser Begebenheit.
Einwohnerstatistik
Das mittelalterliche Dorfzentrum war auf der rheinabgewandten Westseite, die nicht durch die Hochuferkante geschützt war, von einem Graben umgeben, der noch auf einem um 1770 entstandenen Ortsplan sichtbar ist. Um 1600 umfasste der Ort 32 Gehöfte, was einer Bevölkerung von 120 bis 130 Einwohnern entspricht, 1798 waren es 665 Einwohner. Bis 1820 erfolgte keine Vergrößerung der bebauten Fläche, lediglich der Graben wurde zwischenzeitlich eingeebnet. Ab etwa 1830 setzte ein rasches Wachstum der Bevölkerung des Dorfes ein, was mit einer Ausdehnung in der Fläche einherging. Die Ausdehnung erfolgte wegen der Überschwemmungsgefahr in der Rheinniederung fast ausschließlich in westlicher Richtung. Hatte der Ort 1802 noch 528 Einwohner, waren es 1911 2290 und 1960 4138 Einwohner.
Konfessionsstatistik
Im Jahre 2007 waren 55,5 % der Einwohner katholisch und 22 % evangelisch. Die übrige 24,5 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[5] Die Zahl der Katholiken und Protestanten ist seitdem gesunken. Ende Januar 2023 waren von den Einwohnern 38,5 % katholisch und 19,0 % evangelisch. 42,5 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[6]
gkL = grüne kommunale Liste Waldsee-Otterstadt e. V.
Bürgermeister
Claudia Klein (CDU) wurde 2019 Ortsbürgermeisterin von Waldsee.[10] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 81,1 % für weitere fünf Jahre wiedergewählt.[11]
Kleins Vorgänger Otto Reiland (CDU) hatte das Amt von 1999 bis 2019 ausgeübt.[12][13]
Wappen
Wappen von Waldsee
Blasonierung: „In Grün zwei gekreuzte goldene Ackerreuten mit silbernen Eisen, oben bewinkelt von einem schwebenden silbernen griechischen Kreuz.“[14]
Waldsee pflegt seit 1974 zu Ruffec im Département Charente in Frankreich partnerschaftliche Beziehungen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Mehrere Gebäude stehen unter Denkmalschutz, darunter das alte Rathaus von 1830, die katholische St.-Martin-Kirche von 1843 und die evangelische Kirche von 1954.
Kriegerdenkmal 1914/18, geschaffen von Ludwig Kern
Natur
Zusammenfluss von Altrhein und Rhein am Rheinkilometer 412
Das östlich von Waldsee gelegene Waldgebiet „Im Wörth“ bietet Möglichkeiten zur Erholung. Am Waldrand in der Nähe der Sommerfesthalle befindet sich ein Waldlehrgelände, direkt angrenzend an einen Waldspielplatz. Zwischen Waldsee und dem Altrhein befindet sich ein ausgedehnter Auenwald. Die Landschaft kann sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad erkundet werden. Besonders der Weg entlang des Rhein-Hauptdeiches zieht viele Menschen an, nicht zuletzt auch wegen der vielen Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke zwischen Altrip und Speyer. Im Norden von Waldsee befindet sich der zum Baden geeignete Baggersee „Schlicht“.
Sport
Das sportliche Angebot in Waldsee wird hauptsächlich geprägt durch Sportvereine. Im Mittelpunkt hierbei stehen die Hauptsportarten Handball (TG Waldsee) und Fußball (ASV Waldsee). Ebenfalls in Waldsee befindet sich ein Tennisverein (TV Waldsee). Jedoch ist das Angebot der einzelnen Sportvereine breit gefächert. Aber auch in anderen Vereinen kommt Sport neben der eigentlichen Vereinstätigkeit nicht zu kurz. So bietet der Karnevalverein UNO Möglichkeiten zum Garde- und Showtanz. Viele Vereine haben Freizeitmannschaften in den unterschiedlichsten Sportarten (u. a. Fußball, Wandern, Kegeln). Auch ein Verein für Hundefreunde (VdH Waldsee 1975 e.V.) ist hier ansässig.
Sportstätten
Schulsporthalle
Rheinauenhalle 1 und 2
Sportgelände der TG Waldsee
Sportgelände des ASV Waldsee
Sportgelände des TV Waldsee
Vereinsgelände der Hundefreunde
Veranstaltungen
Viele Veranstaltungen haben einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Gemeinde.
Fasnacht (KV UNO Waldsee und viele Vereine und Gruppen)
Osterbrunnenfest (Obst- und Gartenbauverein)
Bierfest (ASV Waldsee)
Fischerfest (Angelsportverein)
Kerwe (Gemeinde Waldsee mit wechselnden Ausrichtern)
Halloween Party (Gesangverein Concordia)
Weihnachtsmarkt (Gemeinde Waldsee)
Darüber hinaus finden viele Veranstaltungen unterschiedlichster Vereine und Gruppen an wechselnden Terminen statt.
Waldsee liegt an der Landesstraße 534, von der im Ort die L 533 und am südlichen Ortsende die L 535 abzweigen. Westlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 9 in Nord-Süd-Richtung vorbei, die nächstgelegenen Auffahrten sind Schifferstadt-Nord und -Ost.
Durch die Buslinie 572 Ludwigshafen (Rheingönheim, BASF) – Speyer wird Waldsee an den ÖPNV angebunden.[15]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
14. September 2019: Otto Reiland (* 1950), Kommunalpolitiker, Ortsbürgermeister 1999 bis 2019, für seine Verdienste um die Ortsgemeinde[12][16][13]
↑Hermann W. Morweiser: Vom antifaschistischen Widerstand in Speyer. VVN-Bund der Antifaschisten, Speyer 1983.
↑Hedwig Brüchert: Zwangsarbeit 1939–1945 – der „Arbeitseinsatz“ von zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in den Regionen des heutigen Landes Rheinland-Pfalz.
↑ abChristine Kraus: Zur Person: Otto Reiland. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 16. April 2019, abgerufen am 16. Juni 2024.
↑ abChristine Kraus: Waldsee: Otto Reiland offiziell verabschiedet. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 15. September 2019, abgerufen am 16. Juni 2024 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
↑Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
↑Christine Kraus: Auszeichnung: Otto Reiland wird Ehrenbürger. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 25. Mai 2019, abgerufen am 16. Juni 2024.