Vor allem im ländlichen Bereich hört man die eigenartige Melodie dieses Dialekts. Neben der Lausitz sind es vor allem das Erzgebirge und das Vogtland, die noch relativ eigenständige Mundartbereiche aufweisen. Es resultiert eine Verwandtschaft erzgebirgischer und vogtländischer Mundart aus der Besiedlungsgeschichte dieser Gebiete. Es gab drei Siedlerströme: Im 12. und 13. Jahrhundert erschlossen sie das von Sorben bewohnte Territorium. Aus der Oberpfalz kam die erste Siedlungswelle und reichte bis ins südliche Vogtland. Die zweite kam aus Mainfranken und eine weitere aus dem mitteldeutschen Raum. Darauf folgte die Entstehung politischer Verwaltungsbezirke – ein sprachlich geschlossenes Gebiet. Im Verlaufe der Jahrhunderte bildeten sich drei große Mundartgebiete.
Verbreitungsgebiet
Wendelstein (Grünbach), Infotafel mit Mundartgedicht (unterer Teil)
Kernvogtländisch
Kernvogtländisch ist ein ostfränkischer Dialekt, welcher im größten Teil des sächsischen Vogtlandes insbesondere in der Gegend um Plauen, Oelsnitz und Auerbach gesprochen wird.
Nordvogtländisch
Nach Norden gibt es einen größeren Übergangsbereich ins Südostthüringische, der als Nordvogtländisch bezeichnet wird.
Südostvogtländisch
In der Gegend um Schöneck und Klingenthal geht der Dialekt als Südostvogtländisch ins Erzgebirgische über. Ein besonderes Merkmal dieser Dialekte ist vor allem die langgezogene und zum Teil überbetonte Aussprache von Vokalen – „das Singen“ – welches im oberen Göltzschtal um Auerbach am stärksten ausgeprägt ist. Diese Dialekte stellen als Teil eines Dialektkontinuums einen Übergangsbereich vom Ostfränkischen zum Obersächsischen dar. So findet man – zumindest im Südostobervogtländischen – auch hier das Wort hoa (o und a werden zusammen als ein mittellanger Vokal, der zwischen a und o liegt, gesprochen, ein im Hochdeutschen nicht verwendetes Phon), das von Dialektsprechern als Synonym zu „Ja“ oder als affirmative Modalpartikel verwendet wird.
Südvogtländisch
Südvogtländisch wird südlich der Linie Freiberg – Wohlbach – Gunzen – Hoher Brand gesprochen. Hier handelt es sich um einen nordbairischen Dialekt, der sich deutlich von den restlichen Mundarten abhebt. Neben gerolltem r sind vor allem die Doppellaute prägend. Es besteht eine nahezu abrupte Sprachgrenze zu den restlichen Mundarten, insbesondere zum Zwotatal hin.
Schrift und Aussprache
Im Folgenden sind einige Beispiele aufgeführt. Eine einheitliche Schriftsprache gibt es aufgrund der Vielfalt an Dialekten natürlich nicht. Die Aufzählung schließt das Südvogtländische als bairischen Dialekt weitgehend aus und bezieht sich auf das Gemeinvogtländische.[1]
Schreibung/Laut
Aussprache
Vogtländisch
Übersetzung/Hochdeutsch
-aa / -aa-
langes, helles a, hd. auch au-, eu, oder ei-Laut
aah
Fraad Aamer
auch
Freude;
Eimer
ü
kurzes oder langes i
Biecher
Bücher
ö
e (außer vor r)
Leffel
Löffel
-el
l
Haisl
Langform: Haisel = Häsuel = Häuslein
-er
r
Fellr
Langform: Feller = Felder
-en
m nach f oder p
laafm
Lappem
Langform: laafen = laufen
Lappen
ng nach ch oder k
machng
machen
-gn (hd. gen)
ng
song / sogn
sagen
-bn
m
Leem
von Lebn = Leben
p
stl. b
Baul
Paul
t
stl. d
dauen
tauen
g
ch in In- und Auslaut, außer in der Verbindung mit -gn
Wech
echoal gesocht
Weg
von egoal = egal
von gesogt = gesagt
st
scht
Staa
Stein
sp
schp
Spoa
Span
Für das Südostvogtländische gilt:
Schreibung/Laut
Aussprache
Südostvogtländisch
Kernvogtländisch/Hochdeutsch
i
kurzes ö vor m, n, ng, nk und r
schlömm
Könner sönge trönkng klörrn
schlimm
von Kinner = Kinder
von singe = singen
trinken
von klirrn = klirren
Sprachbeispiel
Sprachbeispiele in Form von Kurzgeschichten, die auch vertont sind (Südostvogtländisch), finden sich wie folgt:
Friedrich Barthel: Der vogtländisch-westerzgebirgische Sprachraum – Kulturgeographische Untersuchungen zum Grenzproblem. Diss. Universität Leipzig, Gräfenhainichen 1933
Brigitte Unger u. a. (Hrsg.): Der Vogtlandatlas. Regionalatlas zur Natur, Geschichte, Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur des Sächsischen Vogtlandes. 3. erw. Auflage. Verlag Klaus Gumnior, Chemnitz 2007, ISBN 978-3-937386-18-8.
↑Friedrich Barthel u. A.: Wie iech miech af Weihnachten fraa. Anhang: (1) Zur Schreibweise und Aussprache. Hrsg.: Friedrich Barthel. VEB Friedrich Hofmeister Leipzig, Leipzig 1970, S.200ff.