Die Volksrepublik China ist administrativ und politisch in sechs Hauptebenen gegliedert:
Die nationale Ebene bezieht sich im Verständnis der Volksrepublik auf ganz China; nach diesem Verständnis ist Taiwan mitumfasst.
Die Provinzebene umfasst die wichtigsten und auch außerhalb Chinas bekanntesten Verwaltungsgliederungen. In Provinzen ist China schon seit vielen Jahrhunderten gegliedert.
Die Bezirksebene hat seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik 1981 immer mehr an Bedeutung und vor allem Selbständigkeit gewonnen.
Die Kreisebene gehört, wie die Provinzebene, zu den ältesten administrativen Gliederungen Chinas.
Die Gemeindeebene ist seit den 1980er Jahren einer umfassenden Verwaltungsreform unterzogen worden, die teilweise noch bis heute anhält. Sie soll – wie auf Bezirksebene – den im Rahmen der Wirtschaftsreformen gewachsenen Anforderungen an lokaler Entscheidungskompetenz gerecht werden.
Die Dorfebene ist die Ebene der direkten Kontaktzone zwischen Staat und Bürger und deswegen von großer Bedeutung für die Durchsetzung innenpolitischer Vorgaben.
Während die beiden obersten und die beiden untersten dieser sechs Ebenen an jedem Ort in China vertreten sind, fehlt an manchen Orten die Bezirks-, an anderen die Kreisebene. So ist zum Beispiel in den regierungsunmittelbaren Städten komplett, im Autonomen Gebiet Xinjiang, in der Provinz Hainan und in anderen Provinzen vereinzelt die Kreisebene direkt der Provinzebene unterstellt. Hingegen fehlt in einigen bezirksfreien Städten (Sansha, Zhongshan, Jiayuguan) die Kreisebene, d. h. die Gemeindeebene ist direkt der Bezirksebene unterstellt. Seit Herbst 2011 gibt es einen Fall (Xialu in Huangshi), bei dem die Kreisebene die Gemeindeebene aufgelöst und sich die Dorfebene direkt unterstellt hat. Im Juli 2014 kamen die vier Stadtbezirke Sanyas hinzu, bei deren Neugründung die Gemeindeebene ebenfalls aufgelöst wurde. Ob es sich dabei um Einzelfälle handelt, oder sich ein Trend ankündigt, wenigstens in den Stadtbezirken die Verwaltung neu zu strukturieren, kann noch nicht gesagt werden.
Die Bezeichnungen Bezirk, Kreis und Gemeinde sind nicht gleichzustellen mit jenen Begriffen der Verwaltungsgliederung der Bundesrepublik Deutschland. So ist z. B. die chinesische Ebene der Gemeinden der Größe und nicht Kompetenz nach dem deutschen Kreis (Gebiet) vergleichbar, sowie der chinesische Kreis dem deutschen Regierungsbezirk.
die 22 Provinzen (省, Shěng) – ohne Taiwan, das von der Volksrepublik ebenfalls als Provinz beansprucht wird. Die meisten Provinzen existieren in ihren Grenzen seit der Ming-Dynastie.
die fünf Autonomen Regionen. Diese bestanden als Provinz schon vor Errichtung der VR China und wurden für nationale Minderheiten in ihren traditionellen Siedlungsgebieten eingerichtet.
Seit ihrer Gründung 1949 betrachtet die Volksrepublik China die Insel Taiwan als ihre 23. Provinz.
Die Republik China auf Taiwan kontrolliert die Insel Taiwan, den Kreis Jinmen und eine Gemeinde des Kreises Lianjiang der Provinz Fujian. Historisch erhob die Republik China auf Taiwan Ansprüche auf das gesamte Gebiet der Volksrepublik China, inklusive Tibets, die Äußere Mongolei (den heutigen Staat Mongolei), Urjanchai (die heutige Republik Tuwa (Russland)) und weitere Gebiete jenseits der heutigen Grenzen Chinas. Dieser Anspruch wurde 1991 von Präsident Lee Teng-hui aufgegeben. Dies wurde jedoch von der Nationalversammlung der Republik China nicht ratifiziert.
In Taiwan gedruckte Karten stellen die Provinzgrenzen häufig so dar, wie sie 1949 gezogen waren, und ignorieren damit die seit 1949 durch die Volksrepublik China vorgenommenen Änderungen einiger Provinzgrenzen.
Die Abkürzungen lassen sich zu vier Gruppen zusammenfassen:[22]
Ableitung vom aktuellen Namen (15)
Ableitung von einem historischen Namen (11)
Ableitung vom Namen eines charakteristischen Flusses (3)
zwei alternative Abkürzungen unterschiedlicher Ableitung (5)
Hierarchie der Verwaltungseinheiten
In Klammer wird die Anzahl der Verwaltungseinheiten jeder Ebene in Taiwan angegeben. Die sonstigen Zahlen stellen die Verwaltungseinheiten Chinas ohne Taiwan dar.
333 Verwaltungseinheiten (2021)[23][24] (in Taiwan wurde die Bezirksebene abgeschafft):
293 Städte auf Bezirksebene (地級市 / 地级市, dìjíshì), inkl. 15 Unterprovinzstädte (副省級城市 / 副省级城市, fù shěngjí chéngshì). Das Verwaltungsgebiet der Städte auf Bezirksebene umfasst sowohl das urbane Stadtgebiet als auch die umliegende Großregion. Aus diesem Grund unterstehen ihnen neben Stadtbezirken auch Kreise und kreisfreie Städte.
Drei autonome Banner (自治旗, zìzhìqí); nur im Autonomen Gebiet Innere Mongolei.
(Drei Verwaltungskomitees (行政委員會 / 行政委员会, xíngzhèng wěiyuán huì); Sonderfall im Autonomen Bezirk Haixi der Mongolen und Tibeter in der Provinz Qinghai);
Die Verwaltungseinheiten unter Gemeindeebene setzen sich in urbanen Gebieten aus Einwohnergemeinschaften (社區 / 社区, shèqū), in ländlichen Gebieten aus Dörfern (村, cūn) zusammen. Hinzu kommen in Teilen der Inneren Mongolei, vor allem im von der Weideviehwirtschaft geprägten Grasland, die Gaqaa (嘎查, gāchá), „Dörfer“ der Viehhirten.
Im Sinne politischer Repräsentation und Macht ist die Dorfebene ohne große Bedeutung, organisatorisch jedoch von sehr großer. Die Durchführung der auf höheren Ebenen beschlossenen Politik, die Postverteilung, die Volkszählungen (alle zehn Jahre) wären ohne die gut organisierte Dorfebene, die klar festgelegte Grenzen (wie die höheren administrativen Einheiten) und jeweils einen verantwortlichen Vorsteher hat, nicht möglich. Politische Repräsentanz der Einwohnergemeinschaften sind die „Einwohnerkomitees“, gern auch als „Nachbarschaftskomitees“ (居民委員會 / 居民委员会, jūmín wěiyuánhùi) bezeichnet, die der Dörfer die „Dorfkomitees“ (村民委員會 / 村民委员会, cūnmín wěiyuánhùi).
Eine genaue Zahl der Verwaltungseinheiten auf Dorfebene anzugeben ist schwierig, da diese sich durch die fortschreitende Verwaltungsreform Chinas ständig ändert. Mit Stand Ende 2021 lag diese bei etwas über 600.000 (116.517 Einwohnergemeinschaften, 490.058 Dorfkomitees).[23]
Historische Entwicklung der Provinzeinteilung seit 1949
Seit 1949 wurden mehrere Provinzgrenzen neu adjustiert. Dies betraf vor allem Provinzen der äußeren Randgebiete (Mandschurei, Innere Mongolei und angrenzende Gebiete). Die Kernprovinzen des „eigentlichen Chinas“ blieben ab 1952 weitgehend unverändert.
Xinwen Zhou (周新闻Zhōu Xīnwén): China. Fakten und Zahlen 1999. (中国 : 事实与数字, 1999) Neuer Stern-Verlag, Beijing 1999, ISBN 7-80148-193-3.
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Xin Zhong (钟欣Zhōng Xīn) (Hrsg.): China 2002. Verlag Neuer Stern, Beijing 2002, ISBN 7-80148-479-7.
Erling von Mende, Heike Holbig: Lokalverwaltung. In: Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte, Brunhild Staiger (Hrsg.) Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14988-2, S. 456–458.
Sebastian Heilmann: Politisches System, 3. Volksrepublik. In: Stefan Friedrich, Hans-Wilm Schütte, Brunhild Staiger (Hrsg.) Das große China-Lexikon. Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14988-2, S. 575–578.
Zhongqing Yin (尹中卿Yn Zhōngqīng): Das politische System im heutigen China. China Intercontinental Press, Beijing 2004, ISBN 7-5085-0470-4.
Markus Taube, Christian Schmidkonz: Meyers Atlas China. Auf dem Weg zur Weltmacht. In: Rainer Aschemeier, Christoph Grill, Heinrich Kordecki (Hrsg.) Bibliographisches Institut AG, Mannheim 2010, ISBN 978-3-411-08281-0, S. 92–93.