Vasil Garvanliev wurde in der ostnordmazedonischen Stadt Strumica, damals SFR Jugoslawien, nahe der bulgarischen Grenze geboren. Als Siebenjähriger wurde er von einem Komponisten entdeckt. Mit acht Jahren hatte Vasil sein erstes Album, das von Japan beeinflusste Marionka (mazedonisch Марионка), mit einer gleichnamigen Single veröffentlicht. Seine Popularität stieg mit der Teilnahme 1994 am Festival für Kinderlieder Zlatno Slavejče (mazedonisch Златно славејче ’94), und das Lied Marionka wurde darauffolgend zu einem der bekanntesten Kinderlieder im postjugoslavischen Raum.
2021 trat Garvanliev auf der jährlich stattfindenden Pride Veranstaltung in Sofia auf.[7]
Kontroverse um das Musikvideo von Here I Stand
Das in der nordmazedonischen Staatsgalerie Daut-Pascha-Hamam gefilmte und am 11. März 2021 veröffentlichte Musikvideo zum Here I Stand löste eine heftige Diskussion um eines der gezeigten Kunstwerke aus, das an die bulgarischen Landesfarben weiß, grün und rot erinnert. Dabei handelte es sich um ein Kunstwerk, welches dem Turiner Grabtuch nachempfunden ist sowie eine Hommage an Andrei Rubljow ist und nach einer Renovierung, lange vor dem Dreh, falsch aufgehängt worden war.[8] Zusätzlich wurde ein Video aus dem Vorjahr bekannt, in dem der Sänger über seine bulgarischen Wurzeln sprach und dass er bulgarische Vorfahren hat, ein Tabu-Thema in Nordmazedonien.[9] Diese Aussage und das Kunstwerk wurden von der Öffentlichkeit fälschlicherweise als Förderung des Bulgarentums und Beleidigung der nordmazedonischen Identität und Nation wahrgenommen und löste einen Shitstorm über Vasil aus.[10] Auch seine bis dato tabuisierte sexuelle Orientierung machte ihn zur Zielscheibe homophober Attacken. Das Video wurde nur ein paar Tage später auf öffentlichen Druck bearbeitet und ohne das Kunstwerk wieder veröffentlicht.[11]
Am 16. März 2021 nahm der Sänger Stellung und machte deutlich, dass es nie seine Absicht war, jemanden zu verletzen. Der Sender MRT gab am selben Tag bekannt, dass er die Sachlage analysieren werde und die Entscheidungen bald bekanntgeben möchte. Dabei blieb offen, ob das Land über einen Rückzug oder andere Konsequenzen nachdenkt.[12] Parallel wurden Petitionen ins Leben gerufen, welche offiziellen Druck aufbauten und der MRT zum ersteren bewegen sollten.[13] In bulgarischen Medien wurde berichtet, dass Vasil vom nordmazedonischen Staatsschutz bezüglich einer gezielten probulgarischen Propaganda befragt worden sei. Es war das erste Mal, dass ein Vertreter einer ethnischen Minderheit aus Nordmazedonien beim ESC im eigenen Land so angefeindet wurde.[14]
Gleichzeitig stieg auch das öffentliche Interesse in Bulgarien an dem Fall, da er ein weiterer Fall öffentlicher Anfeindungen gegen Personen mit bulgarischen Wurzeln in Nordmazedonien darstellte. So bot am 19. März der bulgarische Sänger und Musikproduzent Slawi Trifonow, Vasil musikalische und finanzielle Unterstützung an.[15] Dafür wurden Trifonow und die Partei Es gibt ein solches Volk von nordmazedonischen Medien klarer anti-nordmazedonischer Positionen bezichtigt.[16]
Am 23. März schaltete sich schließlich das bulgarische Außenministerium ein, bestellte den nordmazedonischen diplomatischen Vertreter und forderte in einer Verbalnote von der nordmazedonischen Regierung die Einhaltung der Minderheitenrechte und im Speziellen die der Bulgaren.[17] Im Laufe des Tages gab schließlich auch der Staatssender MRT bekannt, dass es keine Konsequenzen geben und Vasil das Land beim ESC vertreten werde.[18]
Sinisa Jakov: News North Macedonia Eurovision Contestant Accused of Spreading Bulgarian Propaganda.Balkan Insight, 17. März 2021, abgerufen am 18. März 2021 (englisch): „This is the first time that the Eurosong contest has been caught up in such ethnically heated disputes. In the past the public warmed to the diverse ethnic backgrounds of former contestants, such as the late Tose Proseki, a singer of Vlach decent who represented the country in 2004, and Adrian Gaxha, an ethnic Albanian who competed in 2008. The late “queen of Roma music”, Esma Rexhepova, represented the country in 2013, and another singer of Vlach decent, Kaliopi Bukle, sang in 2016.“
↑Sinisa Jakov: News North Macedonia Eurovision Contestant Accused of Spreading Bulgarian Propaganda.Balkan Insight, 17. März 2021, abgerufen am 18. März 2021 (englisch): „This is the first time that the Eurosong contest has been caught up in such ethnically heated disputes. In the past the public warmed to the diverse ethnic backgrounds of former contestants, such as the late Tose Proeski, a singer of Vlach decent who represented the country in 2004, and Adrian Gaxha, an ethnic Albanian who competed in 2008. The late “queen of Roma music”, Esma Rexhepova, represented the country in 2013, and another singer of Vlach decent, Kaliopi Bukle, sang in 2016.“
↑Slavi Trifonov with an offer to Garvanliev: We will provide you with a dignified life in Bulgaria. Online Präsenz der Zeitung Slobodan Pecat, 19. März 2021, abgerufen am 6. April 2021 (englisch): „but I mean specifically to Vasil Garvanliev, so I suggest the following: Vasile, dear friend, you are a good singer, and my colleagues and I have experience in producing good singers. Come to us and I and my team will provide you with a job and a dignified life. The solution is yours. We Bulgarians should support each other“
↑Das Aussenministerium bestellte den nordmazedonischen Botschafter. Bulgarien wird weiterhin die Rechte der Bürger schützen, die ihre bulgarische Identität erklären, heißt es in der offiziellen Position. In: Webpräsenz der Zeitschrift Sega. 23. März 2021, abgerufen am 5. Mai 2021 (bulgarisch).