Die van Egmond van de Nijenburg waren ein niederländisches Geschlecht, das dem Adel und dem Patriziat zugehörig war. Entgegen ihrem Namen, Wappen und ihrem Auftreten entstammte diese Familie nicht rechtmäßig dem Haus Egmond, sondern laut deren Familienüberlieferung aus einer außerehelichen Verbindung eines Mitglieds dieses Hauses, welches genealogisch nicht nachgewiesen werden kann, und daher angezweifelt wird. Die Van Egmond van de Nijenburg zählten im Laufe des Goldenen Zeitalters zu den führenden Geschlechtern des Alkmaaer Patriziats und wurden 1705 zu Baronen des Heiligen Römischen Reiches erhoben.
Die Ursprünge der Familie liegen im 15. Jahrhundert, als das erste urkundlich erwähnte Mitglied Gerrit Willemsz (um 1420/1435–vor 1480) als Kastellan des Schlosses Nijenburg bei Heiloo tätig war. Dieser war in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Kirchenvorsteher der Grote Kerk und Bürgermeister von Alkmaar.[1] Laut einer Familientradition entstammte er einer geheimen Hochzeit von Wilhelm von Egmond (1412–1483), dem Statthalter von Geldern aus dem Haus Egmond, mit Margretha van Hoogwoude.[2][3][4] Da er 1450 zum ersten Mal Bürgermeister wurde, musste er mindestens 30 Jahre alt gewesen sein, und daher um 1420 geboren worden sein, was dadurch eine Vaterschaft des 1412 geborenen Willem van Egmond unmöglich erscheinen lässt. In einer Inschrift in der Grote Kerk wird er als Gerrit Willemsz, poorter van Alkmaar genannt, was ihn als Bürger resp. Bewohner dieser Stadt auszeichnet, und nicht als Edelmann.[5]
Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren Gerrit Willemsz' Nachkommen nur unter Patronymen bekannt. Die Behauptung einer außerehelichen Abstammung aus dem Haus Egmond hatte erstmals Gerrit Willemszs Sohn, Jan Gerritsz († 1523), formuliert. Dessen Enkelsohn, Jan Jansz van de Nijnburg (1515–1555), war der erste, der sich „van de Nijenburg“ nannte, und mit dem Wappen der Egmond siegelte, welches er mit einem schmalen Schrägbalken (Bastardbalken) als heraldisches Zeichen einer Bastardlinie gebrauchte.[6] Wiederum dessen Sohn Dirk Jansz (1537–1596), Präsident des Hohen Rates von Holland, Seeland und Westfriesland, nannte sich schlussendlich als erster seiner Familie um 1580 „van Egmond van de Nijenburg“,[7] um deren Abstammungstheorie als außereheliche Linie des Hauses Egmond hervorzuheben. Die Mitglieder seiner Familie taten es ihm gleich, und verschafften sich gleich ihm aus eigenem Recht, und daher widerrechtlich, das Adelsprädikat Jonkheer. Zusätzlich siegelten sie fortan mit dem vollen Wappen der Grafen von Egmond. Durch das 1685 von Simon van Leeuwen (1626–1682) publizierte und posthum erschienene Werk Batavia illustrata, detailliert durch den 12. Band, der sich mit den Genealogien ‘ridderlijke en adelijke geslagten’ befasst, und der Familie eine adelige Abstammung von den Egmonds bescheinigt, wurde deren 'Fantasie' somit zur 'Wirklichkeit'.[8]
Die Mitglieder der Familie Van Egmond van de Nijenburg waren führend im Alkmaaer Patriziat und konnten dort zwischen dem 16. und frühen 18. Jahrhundert unter anderem 13 Bürgermeister stellen. Sie verwendeten seit dem fünfzehnten Jahrhundert als Siegel und Wappen jenes der Egmond, aber mit Bastardbalken. Um eine Abstammung aus diesem Geschlecht noch mehr zu unterstreichen, erstanden diverse Familienmitglieder im Laufe des 17. Jahrhunderts die konfiszierten Herrlichkeiten, die sich früher in Besitz der Egmonds befunden hatten; so auch die Ortschaft Egmond, bestehend aus seinen drei Orten Egmond Binnen, Egmond aan Zee und Egmond aan den Hoef sowie die Ruine des sich dort befindlichen Wasserschlosses Egmond. Im Jahr 1705 wurde Johan van Egmond van de Nijenburg gegen eine Bezahlung von 12.000 Gulden durch Kaiser Joseph I. der Baronstitel samt dem Zugeständnis, das Vollwappen der Egmond [zu unrecht] zu führen, verliehen.[9] Die Familie ist im Jahr 1747 ausgestorben.
Wappen
Die Blasonierung des Wappens der Van Egmond van de Nijenburg mit der Verleihung des Baronats im Jahre 1705:[10]
„Egmond (van) van der Nijenburg – Holland. Geviertelt: 1. und 4. Köper aus Gold und Rot aus zwölf Stücken (Egmond); 2. und 3. in Silber zwei abwechselnd geneigte rote Querbalken (Arkel). Über alle verteilt: a) in Blau ein umgedrehter goldener Löwe, mit demselben gekrönt, mit roter Zunge und Nägeln (Gelderland); b. In Gold ein schwarzer Löwe (Gulik [Jülich]) mit roter Zunge und Nägeln. Gekrönter Helm. Helmzeichen: ein Bündel schwarzer Federn, zusammengedrückt in Form eines Tannenzapfens.“
Genealogie
Laut deren Familienüberlieferung, die genealogisch nicht nachgewiesen werden konnte, und daher angezweifelt wird:
Johan van Egmond van de Nijenburg (1618–1712), Bürgermeister von Alkmaar, Deputierter der niederländischen Generalstaaten, Bewindhebber Niederländische Ostindien-Kompanie; Baron HRR (1705)
Adrian van Egmond van de Nijenburg (1694–1702/1716)
Dirk van Egmond van de Nijenburg (1696–1740), Schepen und Ratsherr von Alkmaar
Diederik van Egmond van de Nijenburg (1654–1690), Kapitän
Johanna van Egmond van de Nijenburg
Cornelis van Egmond van de Nijenburg
Geertruyd Jansdr (* 1497)
Jeronimus Jansz (1498–1549), Priester
Clara Jansdr (1499–1545)
Anna Jansdr (1501–1520)
Catharina Jansdr (* 1502)
Eva Jansdr (1505–1533)
Nicolaas Jansz (* 1507; jung verstorben)
unbekannt, Priester von Hillegom
Literatur
J. Belonje: De afkomst van het geslacht Van Egmond van de Nijenburg, erschienen in Jaarboek Centraal Bureau voor Genealogie, Band 9 (1955), Seiten 40–76
Einzelnachweise
↑Regenten, aristocratisering en Genealogie, Seiten 134/135, von RG de Neve (2003), veröffentlicht in "Virtus | Journal of Nobility Studies"
↑vgl. zum Beispiel J. Aegidius von Egmont and John Heyman: Travel through Part of Europe, Asia Minor, the Islands of the Archipelago, Syria, Palestine, Egypt, Mount Sinai etc. London 1759 (online)