Die Universität Tokio (japanisch東京大学Tōkyō Daigaku, abgekürzt: japanisch東大Tōdai) ist eine staatliche Universität in Bunkyō und wird generell als die Universität Japans mit dem größten Prestige angesehen.
Die Universität hat fünf Standorte sowie zehn Fakultäten mit insgesamt ca. 28.000 Studenten, von denen 4.200 Ausländer sind.[5] Viele wichtige japanische Politiker und Spitzenbeamte in den Ministerien sind Absolventen der Tōdai.
Der Hauptcampus liegt auf dem Gelände, auf dem sich zur Edo-Zeit die Kaga-yashiki genannte Stadtresidenz der Maeda, der reichen Lehnsfürsten von Kanazawa, befand. Der bekannteste Eingang zum Universitätsgelände, das „Rote Tor“ (赤門Akamon), stammt aus dieser Zeit. Zur selben Residenz gehörte auch der von Grün umgebene Teich, der heute nach dem Helden eines Romans von Natsume Sōseki den Namen „Sanshirō-Teich“ trägt. Das Symbol der Universität ist die Ginkgoblüte wegen der vielen Bäume auf dem Campus.
Die Universität wurde im April 1877 von der Meijiregierung gegründet, wobei die Fakultäten der Rechts-, Natur- und Geisteswissenschaften aus der früheren „Kaisei-Schule Tokio“ (東京開成学校Tōkyō Kaisei Gakkō) und die Fakultät für Medizin aus der „Medizinschule Tokio“ (東京医学校Tōkyō Igakkō) gebildet wurden. Die Tōkyō Kaisei Gakkō wiederum ging auf die 1811 gegründete „Untersuchungsbehörde für ausländische Schriften“ (Bansho-Shirabesho) zurück, die dem 1684 gegründeten „Astronomieamt“ (天文方Temmonkata) des Tokugawa-Shogunats unterstand. Die „Medizinschule Tokio“ entstand aus der 1858 gegründeten „Pockenimpfbehörde“ (種痘所Shutōjo). Eine weitere Vorgängereinrichtung war die 1797 auf dem Gelände der „Heiligen Halle Yushima“ (Yushima Seidō) gegründete konfuzianische „Akademie Shōheizaka“ (昌平坂学問所Shōheizaka Gakumonjo).[6]
Vor allem das Wirken deutscher Mediziner beim Aufbau der Medizinischen Fakultät ist bis heute unvergessen. Die Pioniere Benjamin Karl Leopold Müller und Theodor Hoffmann kamen kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg im Jahre 1871 ins Land. Die Unterrichtssprache war zunächst Deutsch, die Lehrbücher waren noch lange auf Deutsch abgefasst. Sprachlich beschlagene japanische Mediziner fertigten auch Übersetzungen wichtiger Vorlesungen an. Neben Müller wurden Erwin Bälz und Julius Scriba schon zu Lebzeiten mit Bronzebüsten auf dem Universitätsgelände geehrt. Deutsche Juristen, Erziehungswissenschaftler und andere Fachleute folgten, unter ihnen Karl Florenz und Raphael von Koeber.
1886 wurde die Universität Tokio zuerst in Kaiserliche Universität (帝国大学Teikoku Daigaku) als damals einzige Universität Japans und 1897 mit der Gründung der Universität Kyōto als zweiter kaiserlicher Universität in Kaiserliche Universität Tokio (東京帝国大学Tōkyō Teikoku Daigaku) umbenannt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es insgesamt neun kaiserliche Universitäten. 1947, nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg, bekam die Universität wieder ihren ersten Namen.
1923 wurde die Universität durch das große Kantō-Erdbeben schwer beschädigt. Die Rockefeller-Stiftung gab Mittel zum Wiederaufbau. Die Gebäude aus dieser Zeiten zeigen deutlich einen neuenglischen College-Stil. Prägend sind die Bauwerke des Architekten und Architekturprofessors Uchida Yoshikazu (sogenannte Uchida-Gotik).
Es gibt fünf Standorte, aber die meisten Studenten besuchen zwei von ihnen: anfangs zwei Jahre den Komaba-Campus und danach zwei Jahre den Hongo-Campus.
Fakultäten
Heute hat die Universität Tokio zehn Fakultäten:
Medizin
Ingenieurwissenschaften
Geisteswissenschaften
Naturwissenschaften
Agrarwissenschaften
Wirtschaftswissenschaften
Liberal Arts
Pädagogik
Pharmazeutik
Rechtswissenschaften
Die Fakultät für Liberal Arts besuchen alle Studenten zwei Jahre lang, einige Studenten bleiben dort zum interdisziplinären Studium.
Außerdem hat die Universität viele Forschungsanstalten in Japan, wobei viele ehemalige Forschungsanstalten der Universität Tokio heute unabhängige Institutionen sind.
Absolventen
Viele bekannte Japaner absolvierten ihr Studium an der Universität Tokio.
Kaiserin Masako schrieb sich nach dem Abschluss ihres Studiums an der Harvard University als Studentin der juristischen Fakultät ein. Nach einem Jahr musste sie sich aber exmatrikulieren, da sie das Staatsexamen zur Diplomatin bestanden hatte. Ihr Vater Hisashi Owada, ehemaliger Richter des Internationalen Gerichtshofes, war Absolvent der juristischen Fakultät.
Andere Absolventen sind z. B. (Familienname zuerst):
↑THE UNIVERSITY OF TOKYO DATABOOK 2020 東京大学の概要 概要資料編2020年版. (PDF) Universität Tokio, 2020, S. 1, abgerufen am 8. Juni 2021 (japanisch).
↑List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 4. August 2019 (englisch).
↑Veränderungen der Zahl der internationalen Studierenden (bis 1. November 2020) 東京大学外国人留学生受入数の推移(各年度11月1日現在). (PDF) Universität Tokio, 23. Juni 2021, archiviert vom Original am 24. Juni 2021; abgerufen am 24. Juni 2021 (japanisch).
↑[東京大学の歴史]沿革略図. Universität Tokio, abgerufen am 8. Juli 2009 (japanisch).