Im Bereich der Agrarwissenschaften ist die Universität weltweit vernetzt; sie ist Gründungsmitglied der Euroleague for Life Sciences und mit China verbunden.[4][5] In Rankings zu wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen und Kommunikationswissenschaften findet sich die Universität Hohenheim im Spitzenfeld, in Agrarwissenschaften nimmt sie in Deutschland den ersten Platz ein.[6][7][8] Dem neuesten Times Higher Education World University Ranking zufolge, zählt die Universität Hohenheim zu den weltweit besten 14 % aller gerankten Universitäten.[9] Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität zählt zu den besten 250 von weltweit 870 wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten.[10][11]
Die Hohe Karlsschule, ab 1781 die erste Universität der Stadt, bestand von 1770 bis 1794. Der Vorläufer der Universität Hohenheim wurde 1818, die Universität Stuttgart 1829 gegründet, die beiden Universitäten kooperieren in Forschung und Lehre.
Der Meiereihof Hohenheim – Wohnsitz des Herzogs und heute Versuchsbetrieb der Universität – wurde als Musterbetrieb eingerichtet und mit der Stammzucht von Feinwollschafen beauftragt. Die Wolle der Merinoschafe war die feinste und begehrteste ihrer Zeit.[12][13]
Die Universität Hohenheim geht zurück auf die Landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt, die durch König Wilhelm I. von Württemberg am 20. November 1818 gegründet wurde, nachdem die katastrophalen Missernten im Jahr ohne Sommer 1816 zu einer Hungersnot im Folgejahr 1817 geführt hatten. Erster Direktor der Anstalt war Johann Nepomuk Hubert von Schwerz. Schon damals war der Schule die aus der Staatsdomäne Hohenheim erwachsene Gutswirtschaft angegliedert. Der Leitung der Anstalt unterstellt waren auch die Waisenanstalt, die zur Ackerbauschule Hohenheim umbenannt wurde und seit 1842 die Gartenbauschule. Letztere war zunächst Teil der Akademie und wurde 1949 wieder aus der Hochschule ausgegliedert.
1847 wurde die Anstalt durch Erlass von Wilhelm I. zur Landwirtschaftlichen Akademie erhoben. Der Ausbildungsschwerpunkt lag zunächst eindeutig im Agrarsektor; so gab es zunächst Professuren für Land- und Forstwirtschaft, Technologie, Naturwissenschaften, Mathematik und Physik. 1854 und 1875 kamen die Agrikulturchemie sowie die Volkswirtschaftslehre hinzu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging man dazu über, die bis dato alleinstehenden Lehrstühle zu Instituten zusammenzufassen.
Mit der Aufbruchstimmung der Deutschen Reichsgründung 1871 kam auch ein neues studentisches Bewusstsein nach Hohenheim. Der Gründung der „Akademischen Gesellschaft Gemüthlichkeit“ folgten weitere 13 Eröffnungen von Studentenverbindungen, in welchen um die Jahrhundertwende nahezu alle der rund 1000 Hohenheimer Studenten organisiert waren. Das Verbindungsleben endete jedoch weitgehend mit dem Kriegsbeginn 1914. Nicht alle Verbindungen wurden nach Kriegsende 1918 wieder rekonstituiert. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Verbindungen verboten, die Verbindungshäuser enteignet und in Hohenheim „gleichgeschaltete Kameradschaften“ eingerichtet. Nach dem Krieg konnten die dann erneut rekonstituierten Verbindungen ihre frühere Bedeutung nicht wieder erlangen.
Auf Grund einer Eingabe von Kammerpräsident John C. Funch bei König Wilhelm II. von Württemberg wurde 1904 die Akademie in Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim umbenannt, 1918/19 erhielt die Hochschule das Promotions- und Habilitationsrecht sowie 1922 eine Rektoratsverfassung, die einem Senat als eigentlichem Beschlussorgan der Hochschule einen starken Rektor gegenüberstellte.[14] Mit der Berufung Margarete von Wrangells auf den Lehrstuhl für Pflanzenernährung im Jahr darauf wurde erstmals in Deutschland eine Frau zum ordentlichen Professor ernannt.
Hatte Hohenheim um 1848 nur ca. 100 Studenten, so war die Studentenzahl 1922 auf über 1000 angewachsen. 1934 wurde der Rektor zum „Führer der Landwirtschaftlichen Hochschule“ ernannt und mit noch mehr Rechten ausgestattet – der Senat hatte lediglich noch eine beratende Funktion. 1946 wurde die Verfassung von 1922 wieder in Kraft gesetzt und Adolf Münzinger erneut zum Rektor gewählt. Die Hochschule hatte die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs verhältnismäßig gut überstanden, so dass nach dem Krieg ein schnelles Wachstum einsetzte.
Ende der 1950er Jahre war die wissenschaftliche Spezialisierung so weit fortgeschritten, dass an einen über die reine Agrarwissenschaft hinausgehenden Ausbau der Hochschule nachgedacht wurde. 1964 wurde die biologische Ausbildung ausgebaut und es wurden zwei Fakultäten (eine für Agrarwissenschaften, eine für Naturwissenschaften) gegründet. In der Folge wurde eine ganze Reihe von naturwissenschaftlichen Lehrstühlen eingerichtet. Im Dezember 1967 wurde die Hochschule umbenannt in Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule),[15] der Klammerzusatz ist inzwischen entfallen.
1968 wurden die wirtschaftswissenschaftlichen Bereiche aus der agrarwissenschaftlichen Fakultät in eine eigene wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ausgegründet. Das baden-württembergische Landeshochschulgesetz von 1968 und das Universitätsgesetz von 1978 reformierten den Verwaltungsapparat der Universität; ihr stand nun ein auf acht Jahre gewählter Präsident vor. Aus den ehemals drei wurden 1978 fünf Fakultäten (je zwei für Natur- und Agrarwissenschaften und eine für Wirtschaftswissenschaften). In der Folge wurde die ehemalige Berufspädagogische Hochschule Esslingen in die Universität eingegliedert.
Mit dem neuen Universitätsgesetz wurde 2000 wieder die Rektoratsverfassung eingeführt. 2002 wurde Hans-Peter Liebig für eine sechsjährige Amtszeit zum Rektor gewählt und 2008 im Amt wieder bestätigt. 2005 war die Universität Mitbegründerin der Hochschulregion Tübingen-Hohenheim. Die fünf Fakultäten wurden zu dreien (Agrar-, Natur- sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) zusammengefasst. 2007 studierten in Hohenheim deutlich über 6000 Studierende (davon über 2000 im Studiengang Wirtschaftswissenschaften), die Anzahl der Universitätsbediensteten lag bei 1200 Personen, darunter 120 Professoren.
Am 16. Dezember 2011 wurde der Hohenheimer Agrarökonom Stephan Dabbert zum neuen Rektor der Universität gewählt, er hat sein Amt zum 1. April 2012 angetreten.[16] Am 15. Mai 2017 wurde er wiedergewählt und seine zweite sechsjährige Amtszeit hat am 1. April 2018 begonnen.[17] Am 30. Juni 2023 wurde Dabbert für eine dritte Amtszeit von sechs Jahren bestätigt. Dabbert verstarb Anfang Oktober 2024.
Im Jahr 2018 feierte die Universität Hohenheim ihr 200-jähriges Jubiläum.[18]
Infrastruktur
Das starke Anwachsen der Studentenzahlen machte eine Unterbringung der gesamten Hochschule im Schloss Hohenheim unmöglich. 1973/76 wurde das Biologiezentrum errichtet, 1985 eine neue Mensa (mit einer Kapazität für 3100 Essen), 1989 ein Technikum für die Lebensmitteltechnologie, 1991 ein Bau für Pflanzenzüchtung und Landessaatzuchtanstalt (der so genannte Fruhwirthbau), 1987 vier Kavaliershäuser zur Unterbringung geisteswissenschaftlicher Einrichtungen, 1993 das Verfügungsgebäude für Drittmittelforschung und Nachwuchswissenschaftler, 1994 das Euroforum (kulturelle Veranstaltungen und Sprachenzentrum der Universität). 1996 wurde das Ökologiezentrum (naturwissenschaftliche Einrichtungen) in Betrieb genommen. Im Jahr 2009 wurde ein neues Laborzentrum in der Garbenstraße eröffnet.
Im Jahr 2016 wurde der größte Hörsaal der Universität, das Otto Rettenmaier Audimax, eingeweiht. Der Hörsaal bietet Platz für bis zu 660 Studenten.[19]
Auf dem Universitätscampus befindet sich sowohl die Zentral- als auch die Bereichsbibliothek. Letztere ist im Schloss Hohenheim untergebracht.[20]
Stephan Dabbert (Professor für Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich), 2012–2024
Besonderheiten
Die Universität verfügt über einen eigenen Friedhof, dieser wurde 1853 genehmigt. Für die Verwaltung und Pflege des Friedhofs ist seitdem die Universität zuständig. 1887 wurde der Friedhof das erste Mal und 1945, für die im Hohenheimer Reservelazarett verstorbenen Soldaten, ein zweites Mal erweitert.
Hier wurden frühere Professoren und verdiente Hohenheimer begraben. Der Friedhof besteht heute aus etwa 100 Begräbnisstätten und einem Urnenfeld aus 15 Liegesteinen. Heute wird er nur noch selten für Beerdigungen genutzt.[24]
Ulrich Fellmeth (Hrsg.): 200 Jahre Universität Hohenheim. Aspekte aus der Geschichte, Universität Hohenheim 2018, ISBN 978-3-923107-79-7.
Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. Biographisches Lexikon, NORA Verlagsgemeinschaft Dyck & Westerheide, Berlin, ISBN 3-936735-67-0.
Ernst Klein: Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818–1968. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 45. Band; W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1968.
Manfred G. Raupp: Probleme des Agrarmarktes in Deutschland; in der Landbaumann Ackerbauschule Hohenheim, 1971
Anja Waller: Erschreckend einwandfrei. Die NS-Zeit und ihre Folgen an der Universität Hohenheim, Ulmer, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-8186-0538-4.
Harald Winkel (Hrsg.): Festschrift für Günther Franz. Geschichte und Naturwissenschaft in Hohenheim. Verlag Thorbecke, Sigmaringen 1982, ISBN 0-7181-2842-7.
Die Angehörigen der K. württembergischen Akademie Hohenheim während des 75jährigen Bestehens derselben von 1818 bis 1893. Find, Plieningen 1893. Digitalisat
↑Harald Winkel (Hrsg.) mit Beiträgen von Erwin Reisch, George Turner und Harald Winkelː Universität Hohenheim – Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-4801-3, S. 83 ff.
↑Bernd Reinhoffer: Heimatkunde und Sachunterricht im Anfangsunterricht – Entwicklungen, Stellenwert, Tendenzen. Dissertation. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2000. ISBN 3-7815-1084-0. Auf Books.Google.fr (Digitalisat), abgerufen am 2. November 2019.