Die Gemeinde liegt im Ötztal in einer Talweitung auf dem Murkegel des Horlachbachs, verstreut auf verschiedene Weiler und Dörfer. Im Westen befinden sich die Ötztaler Alpen und östlich grenzt der Siedlungsraum an das Massiv der Stubaier Alpen oder liegt darin (Niederthai). Die Gipfel beider Gebirgszüge sind teilweise über 3000 m hoch und mancherorts vergletschert. Die Ötztaler Alpen stellen die größte Massenerhebung der Ostalpen dar.
Der tiefste Punkt des Gemeindegebietes befindet sich unterhalb des Weilers Tumpen (920 m), der höchste ist mit 3288 m der Gipfel des Strahlkogels in den Stubaier Alpen.
Die Gemeinde hat Anteil am Acherkogel, welcher mit 3007 m der nördlichste Dreitausender Tirols und gleichzeitig der nördlichste Dreitausender Europas ist, sofern man für die Schartenhöhe einen Schwellenwert von 100 m ansetzt.
Eine geologische Besonderheit bietet Köfels: Bei einem drei Milliarden Kubikmeter umfassenden Bergsturz erfolgte durch Druck und Reibungshitze eine Umwandlung von Gneis zu einem glasigen Gestein, das als Köfelsit bezeichnet wird. Deutlich erkennt man die Bruchflächen am Berg und die Abraumhalde. Das Material verschüttete die Ötztaler Ache und türmte sich auf der gegenüber liegenden Seite, bei Niederthai, zum Tauferberg auf.
Durch den Bergsturz staute sich dort der Horlachbach und es bildete sich, nachdem dieser umgeleitet wurde, der Stuibenfall.
Die Ursache des Bergsturzes wurde bislang nicht geklärt. Mark Hempsell stellte die Theorie auf, dass der Bergsturz 3123 v. Chr. durch einen Asteroideneinschlag[2] verursacht worden sei. Diese Theorie wird derzeit untersucht und bezweifelt.[3]
Engelswand
Außerhalb des Ortsteils Tumpen, unterhalb von Farst, befindet sich die Engelswand, um die sich mehrere Sagen ranken.[4][5]
Ein Teil der Wand dient als touristischer Klettergarten mit über 70 Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.[6]
Die Wand steht als Naturschutzgebiet und Natura-2000-Gebiet unter Schutz.
Aufgrund der vielen lokal vorhandenen geologischen Besonderheiten wird seit dem Jahr 2000 das Geo Forum Umhausen abgehalten. Es wurde von Gunther Heißel und Helfried Mostler gegründet und findet regelmäßig im Oktober statt. Am Geo Forum nehmen nationale und internationale Geologen teil.
Geschichte
Auf die Zeit um 7400 v. Ch.[7] lassen sich Feuerrodungen im Bereich der Fundusalm auf 1940 m Seehöhe datieren. Auf der zweiten Talstufe des Ötztales gelegen, gilt Umhausen als die älteste Dauersiedlung des Tals. Doch früher als das unwirtliche und von Muren und Gletscherausbrüchen bedrohte Umhauser Becken war das Hairlachtal, in dem heute Niederthai liegt, besiedelt. Auch Farst gilt als altes Siedlungsgebiet; bereits zur Zeit des Ötzi gab es auch hier durch Brandrodung gewonnene Felder.
Vermutlich um 1000 n. Ch. ließen sich bajuwarische Einwanderer in dem vorerst als Weidegebiet genutzten Talbecken nieder.
Erste Schriftzeugnisse aus der Gegend kommen aus dem 12. Jh. Sie berichten von Schwaighöfenin Nidirtaige, die an das Kloster Ottobeuren zinsten.[8] Umhausen erscheint verschriftlicht erstmals im landesfürstlichen Urbar Graf Meinhards II. von 1288 als Vmbehvsen. Der Name kommt von althochdeutschumbihus ‚Verwaltungssitz des Großgrundbesitzers‘.
Umhausen war ein Zentrum des Flachsanbaus, die blaue Flachsblüte im Wappen weist noch heute darauf hin. Die blaue Woge im Wappen stellt den Stuibenfall dar.
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. verschob sich die Hauptproduktion der Gemeinde weg von der Landwirtschaft hin zu zweisaisonalem Gastgewerbe.
Wasserwaalweg bis zum Stuibenfall[10]: Wanderweg entlang vor langer Zeit künstlich geschaffener Bewässerungsanlage um die Ernte zu sichern.
Ötzi-Dorf
Der Ötztaler Verein für prähistorische Bauten und Heimatkunde mit Sitz in Umhausen hat in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Umhausen und unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Innsbruck (Institut für Archäologie, Walter Leitner) das „Ötzi-Dorf“ 2001 errichtet. Einen archäologischen Freilichtpark, der dem Besucher „Leben, Wohnen und Wirtschaften in der Jungsteinzeit“, der Zeit Ötzis, veranschaulichen soll. Eine Überlebensschule ist angeschlossen. Rund um das Areal sind mehrere touristische Einrichtungen geschaffen worden, zuletzt wurde ein Greifvogelpark errichtet.
Hedwig von Trapp
Hedwig von Trapp, Mitglied der Trapp-Familie, wohnte und arbeitete nach der Auflösung des Familienchors in Farst, oberhalb von Umhausen. Diese auf 1470 m hoch gelegene Arbeitsstätte sollte zur Linderung der an Asthma leidenden Hedwig von Trapp dienen[11]. Bekannt war Hedwig von Trapp aus dem Film und Musical The Sound of Music, das die Erlebnisse der Trapp-Familie filmisch verarbeitet hat. Hedwig von Trapp wurde durch den Charakter „Brigitta“ im Film dargestellt. Die Schule ist noch im Originalzustand erhalten.
Das Larchzieh’n
Das Larchzieh’n, bei dem ein rund 35 bis 40 Meter langer Lärchenstamm durch den Ort gezogen wird, ist ein jahrhundertealter Fasnachtsbrauch, der mit mehrjährigem Abstand durchgeführt wird.
Das Larchzieh’n fand bis in die 1960er Jahre nur dann statt, wenn kein Junggeselle im Ort geheiratet hatte. Seit 1996 findet das Larchziehen im vier- bis fünfjährigen Abstand (1996, 2000, 2005, 2010, 2015, 2020) statt und ist mit mehreren tausend Besuchern die größte Veranstaltung im Ort. Wichtig beim Burschenbrauch des Larchzieh'ns ist, dass der Baumstamm von den ausschließlich ledigen Burschen ohne Unterbrechung, also in einem Zug, durch den Ort gezogen wird. Die anschließende Versteigerung umfasst nicht nur den symbolischen Larch (Lärchen „Lerchen“), sondern auch anderes Holz, das von Agrargemeinschaften, Firmen und Privaten zur Verfügung gestellt wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Radonvorkommen – Kurzentrum Umhausen
In den 1990er Jahren entdeckte man in Umhausen Vorkommen des radioaktiven EdelgasesRadon, die insbesondere durch die Universität Innsbruck wissenschaftlich untersucht wurden. Die Entdeckung erfolgte nach statistischen Untersuchungen, bei denen eine signifikante Häufung von Lungenkrebs in Umhausen festgestellt wurde: Die Zahl der Todesfälle war in den Jahren 1970–1991 etwa viermal so hoch wie im Durchschnitt der Tiroler Bevölkerung. In geschlossenen Räumen wurden extrem hohe Radonkonzentrationen gemessen, der höchste Wert lag im Juli 1992 bei 274.000 Bq/m³, das ist mehr als das Tausendfache des empfohlenen Richtwerts von 200 Bq/m³.[12] Ursache dieser extremen Radonwerte sind geologische Besonderheiten im Schuttkegel des Bergsturzes von Köfels.[13]
Quellen mit radonhaltigem Wasser im Ortsgebiet erfüllen alle Ansprüche an eine Heilquelle für chronisch rheumatische Erkrankungen und schmerzstillende Behandlungen. Das Heilwasservorkommen umfasst ca. 200 Mio. m³ und wird mittels zweier Tiefbrunnen im Ortsteil Neudorf gefördert. Umhausen darf sich Bad Umhausen nennen, wovon aber nicht Gebrauch gemacht wird.[14] Inzwischen wurde ein Kurzentrum errichtet. Es liegt auf einer Anhöhe oberhalb von Umhausen, ergänzend zu den Therapien stehen viele Wanderwege, Berg- und Mountainbikerouten zur Verfügung.
Wintersport
Skigebiet Niederthai
Im Ortsteil Niederthai befindet sich ein Familienskigebiet mit vier Liften. Die Piste beim Wolfsegglift ist eine beliebte Trainingspiste für Skirennfahrer.
Langlaufzentrum Niederthai
Das Langlaufzentrum Niederthai besteht aus folgenden Loipen:
Sonnenplateauloipe (beleuchtete Nachtloipe)
Horlachtalloipe
Matau-Loipe
Frühloipe (Biathlon)
Tauferbergloipe
Die Länge der gespurten Loipen beträgt 31 km. Aufgrund der Höhenlage von 1500 bis 1800 m gilt das Langlaufgebiet als Schneesicher. Niederthai hat das Tiroler Loipengütesiegel erhalten.
Rodelzentrum Grantau
In der Grantau befindet sich seit 1999 das „Bundesleistungszentrum West für das Rodeln auf Naturbahnen“. Jährlich werden auf der 955 m langen Strecke Weltcuprennen gefahren. 2011 und 2021 fanden die Weltmeisterschaften im Naturbahnrodeln auf der Naturrodelbahn Grantau statt.
Die Rennrodelbahn-Grantau zählt zu den technisch anspruchsvollsten Rennstrecken im Naturbahnrodeln. Aufgrund der technisch anspruchsvollen Charakteristik gilt die Grantau als „Klassiker“ im Rodelzirkus und Siege auf dieser Rennstrecke haben einen besonders hohen Stellenwert.
Politik
Der Bürgermeister der Gemeinde Umhausen ist Jakob Wolf, der Gemeinderat besteht aus 15 Mitgliedern:[15]
Edmund Schöpf (1. Bürgermeister-Stellvertreter) – Liste Jakob Wolf
Michael Kapferer (2. Bürgermeister-Stellvertreter) – Gemeinschaftsliste Team Michael Kapferer
Helmut Falkner – Liste Jakob Wolf
Silvia Flunger – Liste Jakob Wolf
Thomas Auer – Liste Jakob Wolf
Margreth Falkner – Liste Jakob Wolf
Sandro Scheiber – Liste Jakob Wolf
Stefanie Auer – Liste Jakob Wolf
Leonhard Falkner – Liste Jakob Wolf
Sarah Benita Albrecht – Liste Jakob Wolf
Hubert Klotz – Gemeinschaftsliste Team Michael Kapferer
Claudia Schabus – Gemeinschaftsliste Team Michael Kapferer
Fabio Haßlwanter – Gemeinschaftsliste Team Michael Kapferer
Artur Parth – Gemeinschaftsliste Team Michael Kapferer
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.185–186 Nr. 204.