Tschkalowo (russischЧкалово, deutsch Enzuhnen, 1938–1945 Rodebach) ist ein Ort in der russischenOblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow im Rajon Nesterow.
Tschkalowo liegt am Flüsschen Rakowka (Rodap) an einer Nebenstraße, die nahe dem Bahnhof Diwnoje Nowoje (früher Trakehnen) von der russischen Fernstraße A 229 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) zwischen Gussew (Gumbinnen) und Nesterow (Stallupönen, 1938–1946 Ebenrode) in südliche Richtung abzweigt und über Jasnaja Poljana (Groß Trakehnen), Iljinskoje (Kassuben), Kalinino (Mehlkehmen, 1938–1946 Birkenmühle) in den Osten der Rominter Heide führt, wo sie sich im russisch-polnischen Grenzgebiet nach Saslonowo (Szittkehmen/Schittkehmen, 1938–1946 Wehrkirchen, polnisch: Żytkiejmy) verliert. Außerdem ist Tschkalowo mit Iljuschino (Milluhnen, 1938–1946 Mühlengarten) und Tschistyje Prudy (Tollmingkehmen, 1938–1946 Tollmingen) durch Straßen verbunden.
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Enzuhnen in die Landgemeinde Enzuhnen eingegliedert. 1933 lebten hier 229 Menschen, 1939 waren es 261[3]. Am 3. Juni 1938 war Enzuhnen umbenannt worden und erhielt den Namen Rodebach.
Zwischen 1874 und 1945 war Enzuhnen/Rodebach namensgebender Ort und Sitz eines Amtsbezirkes. Er wurde am 24. Juni 1874 aus zehn Landgemeinden und einem Gutsbezirk gebildet[5]:
Nach der Umbenennung der Gemeinde Enzuhnen erhielt auch der Amtsbezirk Enzuhnen den neuen Namen „Amtsbezirk Rodebach“, den er bis 1945 behielt. Am 1. Januar 1945 bildeten folgende sieben Gemeinden diesen Amtsbezirk: Bißnen, Freieneck, Lerchenborn, Rodebach, Trakehnen, Wilken und Wirbeln. Bis auf die nun Tschkalowo und Jasnaja Poljana genannten Orte sind sie heute nicht mehr existent.
Tschkalowski selski Sowet 1947–2008
Der Dorfsowjet Tschkalowski selski Sowet (ru. Чкаловский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6][7] Der Verwaltungssitz des Dorfsowjets war zunächst der Ort Tschkalowo. Vor 1975 wurde der Verwaltungssitz nach Jasnaja Poljana verlegt.[8] Vor 1988 wurde der Verwaltungssitz dann nach Iljuschino verlegt.[9] Dieser Ort war zunächst in den Dorfsowjet Prigorodny eingeordnet gewesen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Tschkalowski selski okrug (ru. Чкаловский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Iljuschinskoje selskoje posselenije eingegliedert.
Ortsname
Name bis 1947/50
Bemerkungen
Beloje (Белое)
Antsodehnen, 1938–1945:„Almen“
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Bolschaja Dubrowka (Большая Дубровка)
Anderskehmen, 1938–1945:„Andersgrund“
Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
In Diwnoje wurde 1947 Trakehnen umbenannt. Gemeint war offenbar das Dorf Trakehnen, heute ein Teil von Jasnaja Poljana. Seit wann der ehemalige Wohnplatz Bahnhof Trakehnen als Diwnoje bezeichnet wird, ist unbekannt.
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Tschkalowo (Чкалово)
Enzuhnen, 1938–1945:„Rodebach“
Der Verwaltungssitz bis vor 1975.
Wischnjowka (Вишнёвка)
Budszedszen/Budschedschen, 1938–1945:Pfälzerwalde
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Worobjowo (Воробьёво)
Grünhof
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Seljonoje(Grünhaus) sowie die beiden 1950 umbenannten Orte Kubanskoje (Eyßeln und Neusorge) und Neschinskoje(Neu Kattenau), die zunächst ebenfalls in den Tschkalowski selski Sowet eingeordnet worden waren, kam dann (vor 1975) aber zum Dorfsowjet Sawetinski selski Sowet.
Kirche
Kirchengebäude
Die Kirche in Enzuhnen war das vierte Gotteshaus, das nach der Besiedelung der Stallupöner Region im Jahre 1608 errichtet wurde. Durch Kriegseinwirkung war es stark beschädigt und teilweise ausgebrannt. Von der Kirche fehlt heute jede Spur.
Kirchengemeinde
Das evangelischeKirchspiel Enzuhnen wurde im Jahre 1608 von Pillupönen (1938–1946 Schloßbach, heute russisch: Newskoje) abgetrennt. Früher nannte man es auch Groß Rudupehnen, und es gehörte zur Inspektion Insterburg (Tschernjachowsk). Im Jahre 1912 kam die Kirche Soginten (Swirskoje) vom Kirchspiel Kassuben (Iljinskoje) zum Kirchspiel Enzuhnen.
Von der Gründung des Kirchspiels bis zum Kriegsende 1945 amtierten in Enzuhnen (Rodebach) 17 evangelische Geistliche.[11] Karl Ferdinand Pszczolla († 1843) war Predigtamtskandidat und Lizentiat.[12]
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
↑Laut Erlasslage sollte dieser Dorfsowjet eigentlich in Egglenischken eingerichtet werden. Vor Ort kam es aber zu einer Vertauschung mit dem dann dort eingerichteten Dorfsowjet Repinski.