Totone da Campione, auch bekannt als Todone da Campiglione (* um 750? in Campione d’Italia; † nach 807 ebenda), war ein longobardischer Adliger.
Leben
Totone wurde vermutlich im 8. Jahrhundert in Campione geboren. Er entstammte einer Familie wohlhabender lokaler Grundbesitzer longobardischer Abstammung. Am 8. Mai 777, kurz vor seinem Tod, begab er sich nach Mailand, wo er ein Testament verfasste, in dem er die Umwandlung seines Hauses in Campione in ein Krankenhaus für die Armen oder Xenodochion anordnete und ihm seinen gesamten Besitz übertrug. Nach seinem Testament sollten sowohl das Krankenhaus als auch der Besitz unter die Kontrolle des Erzbistums Mailand fallen, das damals von Erzbischof Tomaso geleitet wurde. Die Verpflichtungen des Prälaten oder des eventuell von ihm ernannten Propstes bestanden darin, jeden Freitag sowie mittwochs und freitags während der Fastenzeit zwölf Armen Essen zu spenden sowie zweihundert Pfund Öl für das Oratorium von San Zenone di Campione, damit nachts immer vier Lampen und tagsüber eine brennen würden, und dass am 12. April, dem Fest des Heiligen, das Oratorium noch stärker beleuchtet und dem Propst, den Priestern und allen Armen, die zu den Feierlichkeiten strömten, ein Mittagessen angeboten werden sollte.
Totone wollte, dass zwanzig Pfund Öl an die Kirche Sant’Ambrogio und je zehn Pfund an die Kirchen San Nazaro in Brolo, San Vittore al Corpo und San Lorenzo Maggiore gespendet werden. Schließlich wollte er, dass seine Bediensteten unter der Vormundschaft des Hospitals zu Aldionen wurden und einen Solidus zugewiesen bekamen, und dass alle freien Männer, die auf seinen Gütern arbeiten mussten, nun auf seine Kosten für das Hospital arbeiten sollten.[1]
Das Testament von Totone machte Campione für neun Jahrhunderte zu einem Lehen der Erzdiözese Mailand und löste es vom Bistum Como;[2] außerdem änderte es seinen rechtlichen Status als vom Heiligen Römischen Reich anerkannte Jurisdiktionsinsel.
Literatur
- Luciano Moroni Stampa (Hrsg.): Codex palaeographicus Helvetiae subalpinae. Band 1, Lugano 1958, S. ?.
- Gabriella Rossetti: I ceti proprietari e professionali: status sociale, funzioni e prestigio a Milano nei secoli VIII-X. L’età longobarda. In: Atti del X Congresso Internazionale di studi sull’alto medioevo, Spoleto 1986, S. 182–207.
- Gabriella Rossetti: Il monastero di Sant’Ambrogio nei primi due secoli di vita: i fondamenti patrimoniali e politici della sua fortuna. In: G. Picasso (Hrsg.), Il monastero di Sant’Ambrogio nel Medioevo, Mailand 1988, S. 20–34.
- Giulio Vismara u. a.: Ticino medievale. Storia di una terra lombarda. Armando Dadò Editore, Locarno 1990, S. 77–114.
- Andrea Fazioli: I segreti dei Totonidi. Lizenzarbeit, Universität Zürich, Zürich 2005 (unpubliziert).
- Cristina La Rocca, Stefano Gasparri (Hrsg.): Carte di famiglia. Strategie, rappresentazione e memoria del gruppo familiare di Totone di Campione, 721–877. Viella, Rom 2005, ISBN 88-8334-166-X.
- Giuseppe Chiesi: Totone da Campione. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. November 2012.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Giorgio Giulini: Memorie spettanti alla storia, al governo e alla descrizione della città e campagna di Milano ne’ secoli bassi. Band 1, Mailand 1854, S. 20–22, 24–25.
- ↑ Celestino Trezzini: Campione. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 2, Brusino – Caux. Paul Attinger, Neuenburg 1924, S. 482 (Digitalisat).