Steinlen kam im Jahr 1878 nach Paris und bestritt zunächst seinen Lebensunterhalt als technischer Zeichner. Fünf Jahre später ließ er sich am Montmartre nieder, lebte sich rasch in das dortige Künstlermilieu ein und schloss Bekanntschaft mit Adolphe Willette. Gemeinsam waren sie ab dem Jahr 1884 oft im Le Chat Noir anzutreffen, dem von Rodolphe Salis am Fuß des Montmartrehügels eröffneten Kabarett, wo sie Aristide Bruant begegneten. Steinlen war unter anderem auch mit Henri de Toulouse-Lautrec befreundet.
Er schuf die Plakate für das Kabarett, illustrierte die gleichnamige Zeitung Le Chat Noir und die Chansonsammlungen von Aristide Bruant. Er wirkte an diversen anderen humoristischen Zeitungen, unter anderem Gil Bas illustré, L’Assiette au Beurre und Le Rire, gründete im Jahr 1911 mit Forain und Léandre das Blatt Les Humoristes und betätigte sich auch als Buchillustrator.
Als Gegner sozialer Ungerechtigkeit und voller Mitgefühl für die verarmten Randgruppen der Gesellschaft, an denen es am Montmartre nicht mangelte, fand Steinlen seine Motive bevorzugt im Alltagsleben, in Straßen- und Fabrikszenen, unter anderem auch in den Gipsbergwerken des Montmartre. Sie schildern das Leben der kleinen Leute und das Elend allerhand unglücklicher Geschöpfe: Bettler, erschöpfte Arbeiter, abgerissene Straßenkinder und Prostituierte. Doch scheinen diese Figuren ihr trauriges Dasein meistens eher mit Resignation hinzunehmen, als sich dagegen aufzulehnen. Darüber hinaus war Steinlen ein unermüdlicher Katzenmaler. Diese stellte er immer wieder dar und in allen Variationen: spielend, schlafend, fauchend ... Darüber hinaus widmete er sich der Aktmalerei.
Der Realismus seiner Zeichnungen scheint einige der Werke von Jean Peské beeinflusst zu haben.
Techniken
Seine bevorzugten Ausdrucksmittel waren Zeichnungen und Kreidezeichnungen. Seltener schuf er Ölgemälde. Zu erwähnen sind ebenfalls seine Grafiken, besonders Lithografien, in denen er die schon genannten Motive aufgreift, manchmal auch einschneidendere Ereignisse, wie die Vorgänge in Belgien und Serbien während des Ersten Weltkrieges.
Darüber hinaus schuf er Plastiken, hauptsächlich von Katzen.
Museum und Werksauswahl
Steinlen: Werbeplakat für ein Milchprodukt, 1896–1900
Eine bemerkenswerte Sammlung von Steinlens Gemälden, Kohlezeichnungen, Federzeichnungen usw. besitzt das Musée Alphonse-Georges Poulain in Vernon im Département Eure in der Normandie. Sie kam vor allem durch eine Stiftung der Witwe des belgischen Sammlers Yvon Lamberty, einem Freund Steinlens, im Jahr 1960 in den Besitz des Museums, aber auch durch weitere Stiftungen oder Spenden von Jehan Rictus, Francisque Poulbot und anderen Künstlern und Schriftstellern.
Claude Aveline: Steinlen, l'homme et l'œuvre. Les Écrivains réunis, Paris 1926 (Les Écrivains réunis; 4).
Réjane Bargiel und Christophe Zagrodski: Steinlen-Plakate. Œuvrekatalog („Steinlen affichiste, catalogue raisonné“). Wasmuth, Tübingen 1987, ISBN 3-8030-3034-X.
Emmanuel Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs, Bd. 8. 4. Aufl. Grund, Paris 1999ff, ISBN 2-7000-3010-9, S. 211–212.
Xavier Bodu, Bestiaire et Société: l'Animal dans l'œuvre de Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923), Mémoire de Master 1 en Histoire de l'Art Contemporain, sous la direction d'Emmanuel Pernoud, Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, 2012.
Ernest de Crauzat: Steinlen peintre, graveur, lithographe. Ch. Meunier, Paris 1902 (Sonderdruck aus L'œuvre et l'image. Revue trimestielle de l'art contemporain et du livre illustré, 2. Jg. 1902).
Francis Jourdain: Un grand imagier. Alexandre Steinlen. Éditions du Cercle d’Art, Paris 1954.
Nicole Lamothe: Steinlen, peintre et illustrateur. In: Petites Affiches vom 4. Februar 2005, S. 13.
Susan Schaefer Bernardo, Courtenay Fletcher: Monsieur Steinlen und die Katzen – Eine inspirierende Künstlergeschichte aus Paris. Übersetzt von Theresia Riesenhuber. (Als Bilderbuch aufbereitete Biografie) Morisken Verlag, München 2021, ISBN 978-3-944596-26-6.