Der wissenschaftliche Name der Gattung stammt von den griechischen Wörtern Ἡμέρα hēméra „Tag“ und Κάλλος kállos „Schönheit“, da die Einzelblüten der Gattung nur einen einzigen Tag lang blühen. Von dieser Tatsache leitet sich auch die deutsche Bezeichnung der Gattung ab.[1]
Beschreibung
Taglilien sind ausdauerndekrautige Pflanzen. Sie wachsen häufig in Horsten. Die Wurzeln sind häufig fasrig oder fleischig und zusammenlaufend. An den Enden bilden sich jedoch Verdickungen, aus denen Rhizome auswachsen. Der Stängel hat nur bodennahe lange lineare Laubblätter, von denen sich immer zwei gegenüberstehen. Sie sind häufig umgebogen und laufen zur Spitze hin scharf zu.
Die trichterförmigen, zwittrigen und schwach zygomorphen Einzelblüten sind eintägig kurzlebig. Die sechs Blütenhüllblätter (Tepalen) sind an ihrer Basis kurz röhrig verwachsen. Die inneren Tepalen sind leicht breiter als die äußeren. Jede Blüte enthält sechs Staubblätter, die am Boden der Blütenhülle verwachsen sind. Die Staubfäden sind nach oben gebogen, getrennt und ungleich. Die Staubbeutel bestehen aus zwei Hälften (Theken). Drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen dreifächerigen Fruchtknoten verwachsen, der grün ist. Nektarien sind vorhanden. Der nach oben gebogene Griffel endet in einer dreilappigen oder kopfigen Narbe.
Es werden ledrige Kapselfrüchte ausgebildet, die entweder sehr wenige oder viele Samen enthalten.
Verbreitung
Taglilien finden sich von Mitteleuropa bis Ostasien. Die Gattung Hemerocallis fehlt in der Neuen Welt; obwohl es Vertreter der Familie Tagliliengewächse in Australien gibt, scheint die Gattung auch dort zu fehlen. Das Mannigfaltigkeitszentrum liegt mit elf Arten in der Volksrepublik China, vier Arten sind dort endemisch. Da vor allem Hybriden der Gelbroten Taglilie (Hemerocallis fulva) als Gartenpflanzen populär sind, finden sie sich auch in nordamerikanischen Gärten und sind zum Teil von dort aus verwildert.
Systematik
Lange Zeit bestand die Familie, jetzt Unterfamilie der Tagliliengewächse (Hemerocallidoideae), ausschließlich aus der Gattung Hemerocallis, die Familie/Unterfamilie wurde stark erweitert. Der Gattungsname Hemerocallis wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 324 erstveröffentlicht. Typusart ist Hemerocallis lilioasphodelusL. Zur Gattung Hemerocallis
Gelbe Taglilie (Hemerocallis lilioasphodelusL.), kommt in den Südostalpen, in Italien und Slowenien vor und ist eingebürgert in Europa, sonst in Sibirien, im Amurgebiet und in China
Taglilien sind als Gartenpflanzen in Europa, den Vereinigten Staaten und vor allem in der Volksrepublik China bedeutend. Allein in den USA gibt es 38.000 registrierte Züchter für Taglilien, die über 13.000 benannte Hybriden erzeugt haben.
In der chinesischen Gartenkunst ist die Gattung seit Tausenden von Jahren von großer Bedeutung. Dort wird die Gattung aber auch wegen der essbaren Blüten einiger Arten geschätzt und findet Anwendung in der traditionellen chinesischen Medizin. Der Anbau in der Volksrepublik China findet vor allem in den Provinzen südlich des Qin-Ling-Gebirges, schwerpunktmäßig in den Provinzen Hunan, Jianxi, Shaanxi, Sichuan und Gansu statt. Das bekannteste Anbaugebiet, auf das mehr als die Hälfte der nationalen Produktion entfallen, liegt in den Kreisen Shaodong und Qidong in der Provinz Hunan.[2] In Taiwan wurden im Jahr 2016 391 Tonnen Taglilien auf 567 Hektar Anbaufläche geerntet. Der Hauptanbau entfiel auf die Landkreise Hualien (287 t) und Taitung (59 t). Die Produktion ist seit Jahren rückläufig.[3]
Vor dem menschlichen Verzehr werden die Blüten gedämpft und getrocknet. Der Genuss der unbehandelten Blumenteile kann aufgrund des Alkaloidgehalts Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Die Blätter werden beim Bau einiger Typen von traditionellen Wohnhäusern in der chinesischen Provinz Yunnan, in Taichung auf Taiwan sowie auf der Insel Lan Yu als Material zum Decken von Dächern verwendet[4].
Schädlinge und Krankheiten
Taglilien sind im Allgemeinen recht robust. Es gibt jedoch einige wenige spezifische Schädlinge und Krankheitsbilder:
Xinqi Chen, Prof. Song-Yun Liang, Jie-mei Xu, David E. Boufford, Michael G. Gilbert, Rudolf V. Kamelin, Shoichi Kawano, Tetsuo Koyama, Elena V. Mordak, Junko Noguchi, Victor G. Soukup, Hiroshi Takahashi, Kamilla G. Tamanian, Minoru N. Tamura & Nicholas J. Turland: Liliaceae in der Flora of China, Volume 24, S. 161: Hemerocallis – Online. (Abschnitt Beschreibung, Systematik)
Literatur
Werner Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland Gefäßpflanzen: Grundband, 18. Aufl., Spektrum Akademischer Verlag, 2002, ISBN 3-8274-1359-1, Seite 503.
↑Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
↑黄花菜 Hemerocallis citrina Baroni. www.eflora.cn (中国高等植物图鉴 – Höhere Pflanzen Chinas), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2015; abgerufen am 16. Juni 2018 (chinesisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/frps.eflora.cn
↑II 農業生產 (I) 作物生產 / Agricultural Production (I) Crop Production. In: Landwirtschaftsrat des Exekutiv-Yuans (Hrsg.): 105年農業統計年報 / Agricultural Statistics Yearbook 2016. 2016, Kapitel 4. 蔬菜 (10) 金針菜、越瓜、胡瓜、冬瓜 / 4. Vegetables (10) Day Lily, Oriental Pickling Melons, Cucumbers and White Gourds, S.62–63 (englisch, chinesisch, online).
↑Shan Deqi, E. Tang (Übers.): Traditionelle Wohnhäuser in China, China International Book Trading Corporation, 2004, ISBN 7-5085-0434-8