Das älteste von insgesamt sieben Kindern begann schon sehr früh, im Chor der Kirche seiner Großmutter zu singen und predigte bereits mit neun Jahren vor der dortigen Gemeinde, wo er als „Wonder Boy Preacher“ bekannt war. Mit zwölf Jahren reiste er in der Umgebung Philadelphias umher und trat als Gospel-Sänger auf. 1954 bekam Burke von seiner Großmutter zu Weihnachten eine Gitarre geschenkt. 1955 meldete er sich mit seiner Band, den Cavaliers, bei einer Talentshow an. Dort wurde die Frau eines berühmten Radio-DJs auf Burke aufmerksam und verschaffte ihm im Dezember 1955 einen Plattenvertrag bei Apollo Records in New York, wo er sowohl geistliche als auch weltliche Musik aufnahm.
Die Platten floppten alle und Apollo konnte Burke nicht bezahlen, weshalb er schon bald nach Philadelphia zurückkehrte. Dort leitete er einige Zeit das Beerdigungsinstitut einer Tante. Nach einigen ebenfalls nicht erfolgreichen Aufnahmen bei Singular Records bekam Burke 1960 schließlich einen Vertrag bei Atlantic Records. Mit dem Country-Hit Just Out of Reach kam er im September 1961 erstmals in die US-Charts. Zwischen dem Aufnahmedatum 6. Dezember 1961 und der Aufnahmesession am 28. August 1964 war Bert Berns als Produzent für Burke zuständig. In diesem Zeitraum erschienen bei Atlantic Records insgesamt 13 Singles, darunter If You Need Me, das bis auf Platz 2 der Rhythm-&-Blues-Charts vordrang oder das temporeiche Everybody Needs Somebody to Love. Ironischerweise wurde die nächste Single ohne den Produzenten Berns, nämlich das im Februar 1965 veröffentlichte Got to Get You off My Mind, mit Platz 1 in den R&B-Charts und Platz 22 in den Popcharts Burkes größter Hit. Bis 1969 konnte Burke diverse Songs in der Hitparade platzieren, darunter eine weitere Nummer-2-Platzierung Tonight’s the Night. Burke beeinflusste Sänger wie Mick Jagger, Rod Stewart und Tom Jones. 1965 tourte er erstmals durch Europa, und seine Konzerte waren meist sehr gut besucht.
Nach sieben Jahren bei Atlantic wechselte Burke 1969 zu Bell Records. Es folgten viele weitere Label-Wechsel in den Jahren 1970/71, die Erfolge ließen aber merklich nach. 1972 verschwand Burke endgültig aus den Charts. 1975 verließ er nach einer letzten Veröffentlichung auf Chess Records zunächst das Musikgeschäft vollkommen. Erst neun Jahre später kehrte er in die Musikszene zurück. Er tourte durch Nordamerika und Europa und hatte auch weiterhin viele Fans, trotzdem ernteten seine Veröffentlichungen keine nennenswerten Erfolge mehr.
Nachdem das 1987er Album Love Trap miserable Kritiken erntete, zog sich Burke abermals in seine Gemeinde zurück und veröffentlichte zunächst nicht mehr. Er baute sich ein eigenes Bestattungsunternehmen auf, hatte 21 Kinder und wurde schließlich Urgroßvater. 1992 kam er auf die Idee ein Blues-Album aufzunehmen und unterschrieb bei Black Top Records. 1993 erschien das Album Soul of the Blues, das exzellente Kritiken bekam. Im selben Jahr erhielt er einen Pioneer Award der R&B Foundation. Für sein Album Live at the House of Blues kam 1994 ein W.-C.-Handy-Award hinzu. 1996 wurde Burkes Biographie von George Nierenberg als Sweet Inspiration verfilmt und 2001 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[1]
Im Jahre 2002 veröffentlichte er das von Joe Henry produzierte Album Don’t Give Up on Me, das bei „Fat Possum Records“ erschien. Die Songs stammten u. a. von Van Morrison, Tom Waits, Elvis Costello, Joe Henry und Nick Lowe. Dafür bekam er einen Grammy in der Kategorie Bestes zeitgenössisches Bluesalbum. In den folgenden Jahren wurde er noch dreimal in dieser und zweimal in anderen Kategorien für eine weitere Auszeichnung nominiert. 2003 erhielt er den Living Blues Award in den Kategorien Best Live Performer und Most Outstanding Blues Singer.[2]
Like a Fire hieß sein Album von 2008 bei Shout!/Soulfood. Die Songs stammten u. a. von Eric Clapton. Das Album widmete Burke seiner verstorbenen Tochter Michelle. 2010 veröffentlichte er auf E1 noch das Album Nothing’s Impossible, das 2011 den Blues Music Award als bestes Soul-Blues-Album erhielt. Burke persönlich wurde in diesem Jahr noch als bester Soul-Blues-Künstler ausgezeichnet.
Am 10. Oktober 2010 starb er mit 70 Jahren wahrscheinlich durch einen Herzinfarkt in einem Flugzeug, kurz nach der Landung der Maschine aus Los Angeles auf dem Flughafen von Amsterdam.[3] Er hinterließ 21 Kinder und 90 Enkelkinder.[4]
↑US Billboard 200: Joel Whitburn: Joel Whitburn presents the Billboard Albums. 6. Auflage. Billboard Books, New York 2006, ISBN 0-89820-166-7. / US-R&B-Alben: Joel Whitburn: Joel Whitburn's Top R&B Albums 1965–1998. Billboard Books, New York 1999, ISBN 0-89820-134-9.
↑US Hot 100: Joel Whitburn: Joel Whitburn’s Top Pop Singles 1955–2006. Billboard Books, New York 2007, ISBN 0-89820-172-1. / US-R&B-Singles: Joel Whitburn: Joel Whitburn presents Hot R&B Songs 1942–2010. Billboard Books, New York 2011, ISBN 0-89820-186-1.
Stambler, Irwin: The Encyclopedia of Pop, Rock and Soul. 3. überarbeitete Auflage, New York City, New York: St. Martin’s Press, 1989, S. 87f – ISBN 0-312-02573-4.