Simone Meier wuchs im aargauischen Zeiningen als Tochter einer Lehrerin und eines Lehrers auf. Nach einem Studium der Germanistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte in Basel, Berlin und Zürich begann sie im Frühjahr 1996 neben einem Dissertationsprojekt als Korrektorin bei der Zürcher Wochenzeitung WoZ. Ein halbes Jahr später erhielt sie eine Stelle als Literaturredaktorin, danach wurde sie vom Tages-Anzeiger abgeworben, wo sie bis 2014 als Kulturredaktorin, Kolumnistin, stellvertretende Ressortleiterin Kultur und Frauenbeauftragte arbeitete. Seither ist sie Kultur- und Gesellschaftsredaktorin beim Newsportal watson. Ihre Themen bewegen sich zwischen Filmen, Fernsehen, Fleisch und Feminismus, zwischen Judith Butler[1][2] und Reality-Formaten wie dem Bachelor.
1998 begann sie einen ersten Roman, der 2000 unter dem Titel Mein Lieb, mein Lieb, mein Leben[3] bei Hoffmann und Campe erschien. Er ist eine fiktionalisierte Hommage an ihre Grossmutter, die es in den 30er-Jahren kurzzeitig von der Fabriknäherin zum Mannequin schaffte. Die Für Sie nannte den Roman «Ein Buch voll zehrender Sehnsucht», die taz «ein bittersüßes Märchen».[4]
2017 erschien ihr Zweitling Fleisch bei Kein & Aber. Es ist ein Werk über Menschen, die gerne Fleisch essen und Sex haben. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: «Keine Phase des menschlichen Lebens ist wohl ähnlich negativ besetzt wie die Wechseljahre der Frau. In ihrem Roman Fleisch zeigt die Schweizer Schriftstellerin Simone Meier, dass diese Zeit auch ihre vergnüglichen Seiten hat.»[5] Die taz nannte den Roman «amüsant und klug»,[6] die NZZ hält ihn für «eine unterhaltsame, rasante Lektüre ohne Erkenntnisanspruch».[7]
2019 erschien ihr dritter Roman Kuss (Kein & Aber), der mit viel Humor die Abgründe hinter der schönen Fassade eines Paars in den Dreissigern beleuchtet. Spiegel Online schrieb «[...] Simone Meier [...] schickt die Gedanken auf die Achterbahn und schafft eine feinstschleifpapiergeformte Atmosphäre, die schon von Beginn an gewaltig knistert.»[10] Der WDR bezeichnet Simone Meier als «genaue Beobachterin der Beziehungsrituale heutiger Großstadtmenschen.»[11]
Im Februar 2021 erschien ihr vierter Roman Reiz (Kein & Aber), ein Buch über Erfahrungen und Erinnerungen, Nähe und Sexualität, Liebe und Freundschaft. Elke Heidenreich sagte dazu:[12] »Sie schreibt wunderbare Sätze, diese Simone Meier, die viel Witz hat und es mit einem schönen Ton schreibt, dieses Buch. […] Wir haben es mit einem sehr gut erzählten, einfach nur schönen Unterhaltungsroman zu tun.« Der Musikexpress betonte den Humor der Schweizer Autorin: «Es geht vordergründig um Sex, um Liebe, um Konventionen – aber eigentlich stellt das Buch die entscheidende Frage, wie wir leben wollen. Und auch wenn einen damit schon andere Autoren konfrontiert haben mögen, ist es immer wieder Simone [Meiers] Witz, der dem Ganzen eine ganz besondere Leichtigkeit, aber auch Klarheit verleiht.»[13]taz – Die Tageszeitung schrieb: «Wie die beiden Vorgängerromane ist ‹Reiz› ein doppelbödiger Text, der leichtfüßig daherkommt, dann aber überraschend düstere Themen anschneidet. Meier beherrscht beide Tonlagen.»
In ihrem fünften Roman Die Entflammten (Kein & Aber) greift Simone Meier einen historischen Stoff auf: das Leben der Kunstsammlerin Johanna Bonger, ihre Beziehung zu Theo van Gogh und ihren jahrelangen Einsatz, die Bilder ihres Schwagers Vincent van Gogh international bekannt zu machen und zu vermarkten. Diese anhand von Briefwechseln und Biographien recherchierten historischen Begebenheiten verbindet sie mit der fiktiven Geschichte einer jungen Kunsthistorikerin, für die die Arbeit an einem Buch über Johanna Bonger zugleich zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte wird.
Güzin Kar, Nadia Brügger und Simone Meier begannen im Sommer 2019 auf Twitter unter dem Hashtag #dichterdran so über männliche Kollegen zu schreiben, wie sie es bei Texten männlicher Rezensenten über Schriftstellerinnen beobachtet hatten. Zahlreiche Kolleginnen, u. a. Sibylle Berg, meldeten sich ebenfalls zu Wort. #dichterdran entwickelte sich so zu einem Phänomen, auf das weltweit Medien aufmerksam wurden.[14]
Simone Meier lebt mit ihrer Partnerin in Zürich.[15][16]
Zum historischen und literarischen Frauenbild im 17. Jahrhundert. Weiblichkeit im Spannungsfeld zwischen Reformation und Frühaufklärung. In: Orte der Geschlechtergeschichte. Chronos, 1994, ISBN 3-905311-41-0.
Engendering Space: Towards a Matriarchal Democracy? On the Representation of Femininity in the Art of Winslow Homer and Mary Cassat. In: Democracy and the Arts in the United States. Fink, 1996, ISBN 3-7705-3084-5.
Liebesbrot, altbacken. In: Die Akte Ex. Rororo, 2000, ISBN 3-499-22669-3.
«Buongiorno Inferno»: Reproduktionsphantasmen in deutschem Elektro-Pop und Pop-Theater zwischen René Pollesch und Tocotronic. In: Techniken der Reproduktion. Ulrike Helmer Verlag, 2002, ISBN 3-89741-095-8.
Abschiedsbrief. In: «Und ich dachte, es sei Liebe» – Abschiedsbriefe von Frauen. DVA, 2006, ISBN 3-421-05920-9.
Dirty Blond American Dream – Cheerleader im US-amerikanischen Kino. Essay. In: Cinema 53. Schüren Verlag, 2008, ISBN 978-3-89472-604-1.
Don’t Mock the Clothes! The Modish Existentialism of «Sex and the City». Essay. In: A la Mode – The Third Way of Fashion. Whyart, 2008, ISBN 978-3-905714-52-4.
Diverse Beiträge in Dialektisch – Was Dialekt ist. Dörlemann 2011, ISBN 978-3-908777-69-4.
Diverse Beiträge in On Series, Scenes and Sequences. Edition Fink, 2017, ISBN 978-3-03746-213-3.
Preise und Auszeichnungen
2000: Förderpreis der Bodensee-Konferenz und Ehrengabe des Kantons Zürich für Mein Lieb, mein Lieb, mein Leben
2003: Literatur-Stipendium im Ledig House, Upstate New York
2015: Prix Pathé für Filmkritik
2016: Fördergaben des Kantons Zürich und der Pro Helvetia, für Fleisch
2017: «Kolumnistin des Jahres»
2019: Anerkennungsbeitrag des Kantons Zürich
2020: Werkbeitrag Kuratorium Kanton Aargau
2020: «Kulturjournalistin des Jahres»
2022: «Kulturjournalistin des Jahres»
2022: Werkbeitrag der UBS Kulturstiftung für «Die Entflammten»
↑Lena Münch: Beziehungsstudie «Kuss»: Er Versorger, sie Hausfrau - das macht beiden Angst. In: Spiegel Online. 13. Februar 2019 (spiegel.de [abgerufen am 11. Oktober 2019]).
↑Sian Cain: Sally Rooney’s ‘sensuous lips’: why male book critics diminish female writers. In: The Guardian. 12. August 2019, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 11. Oktober 2019]).
↑Katja Kullmann: «Ich mag es, wenn sie rasiert sind». In: Katja Kullmann. 3. Dezember 2017, abgerufen am 30. November 2018 (Gespräch mit Simone Meier und Patricia Hempel).