Siegfried Schürenberg entstammte einer Künstlerfamilie. Sein Vater war der Schauspieler und Bühnendarsteller Emil Wittig, seine Mutter die Opernsängerin Thekla Wittig. Er besuchte in Gera die Grundschule und das humanistische Gymnasium. Ab 1913 lebte er in Berlin und wurde 1917 noch vor dem Abitur zum Militärdienst eingezogen. Nach einer Rotkreuzausbildung verbrachte er den Rest des Krieges an der Westfront.
Frühzeitig fand Schürenberg größere Rollen in Kinoproduktionen. So stellte er 1934 in Der Herr der Welt den Sympathieträger dar, der die Weltherrschaftspläne eines mad scientist durchkreuzt. Drei Jahre später gab er den zwielichtigen Widerpart von Hans Albers in Der Mann, der Sherlock Holmes war.
Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er eingezogen und musste nach den Dreharbeiten zu Fahrt ins Leben erneut einrücken. Er kam bei einer Sanitätseinheit in Frankreich unter und wurde erst freigestellt, als das Straßburger Theater 1941/42 als deutsches Prestige-Theater aufgebaut wurde. Hier spielte Schürenberg bis zur Theaterschließung 1944, dann machte er mit einer Schauspieltruppe Fronttheater. Nach Kriegsende ging er wieder an das Schauspielhaus Zürich, wo er bis 1952 blieb. Danach spielte er an verschiedenen Bühnen wie dem Lessingtheater und dem Hebbel-Theater.
In den 1950er-Jahren und 1960er-Jahren wurde der Charakterdarsteller Schürenberg trotz seiner Wandlungsfähigkeit immer mehr auf den Typus der seriösen, aber dennoch karikierend angelegten Autoritätsperson festgelegt, etwa als Zigarren rauchender Oberstleutnant Bütov in Die Brücke (1959) oder als Kriminalkommissar Berg kurz vor dem Ruhestand in Die Herren mit der weißen Weste (1970).
„Sir John“
Schürenberg war bereits über 60 Jahre alt, als er in diesem Rollenfach seine größte Popularität erreichte. In seiner bis heute bekanntesten und beliebtesten Rolle trat er ab 1962 als Scotland-Yard-Chef Sir John in Erscheinung. Die Rolle des Yard-Chefs war in den ersten Filmen der Wallace-Reihe noch von Ernst Fritz Fürbringer gespielt worden, der als Sir Archibald ernst und humorlos auftrat. Schürenberg dagegen spielte den Polizeichef in karikierender Überzeichnung als ebenso pompösen wie begriffsstutzigen Vorgesetzten mit begrenzten kriminalistischen Fähigkeiten, der (außer in Der Hund von Blackwood Castle) unfähig ist, einen Fall aufzuklären, und sich auf seine scharfsinnigen Inspektoren verlassen muss.
Obwohl Schürenberg in den Filmen oft nur wenige Szenen hatte, war das Erscheinen von Sir John für die Zuschauer nahezu unverzichtbar. Der Darsteller wurde von den Produzenten deshalb innerhalb von neun Jahren in dreizehn Wallace-Filmen als Sir John eingesetzt. Schürenberg war damit der Schauspieler, der innerhalb der Wallace-Reihe am häufigsten dieselbe Rolle spielte. Seine Popularität führte dazu, dass er in vier weiteren Wallace-Filmen ganz ähnlich gelagerte Figuren darstellte (z. B. als Sir Geoffrey oder Sir Philip). Schürenberg war in elf Jahren in sechzehn Wallace-Filmen zu sehen.
1974 zog sich Schürenberg von seinem Beruf weitgehend zurück. Ende August 1993 starb er im Alter von 93 Jahren.
Siegfried Schürenbergs erster Sohn Sven (1922–1973) war Fernsehjournalist des WDR mit Schwerpunkt Tschechoslowakei sowie Hörfunksprecher. Er starb 1973 an einer Krebserkrankung. Sohn Andreas (1937–1966) war ebenfalls Schauspieler. Er schied durch Suizid aus dem Leben.[2]
Andreas Neumann, Michael Petzel (Mitarbeit): Sir John jagt den Hexer. Siegfried Schürenberg und die Edgar-Wallace-Filme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, 223 S., ISBN 3-89602-473-6.