Der Schweizerische Verein für die deutsche Sprache (SVDS), bis 1993 Deutschschweizerischer Sprachverein, ist ein Verein im Sinne von Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs, der sich in der Deutschschweiz für die Förderung der Sprachkultur der deutschen Sprache und eine sachlich angemessene Sprachpflege einsetzt. Der Verein ist offizieller Ansprechpartner der Dudenredaktion bezüglich der deutschen Sprache in der Schweiz.
Der Schweizerische Verein für die deutsche Sprache ist nicht zu verwechseln mit dem Verein Schweizerdeutsch (seit 2018 Mundartforum), der 1938 als Bund Schwyzertütsch gegründet wurde und sich, anders als der SVDS, der schweizerdeutschen Dialekte annimmt.
Der Verein bejaht die Pflege beider Formen der deutschen Sprache in der Schweiz – der Standardsprache und der Mundart. Er ist bestrebt, in der ausgeprägt diglossischen Deutschschweiz das Bewusstsein für die Bedeutung und die Möglichkeiten der deutschen Sprache zu verstärken und zu vertiefen.
Im Fokus steht dabei das Schweizerhochdeutsche, die Schweizer Variante des Standarddeutschen. Der vom Verein eingesetzte Dudenausschuss befasst sich mit den Helvetismen und tritt für deren Berücksichtigung in den Wörterbüchern ein.[1]
Gegründet wurde der Verein 1904 in Burgdorf unter dem Namen Deutschschweizerischer Sprachverein. Seine damaligen Themen waren «Sprachpflege» und «Sprachschutz»; andere Gesellschaften, die damals mit ideologisch vergleichbaren Zielsetzungen – Pflege und Schutz des Einheimischen – gegründet wurden, sind etwa die Schweizerische Vereinigung für Heimatschutz (1905) und der Schweizerische Bund für Naturschutz (1909).
In den Anfangsjahren befasste sich der Verein stark mit dem Verhältnis zwischen den Landessprachen in der Schweiz. Unter anderem wirkte er darauf hin, dass die Bahnhöfe in den deutschsprachigen Teilen der mehrheitlich französischsprachigen Kantone Freiburg und Wallis nicht mehr französisch, sondern deutsch angeschrieben würden. In der französischsprachigen Schweiz wurde er deshalb schon bald als «Sprach-Störenfried» empfunden.
Auf Initiative des Schweizerischen Korrektorenverbands reichte der Sprachverein erstmals 1939 der Redaktion des Dudens eine Liste von Helvetismen für die Ausgabe von 1941 ein. Bis heute ist er Ansprechpartner der Dudenredaktion für alle Angelegenheiten, die das schweizerische Deutsch betreffen.
Nachdem der Nationalsozialismus das Verhältnis der Schweiz zum Hochdeutschen belastet hatte, gründete der Verein 1945 die Monatszeitschrift «Sprachspiegel»: «Wir wollen das Verhältnis von Mundart und Schriftsprache im Gleichgewicht zu halten suchen, aber auch das Recht der deutschen Sprache auf Schweizerboden wahren», hiess es in der ersten Ausgabe programmatisch. Die seit 1955 sechsmal im Jahr erscheinende Zeitschrift behandelt schweizerische und allgemeine Themen der Sprachwissenschaft und der Sprachpraxis.
Auf einen 1966 eingereichten Vorstoss des Schriftführers des Sprachvereins, Nationalrat Alfons Müller-Marzohl, geht die heutige Sektion Deutsch der Zentralen Sprachdienste der Schweizerischen Bundeskanzlei zurück, die mit ihrer Spracharbeit fest in den Gesetzgebungsprozess integriert ist.
Schon lange in der Sprachberatung aktiv, gründete der Verein 1971 eine eigene Stelle für unentgeltliche Sprachauskunft, die – zuerst in Luzern, dann in Basel und heute in Zürich ansässig – seit 2015 in Zusammenarbeit mit der SAL Schule für Angewandte Linguistik unterhalten wird. Beispiele aus der Arbeit der Sprachauskunft werden in der Rubrik «Briefkasten» des «Sprachspiegels» veröffentlicht.
Eine Frucht langen Wirkens für den Sprachverein waren ferner Kurt Meyers grundlegende Publikationen zum Schweizerhochdeutschen, insbesondere Wie sagt man in der Schweiz? (1989) und Schweizer Wörterbuch (2006).