Dieser Artikel handelt vom Adelsgeschlecht. Zu einzelnen Namensträgern siehe auch Schlick (Begriffsklärung).
Die Grafen Schlik (tschechisch Šlikové), in der Frühen Neuzeit auch Schlick geschrieben, waren ursprünglich ein Patriziergeschlecht mit Wurzeln im böhmischenEger (Cheb).
Hypothesen zufolge stammte das Geschlecht ursprünglich aus dem Vogtland.[1] Das alte Prädikatvon Lasan könnte auf Oberlosa als Herkunftsort verweisen. Anlässlich seiner Vermählung mit Agnes, der Tochter des Herzogs Heinrich V. von Oels, ließ Kaspar Schlick die Abstammung seines Vaters Heinrich I. Schlick aus dem fränkischen Adel und seiner Mutter, zuweilen als Constantia bezeichnet, aus dem Italienischen Hochadel, der Markgrafen von Collalto, feststellen. Diese Annahme, die wohl lediglich den deutlichen Rangunterschied der Eheleute ausgleichen sollte, gilt als umstritten.[2] Gesichert ist, dass der Tuchhändler Heinrich I. Schlick seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert in der freien Reichsstadt Eger im Nordgau nachweisbar ist. Der Aufstieg der Familie begann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als Kaspar Schlick für seine diplomatischen Dienste von Kaiser Sigismund geadelt und zum Freiherrn (1422) und Reichsgrafen (1437) erhoben wurde.
Er war ab 1433 Kanzler des Heiligen Römischen Reichs und als solcher der erste Amtsinhaber, der Laie und bürgerlicher Herkunft war. Die Titulaturen und Besitztümer sollen sich Kaspar Schlick und seine Brüder durch Urkundenfälschung angeeignet haben.[3] Den Schlik gehörten neben den Grafschaften Passaun (Bassano) in Norditalien und Weißkirchen (Holíč) in der heutigen Westslowakei auch Falkenau an der Eger sowie Höfe bei Elbogen (Loket) und Eger. Letztere Herrschaften erhielt die Familie von Kaiser Sigismund als Entschädigung für den Verlust der italienischen Besitztümer. Später kamen Kunštát, Kopidlno, Welisch, Ploschkowitz, Wildstein und andere hinzu. Quelle ihres Reichtums waren die Silberbergwerke bei St. Joachimsthal und die Prägung von Münzen (Joachimstaler). Nach den Silberfunden zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatten sie das königliche Münzregal mit Zustimmung der böhmischen Stände beschlagnahmt. König Ferdinand I. konnte es den Schlik 1620 nach der Schlacht am Weißen Berg wieder entziehen. Die weitverzweigte Adelsfamilie spielte im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft eine bedeutende Rolle im böhmischen Ständestaat. Sie bekleideten wichtige Positionen in der ständischen Verwaltung oder waren Amtsträger der habsburgischen Herrscher.
Bereits seit 1520 schlossen sich viele Angehörige des Geschlechts der lutherischen Reformation an, andere blieben katholisch. Bedeutende Repräsentanten der Familie standen für das Recht der Stände gegenüber dem Herrscher ein. Sie nahmen aktiv an den Aufständen gegen die Habsburger 1547 und 1618–1620 teil. Nach der Schlacht am Weißen Berg verloren die evangelischen Schlik ihr Vermögen, das vom Kaiser konfisziert wurde. Einer der Führer der böhmischen Aufständischen, Joachim Andreas von Schlick, wurde 1621 hingerichtet. Der Teil der Familie, der den Habsburgern treu geblieben war, erhielt einen Teil der Höfe der Herren von Waldstein.
Johann Albin Schlick, (1579–1640) Graf zu Passaun und Weißkirchen, Herr auf Falkenau und Duppau, war Vertreter der böhmischen Stände, Anhänger des Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz und letzter protestantischer Besitzer der Herrschaft Falkenau
Kaspar Schlick (ca. 1396–1449), Graf von Passaun und Weißkirchen und Kanzler des Heiligen Römischen Reichs. Erbt zusammen mit seinen Brüdern Mathäus und Nikolaus aus dem Nachlass seiner Mutter die Herrschaft Bassano bei Treviso
↑Luděk Březina: Der Landvogt der Niederlausitz zwischen Königsmacht und Ständen (1490–620) Ein Diener zweier Herren? BWV Verlag, 2017, ISBN 978-3-8305-3704-5, S.135 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 10. August 2020]).