Samuel George „Sammy“ Davis, Jr. (* 8. Dezember1925 in Harlem, New York; † 16. Mai1990 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Unterhaltungskünstler. Mit seinem vielseitigen Talent, Lieder mit der ihm eigenen Leichtigkeit und Eleganz zu singen, zu tanzen und darstellerisch zu veranschaulichen, avancierte er zu dem US-amerikanischen Allround-Entertainer.[1] Als Schauspieler und Tänzer trat er auch in Musicals und Filmen sowie zahlreichen Bühnenshows auf. Sammy Davis, Jr. wurde während seiner Karriere oft „The World’s Greatest Living Entertainer“ genannt. Als Mitglied des Rat Pack war er einer der ersten afroamerikanischen Künstler, die in der weißen wie in der schwarzen Bevölkerung gleichermaßen Beachtung fanden.
Schon mit drei Jahren betrat der Sohn des Vaudeville-Künstlers Sammy Davis, Sr. das erste Mal die Bühne, und mit sieben Jahren hatte er seine erste Filmrolle in dem Kurzfilm Rufus Jones for President. Als er zwei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern – seine Mutter war eine puerto-ricanische Tänzerin – und Davis wurde von seinem Vater allein aufgezogen. So wurde er im „schwarzen“ Showgeschäft Ende der 1920er Jahre zum Partner seines Vaters. Er erlernte den Stepptanz und das Singen bereits im Kindesalter.
Im Sommer 1989 erkrankte Davis an Kehlkopfkrebs; im September 1989 hatte er seine letzten Gesangsauftritte und unterzog sich anschließend einer Strahlentherapie, die ihn seine Stimme kostete. Von Krankheit gezeichnet, stand er im November 1989 in Los Angeles anlässlich einer Gala zu seinem 60-jährigen Bühnenjubiläum für eine kurze Tanzeinlage noch einmal auf der Bühne.
Ein Produzententeam um den US-Sänger Lionel Richie und den Filmproduzenten Lorenzo di Bonaventura wurde sich 2017 mit den Erben einig, die Lebensgeschichte des Stars zu verfilmen, berichtete das Kinoportal Deadline.com. Vorlage für den Film sollen die bereits 1965 erschienenen Memoiren Yes, I Can sein.[2]
Karriere
Anfang in den 1940er Jahren
1941 lernte er den damaligen Tommy-Dorsey-Sänger Frank Sinatra kennen; es war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Für Davis’ Karriere leistete Sinatra einen maßgeblichen Beitrag, indem er zum Beispiel dafür sorgte, dass Davis trotz des damals herrschenden Rassismus in Las Vegas auftreten durfte. So konnte der schwarze Entertainer sich schnell landesweit einen Namen als eines der größten Multitalente des US-Showbusiness machen.
1943 ging Davis zur US Army, bei der er ständig mit Rassismus konfrontiert war. Zurück im Zivilleben, arbeitete er weiter im Showbusiness. Er trat mit dem Will Mastin Trio (feat. Sammy Davis, Jr.) auf, das Sinatra Ende der 1940er Jahre als Vorgruppe für seine Auftritte im Capitol-Theater in New York engagiert hatte. Etwa zur selben Zeit entstanden seine ersten Studioaufnahmen für das Label Capitol.
Unfall und Religion
1954 veröffentlichte er bei Decca Records sein erstes Album, Starring Sammy Davis Jr. Im selben Jahr verlor er bei einem Autounfall sein linkes Auge; Anfang 1955 konnte er auf die Bühne zurückkehren. Dass er den Autounfall überlebt hatte, nahm er zum Anlass – beeinflusst von seinem Freund Eddie Cantor, der ihm am Krankenbett von den Gemeinsamkeiten zwischen der Kultur der Schwarzen und der jüdischen Kultur berichtet hatte –, zum Reformjudentum überzutreten. Er benutzte diesen Umstand bei späteren Auftritten häufig selbst für Gags – er sei „der einzige schwarze einäugige jüdische Entertainer der Welt“.
1958 führte er seine Filmkarriere mit Anna Lacusta fort. Künstlerisch höher einzuschätzen ist allerdings die Verfilmung der Gershwin-OperPorgy und Bess 1959, bei der er die Rolle des Sportin’ Life übernahm und damit seinen schauspielerischen Durchbruch hatte.
Rat Pack
Ende der 1950er Jahre wurde er zudem Mitglied des Rat Pack, einer losen Gruppe um Frank Sinatra, zu der Dean Martin, Peter Lawford und Joey Bishop gehörten, die als The Summit bis Mitte der 1960er Jahre regelmäßig zusammen auftraten, vor allem im Sands Hotel & Casino in Las Vegas. 1960 drehte das Rat Pack Ocean’s Eleven, den ersten einer Serie von Rat-Pack-Filmen. 1962 folgte mit Die siegreichen Drei der zweite Rat-Pack-Film; 1964 schließlich entstand Sieben gegen Chicago.
Im März 1988 versuchte er mit seinen Freunden Frank Sinatra und Dean Martin, die alten Rat-Pack-Konzerte wieder aufleben zu lassen; die gemeinsame Tournee Together Again endete jedoch bereits nach einer Woche, da Martin krankheitsbedingt ausschied. Im selben Jahr drehte Davis mit Gregory Hines seinen letzten großen Filmauftritt für den Tanzfilm Tap Dance (1989), in dem er abermals seine Tanzbegabung zeigen konnte.
Von September 1988 bis Mai 1989 ging er mit Sinatra und Liza Minnelli auf eine achtmonatige Welttournee, Frank, Liza & Sammy: The Ultimate Event, die ihn außer durch die USA nach Japan, Australien und Europa führte, letztmals auch nach Deutschland, wo er 1985 mit einem Galakonzert die Spielbank Hohensyburg eröffnet hatte.
Privates
Davis war dreimal verheiratet. 1958 heiratete er Loray White und ließ sich bereits im folgenden Jahr wieder scheiden. 1960 heiratete er die schwedische Schauspielerin May Britt, womit er den Zorn des Ku-Klux-Klan auf sich zog und Probleme in der rassistischen US-Öffentlichkeit bekam, da Mischehen in 31 US-Staaten verboten waren. Das Paar hat eine Tochter, Tracey (1961–2020), und zwei Adoptivsöhne. Nach einer Affäre mit der Sängerin Lola Falana ließ sich das Paar 1968 scheiden.
Von 1970 bis zu seinem Tod war Davis mit der Schauspielerin und Tänzerin Altovise Davis (1943–2009) verheiratet.[4] Das Paar adoptierte ebenfalls ein Kind.
Politische Überzeugungen
Davis war Demokrat und unterstützte 1960 John F. Kennedys und 1968 Robert F. Kennedys Wahlkampf.[5] Dennoch wurde er ein enger Freund des republikanischen Präsidenten Richard Nixon und unterstützte diesen öffentlich 1972 bei dessen Wahlkampf.[5] Später bedauerte Davis die Unterstützung Nixons, da dieser Zusagen an die Bürgerrechtsbewegung gemacht, später aber nicht eingehalten habe.[6]
Davis war ein langjähriger Unterstützer von Jesse Jackson und trat auch auf dessen Hochzeit auf.[7]
1990: Der Brief an den Weihnachtsmann (The Kid Who Loved Christmas), Regie: Arthur Allan Seidelman
Broadwayshows
1956: Mr. Wonderful, Musical von Jerry Bock und Joseph Stein, 383 Vorstellungen bis Ende 1957 (Davis in der Rolle des Charlie Welch, produziert von Jule Styne)
1964: Golden Boy, Musical von Charles Strouse und Clifford Odets, 568 Vorstellungen bis Frühjahr 1966 (Davis in der Rolle des Joe Wellington)
Die vielen Leben des Sammy Davis Jr. Dokumentarfilm. Regie: Sam Pollard, ZDF, Deutschland, USA 2017.
Literatur
Matthew Frye Jacobson: Dancing down the barricades: Sammy Davis Jr. and the long civil rights era: a cultural history, Oakland, California: University of California Press, 2023, ISBN 978-0-520-39180-2.
↑Für nähere Informationen zu diesem Titel siehe Fred Bronson: The Billboard Book of Number One Hits. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Billboard Publications, New York 1992, S. 313.