Zwischen 1970 und 1991 wurden im Jahr zwischen 11 (1978) und 125 (1987) neue Titel vorgestellt, bis 1974 waren 170 Titel erschienen.[1] Der 500. Band erschien im Jahr 1984, der 1000. Band im Jahr 1991.
Im Jahr 1972 wurde die Herausgabe sozialwissenschaftlicher Titel abgespalten, während die literarischen und gesellschaftlich-politischen Titel in der Reihe Sammlung Luchterhand verblieben. Gleichzeitig zog der literarische Zweig des Verlags unter der Leitung von Otto F. Walter nach Darmstadt um.[2]
Im Jahr 1987 wurde der Hermann-Luchterhand-Verlag an die niederländische Verlagsgruppe Kluwer verkauft, was heftige Proteste vieler Autoren auslöste. Daraufhin wurde der literarische Teil des Verlags an die Arche Verlag AG in Zürich abgegeben.[2]
Doch schon im Jahr 1993 wurde die Sammlung Luchterhand wiederum verkauft, diesmal an den Deutschen Taschenbuchverlag (dtv).[2] Nachdem viele Autoren den Verlag verlassen hatten, gelang es im Jahr 2001 die Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand mit sechs neuen Lyrikbänden, darunter Ernst Jandls letzte Gedichte, wieder neu am Markt zu etablieren.
Im Oktober 2001 wurde der Luchterhand-Literaturverlag schließlich von der Verlagsgruppe Random House übernommen, welche die Reihe der Sammlung Luchterhand weiterentwickelte. Seit November 2005 werden monatlich ein oder zwei Neuerscheinungen vorgestellt, die ausschließlich aus Original- oder deutsche Erstausgaben bestehen.[2]
Liste der Titel der Sammlung Luchterhand
Eine ziemlich vollständige Liste der Titel der Sammlung Luchterhand 1 bis 999 kann auf einer privaten Homepage abgerufen werden:
Die Sammlung Luchterhand (SL) Bände 500 bis 999[4]
Sammlung Luchterhand Kurs
Eine Sonderedition der Reihe wurde im Jahr 1974 ins Leben gerufen, diese hieß Sammlung Luchterhand Kurs oder kurz SL Kurs.[1]
Es können derzeit sechs Titel dieser Reihe benannt werden.
K1004Wulf D. Hund – Ware Nachricht und Informationsfetisch, 1976
K1005Lienhard Wawrzyn – Methodenkritik des Literaturunterrichts, 1975
K1003 Gerhard Armanski – Entstehung des Wissenschaftlichen Sozialismus, 1974
wurden dort versehentlich nicht erwähnt.
Die Titel
K1000 und
K1001 können nicht nachgewiesen werden.
Würdigungen
Der Autor Wolfgang Weyrauch bescheinigte dem Luchterhand-Verlag und damit auch der Sammlung Luchterhand, in der er mit einem Band vertreten ist[5], nicht auf dem "sitzenzubleiben, was jeweils (...) die neue Literatur ist, sondern immer wieder das neueste zu entdecken und zu fördern"[6].
„Bislang schon ist die Sammlung Luchterhand für alle, die Theorie und Kritik der Literatur, der Kultur im weitesten Sinne und der Gesellschaft betreiben oder sich auch nur entfernt dafür interessieren, unentbehrlich geworden.“ (Heinz Ludwig Arnold, Hessischer Rundfunk)[7]
Verantwortliche
Herausgeber
Die Herausgeber der Sammlung Luchterhand bzw. des Luchterhand-Literaturverlags waren bzw. sind:
Der mit der Gestaltung betraute Graphiker Hannes Jähn (1934–1987) entschied sich für eine rein typographische Lösung, die dem betont sachlich-aufklärerischem Ansatz des Verlagsprogramms entsprach.[12]
Das Ergebnis seiner Bemühungen war eine konsequent puristische Ästhetik, die dennoch nicht ungefällig, sondern sachgerecht und schlüssig wirkte. In den Folgejahren übernahm der Graphiker Roland Eschlbeck die Gestaltung der Reihe.
Ausstattung
Die Herausgabe einer Reihe mit tendenziell fortschrittlichen Texten fand bei der Sammlung Luchterhand eine adäquate Umsetzung in Form des Taschenbuchs, das Ende der 60er Jahre einen bedeutenden Zuwachs am Buchmarkt erzielte, weil es Handhabbarkeit, geringes Gewicht, schnelle Produktion von Nachauflagen mit einem deutlich günstigeren Preis als gebundene Bücher verband.[13]
Die ersten Jahre wurden die Bände durch einen stabilen Zellophan-Umschlag geschützt; dieses Ausstattungsmerkmal wurde später aus Kostengründen aufgegeben.
Gestaltung
Die Einbände der Ausgaben der Sammlung Luchterhand waren anfangs durch reine Textgestaltung gekennzeichnet und erschienen durchgehend in beiger Farbe. Bei späteren Ausgaben und Nachauflagen wurden auch Photos bzw. Zeichnungen verwendet, die zunehmend mehr Platz einnahmen. Ab etwa Titel 733 wurden Titel, Photos bzw. Illustrationen und Verlagstext auf den Buchdeckeln, sowie die verwendete Grundfarbe, völlig frei gestaltet.
Für die Sammlung Luchterhand wurde ein Signet entworfen, das aus einem Viertelkreis besteht und ein aufgeschlagenes Buch symbolisiert. Meistens war der Schriftzug Sammlung Luchterhand bzw. SL Kurs in den Viertelkreis eingebunden.
Preise
Die Preise pro Titel bewegten sich anfangs zwischen 4,90 DM und 9,80 DM, aktuell sind Bände des Sammlung Luchterhand für 7,00 bis 12,00 Euro zu kaufen.
Autoren und Themen
In der Sammlung Luchterhand waren viele Autoren und Geistes-, Gesellschafts- und Naturwissenschaftler vertreten, die sich dem Aufbruch der 68er-Bewegung verschrieben hatten oder deren Vordenker waren. Darüber hinaus wurden der Sozialwissenschaft, der Gesellschaftstheorie (insb. dem Marxismus), der Medientheorie und der Politik Aufmerksamkeit geschenkt, wobei Umweltschutz, Emanzipation der Frau und Imperialismus-Kritik weitere Schwerpunkte waren. Gleichzeitig erhielt aber auch die konservative Kritik an den Zuständen des real existierenden Sozialismus durch den Autor Alexander Solschenizyn mit sechs Titeln eine Stimme. Einen nennenswerten Anteil am Programm hatten bis in die 1990er Jahre Lizenzausgaben von DDR-Autoren.
Autoren
Die folgend genannten Autoren waren mit überdurchschnittlich vielen Titeln vertreten (in Klammern: Anzahl der Titel zwischen 1970 und 1990, * = enthält DDR-Lizenzausgaben):
↑Walter, Otto F. – Luchterhand. Die ersten 50 Jahre. 1924–1974. Neuwied / Darmstadt, 1975, S. 54
↑Marion Janzin, Joachim Güntner: Das Buch vom Buch: 5000 Jahre Buchgeschichte. Schlütersche, Hannover 2007, ISBN 978-3-89993-805-0, S.445 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).