Mit dem Bestimmungswort „Saison“ des Kompositums „Saisonbetrieb“ ist die Jahreszeit gemeint, bei der die Nachfrage nach bestimmten Produkten oder Dienstleistungen im Vergleich zum Jahresdurchschnitt witterungsbedingt geringer oder nicht vorhanden ist.[1] Das gilt auch für die sich auf die Nachfrage auswirkenden Verbrauchergewohnheiten. Um Saisonbetriebe handelt es sich, wenn zwar ihre Betriebszeit ganzjährig ist, aber saisonalen Schwankungen bei Beschäftigung und Umsatzerlösen unterliegt. International gibt es Saisonbetriebe überall dort, wo die Jahreszeit oder das Käuferverhalten zu derartigen Schwankungen des Auslastungsgrades führt.
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) definiert Saisonbetriebe als Unternehmen, „in denen zwar ganzjährig gearbeitet wird, aber betriebsbedingt typische, saisonale Schwankungen der Beschäftigtenzahl auftreten, weil die Tätigkeit regelmäßig in einer bestimmten Jahreszeit verstärkt ist“.[2]
Betriebswirtschaftlich sind Saisonbetriebe alle Betriebe, die Saisonschwankungen ausgesetzt sind und deshalb typische Auslastungszyklen aufweisen. Unter Saisonschwankungen versteht man die kurzen Wellen des Geschäftsverlaufs, die sich innerhalb eines Jahres abspielen und deren besonderes Merkmal in ihrer jährlichen Wiederkehr liegt.[4]
Die saisonalen Schwankungen wirken sich – bei gleichbleibender Kapazität der Produktionsfaktoren – einerseits auf die Kapazitätsauslastung aus, sodass während der Saison Vollbeschäftigung und außerhalb der Saison Unterbeschäftigung herrscht (Auslastungszyklen). Andererseits führen gleichzeitig die saisonalen Schwankungen zu hohen Umsatzerlösen während der Saison und geringen oder ausbleibenden Umsatzerlösen außerhalb der Saison. Das bedeutet, dass außerhalb der Saison keine Kostendeckung erreicht werden kann, sondern sogar Verluste eintreten können. Um dies zu vermeiden, müssen sich Saisonbetriebe diesen – vorhersehbaren – Beschäftigungsschwankungenanpassen. Das kann durch Senkung der Personalkapazität geschehen, um die Fixkosten (Leerkosten außerhalb der Saison) zu senken. Deshalb können in Saisonbetrieben neben einer vergleichsweise kleinen Stammbelegschaft nur für die Saison zusätzlich Saisonarbeiter beschäftigt werden. Darüber hinaus besteht für ihre Beschäftigung kein Bedarf. Reine Saisonbetriebe weisen kostenintensive Brachzeiten auf, in denen der Betrieb stillsteht.
Saisonschwankungen wirken sich nicht nur auf die Saisonbetriebe, sondern auf die gesamte Volkswirtschaft eines Landes aus. So ist beispielsweise im Winter die Arbeitslosenquote tendenziell höher als im Jahresdurchschnitt (saisonale Arbeitslosigkeit). Um Verfälschungen durch saisonale Einflüsse zu verhindern, werden einige volkswirtschaftliche Kennzahlen der Saisonbereinigung unterzogen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in einer Volkswirtschaft saisonale Schwankungen eher ausgeglichen werden können, während sie den einzelnen Saisonbetrieb voll treffen.
Abgrenzung
Abzugrenzen ist der Saisonbetrieb vom Kampagne-Betrieb. Beim Kampagne-Betrieb ist die Betriebszeit auf einen Teil des Jahres beschränkt;[5] es wird stets nur einige Monate im Jahr gearbeitet wie etwa in Erntekampagnen der Landwirtschaft (Spargelernte, Weinlese).
International
Überall dort, wo der Massentourismus von einer Hochsaison im Zielgebiet abhängig ist, wirkt er in bestimmten Reisezielen auf deren Saisonbetriebe. Die Bedeutung des Massentourismus für die Volkswirtschaft eines Reiseziellandes zeigt sich in seinem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Je höher dieser Anteil ist, umso abhängiger ist die wirtschaftliche Entwicklung des Reiseziellandes von Schwankungen des Massentourismus. Je höher der Anteil der Tourismuseinnahmen am BIP eines Staates ist, umso abhängiger ist die wirtschaftliche Entwicklung des Reiseziellandes von Schwankungen des Tourismus. Der Tourismus hatte im Jahre 2018 in den Philippinen einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 24,7 %, es folgten Thailand (21,6 %), Hongkong (17,4 %), Mexiko (17,2 %), Österreich (15,4 %), Spanien (14,6 %), Italien (13,2 %), Türkei (12,1 %), Großbritannien und die Volksrepublik China (je 11,0 %). Sie liegen damit über dem weltweiten Durchschnitt von 10,4 %.[6] In Deutschland waren 2015 insgesamt 2,92 Millionen Arbeitnehmer in der Touristik-Branche beschäftigt, das sind 6,8 % der gesamten Beschäftigung. Ein großer Teil von ihnen gehörte zu den Saisonarbeitskräften.