Auftragnehmer für den Bau der SY A war die Werft Nobiskrug, für die es der größte Yachtauftrag in ihrer Geschichte war.[14] Der Rumpf wurde unter großer Diskretion seit der Kiellegung im Jahre 2012 auf der wie Nobiskrug zur German Naval Yards Holdings GmbH gehörenden Kieler Werft German Naval Yards[15][16] nach einem Design Philippe Starcks[17] auf- und ausgebaut. Die Kielkonstruktion und das Rigg stammen von der niederländischen Firma Dykstra Naval Architects[18], die auch die Maltese Falcon[19] bestückt hatte.
Lange war das Schiff beim Bau verhüllt, um die Lackarbeiten vor Witterungseinflüssen zu schützen, aber auch, um das Schiff vor neugierigen Blicken zu bewahren. Im April 2015 wurde diese Verhüllung erstmals entfernt, die erste Testfahrt fand am 21. September 2015 statt.[23][24]
Die SY A ist als Dreimastschoner konzipiert, der indes – anders als bei Großseglern meist üblich – über keinen Bugspriet verfügt. Die Höhe der aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) von der südenglischen Firma Magma Structures[25] hergestellten Masten beträgt etwa 90 Meter. Es sind die bisher größten freistehenden (unverstagten) Masten, die aus diesem Material gefertigt wurden; die Herstellerfirma benötigte drei Jahre für die Entwicklung und die Produktion.[26] Die drei Masten wurden auf einem Schwimmponton von Portsmouth nach Kiel geliefert und dort eingebaut.
Die lediglich drei Segel wurden von Doyle Sails (USA) hergestellt; sie bestehen aus einem kohlenfaserverstärkten Taftstoff und können vollautomatisch betätigt werden. Die dafür erforderlichen Rollbäume stammen von Future Fibres aus Spanien. Das größte Einzelsegel umfasst 1.767 m² Segelfläche.
Die Yacht hat insgesamt acht Decks. Der Kiel ist am unteren Ende aus gebogenem Glas geformt, so dass man die Unterwasserwelt beobachten kann. Darüber hinaus verfügt die SY A über einen Hubschrauberlandeplatz und ein U-Boot.[27]
Der Rumpf besteht aus Stahl, der mit einer speziellen Kunststoffschicht überzogen ist.[28]
Dem Bug eilt etwas über der Höhe der Wasserlinie vorne eine Plattform voraus, von dieser wird die vorderste Partie des Bugs von unten beleuchtet. Etwas über der Wasserlinie waren bei der Ausfahrt am 5. Februar 2017 etwa 20 Leuchten, die seitlich abstrahlen, zu sehen.[29]
Die Nobiskrug-Werft beantragte für den Bau der SY A zudem staatliche Fördermittel über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, von denen nach Presserecherchen mindestens 3 Millionen Euro an die Werft ausbezahlt wurden.[30]
Inbetriebnahme und Überführung aus der Ostsee
Am 27. Januar 2017 wurde das Schiff in Betrieb genommen und am 3. Februar 2017 lieferte die Bauwerft Nobiskrug in Kiel die Yacht offiziell ab, ohne dass der Eigner selbst anwesend war. Die Öffentlichkeit war auch hier ausgeschlossen, lediglich ein kleiner Kreis geladener Gäste, wie Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Stadt Kiel, und der ehemalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, waren neben den Werftmitarbeitern zugegen.
Das Schiff verließ Kiel am 5. Februar und passierte den Öresund am 6. Februar.[31] Aufgrund der hohen Masten konnte die Segelyacht bei der Fahrt aus der Ostsee keine der Brücken im Bereich der Ostseeausgänge in Richtung Nordsee unterqueren; die einzige Möglichkeit, die Ostsee zu verlassen, führte durch den Drogden, eine 8 Meter tiefe Meerenge zwischen den Inseln Amager und Saltholm im Öresund, denn die Verkehrsführung von Dänemark nach Schweden verläuft hier kurzstreckig durch einen unterseeischen Tunnel.[15][32] Das Schiff legte einen Zwischenstopp im norwegischenKristiansand ein, um dort die Ausfuhrbescheinigung für die Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer erstellen zu lassen.[33] Mitte Februar lief die Yacht zu einem Tankstopp in Gibraltar ein, wo sie arrestiert wurde. Die Werft hatte den Arrest beantragt, nachdem der Eigner einen Betrag von rund 15,3 Millionen Euro schuldig geblieben war, jedoch schon 9,8 Millionen Euro auf einem Treuhand-Konto der Käufer-Anwälte in London hinterlegt hatte. Am 21. Februar 2017 wurde bekanntgegeben, dass die Werft sich mit dem Käufer geeinigt habe und der Arrest nach Zahlung von 5,5 Millionen Euro auf ein weiteres Treuhandkonto in Gibraltar aufgehoben werden solle. Am 22. Februar 2017 verließ die Yacht schließlich Gibraltar mit Kurs auf Cartagena.[34]
Aktuelle Situation
Im Rahmen der Sanktionen der Europäischen Gemeinschaft gegen Russland aus Anlass des Ukraine-Krieges wurde die SY A am 11. März 2022 in Triest von den italienischen Behörden beschlagnahmt[13] und liegt seitdem im Golf von Triest vor Anker.[35][36]
Antrieb
Neben der auf drei Masten verteilten Segelfläche wird das Schiff von zwei Dieselaggregaten mit je 3.600 kWLeistung, die auf jeweils einen 5-Blatt-Verstellpropeller wirken, angetrieben. Zusätzlich zu den Dieselmotoren stehen über Getriebe auch zwei Elektromotoren mit je 4.300 kW Leistung zur Verfügung. Hierbei sind verschiedene Betriebsmodi möglich, d. h. dieselmechanischer Antrieb bei optionaler Verwendung der Elektromotoren als Wellengeneratoren, Verwendung der Elektromotoren zusätzlich zu den Dieseln (Boosterbetrieb) oder rein elektrischer Antrieb. Zur Stromversorgung stehen darüber hinaus vier Dieselgeneratoren mit jeweils ca. 2.800 kW Leistung zur Verfügung, welche abhängig von der Lastanforderung in einem variablen Drehzahlbereich zwischen 1.200 und 2.050 Umdrehungen pro Minute betrieben werden können.[3]
Aufgrund dieser Eigenschaften ist es Gegenstand einer offenen Debatte, inwieweit die SY A überhaupt als Segelyacht oder aber eher als Motoryacht mit Segelassistenz zu bezeichnen ist.[14]
Als Höchstgeschwindigkeit werden 21 Knoten (rund 39 km/h) angegeben. Ihre Reichweite unter Motor bei einer mittleren Geschwindigkeit von 16 Knoten beträgt 5.320 Seemeilen.
↑Carsten Kemmling: Irgendwie geheim. Größtes Segelschiff der Welt: “White Pearl” bekommt ein “A”. In: SegelReporter. 24. September 2016, abgerufen am 25. September 2016.
↑Hans Jürgen Reuß: Stromerzeugung an Bord − Neuer Standard für Fahrgastschiffe und Megayachten. In: Schiff & Hafen. Mai 2017, Nr.5, Mai 2017, S.12–14.
↑… und tschüss. Sailing Yacht A: In See gestochen – Eigner übernimmt 400-Millionen-Dollar-Yacht in Südspanien. In: SegelReporter. 6. Februar 2017, abgerufen am 6. Februar 2017.
↑Streit um unbezahlte Rechnungen: Weltgrößte Segeljacht "A" in Gibraltar festgesetzt. In: Spiegel Online. 19. Februar 2017 (spiegel.de [abgerufen am 6. Januar 2019]).
↑Emilio Parodi: Italy seizes Russian billionaire Melnichenko's Sailing Yacht A. In: Reuters. 12. März 2022 (reuters.com [abgerufen am 28. Juni 2024]).
↑Peter Hirschberger, Susanne Winter: Fallbeispiel: Illegales Teak aus Myanmar (Birma). In: Die schwindenden Wälder der Welt. Zustand, Trends und Lösungswege. WWF-Waldbericht 2018. WWF, März 2018, abgerufen am 23. September 2021.