Die S-Bahn Vorarlberg ist ein Nahverkehrssystem im österreichischen Bundesland Vorarlberg mit kürzeren Streckenabschnitten im benachbarten Ausland. Sie ist in den Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) integriert, dessen Rückgrat sie darstellt.
Ab Dezember 2005 wurden erste Talent-Triebzüge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit der Aufschrift „S-Bahn Vorarlberg“ beklebt, später auch Triebzüge der Montafonerbahn. Die Zuggattung „S-Bahn“ wurde anfangs nur in Fahrplänen des VVV verwendet, in den offiziellen ÖBB-Fahrplänen waren die Züge vorerst weiterhin als Regionalzüge geführt, erst später übernahmen auch die ÖBB die Liniennummern S1 und S3. Seit Dezember 2020 verkehren auch die Züge der Linie S4 im Fahrplan offiziell unter dieser Bezeichnung.
Verdichtung des Taktes
Das Angebot der S-Bahn Vorarlberg wird laufend ausgebaut und jährlich zum Fahrplanwechsel angepasst. Die wichtigsten Schritte waren:
Dezember 2011: S1: Verlängerung des Halbstundentaktes bis 23:00 Uhr.[1]
Dezember 2016: S3: Vervollständigung des Halbstundentaktes an Werktagen[2]
Dezember 2017: S1: Durchgehender Stundentakt in Nächten vor Samstagen, Sonntagen und Feiertagen[3]
Netzausbau 2021
Im Dezember 2021 nahm die Linie S5 den Betrieb auf, vorerst noch beschränkt auf vier an Werktagen außer Samstag verkehrende Zugpaare. Gleichzeitig wurde die Linie S7 der S-Bahn St. Gallen an Wochenenden im Zweistundentakt bis nach Lindau verlängert, der Streckenabschnitt zwischen St. Margrethen und Lindau wird dabei gleichzeitig als Linie S7 der S-Bahn Vorarlberg geführt.[4]
Modernisierung der Fahrzeuge
2018 wurden alle Züge der Reihe 4024 innen auf Cityjet-Standard (neue Sitzbezüge, Bildschirme, …) modernisiert.
Ab Mitte 2019 sollten neue Triebwagen des Typs Bombardier Talent 3 zum Einsatz kommen, um den immer größer werdenden Fahrgastzahlen gerecht zu werden.[5] Allerdings verzögerte sich deren Zulassung (für Österreich, Deutschland und die Schweiz) immer weiter.[6] Als Übergangslösung wurde entschieden, zwischenzeitlich acht Garnituren gegen modernisierte Talent 1 Cityjets auszutauschen.[7] Nachdem Bombardier auch für einen Probebetrieb im November 2020 nur eine einzige Garnitur zur Verfügung stellen konnte und sich weitere Verzögerungen im Zulassungsverfahren ankündigten, entschieden sich die ÖBB, den Auftrag neu auszuschreiben.[8] Im August 2021 wurde bekannt, dass die ÖBB statt der ursprünglich für Vorarlberg vorgesehenen 21 Talent 3 nun die gleiche Stückzahl Desiro-Garnituren bei Siemens bestellen. Ein ggf. erhöhter Bedarf an Garnituren soll bis zur Lieferung der Desiros durch den Einsatz zusätzlicher Talent 1 gedeckt werden.[9]
Die S1 verkehrt zwischen Bregenz Hafen und Bludenz Montag bis Freitag von 4:00 Uhr, samstags von 5:00 Uhr und sonn- und feiertags von 6:00 Uhr morgens bis nach Mitternacht im Halbstundentakt. Mehrere Verbindungen sind bis Lochau-Hörbranz oder Lindau verlängert. In Nächten auf Samstage sowie Sonn- und Feiertage fährt die S1 zwischen Lochau-Hörbranz und Bludenz zwischen Mitternacht und 6:00 Uhr morgens im Stundentakt durch, um angesichts vieler „Disko-Unfälle“ speziell jugendlichen Nachtschwärmern eine Alternative zum Auto zu bieten.
Da auf der Bahnstrecke Lindau–Bludenz zusätzlich auch noch regelmäßige Regional-Express-Züge, Railjets und ICs verkehren, besteht untertags ein Gesamtangebot von vier regelmäßigen Verbindungen pro Stunde in jede Richtung.
Obwohl das ursprüngliche Projekt S-Bahn Liechtenstein scheiterte, das einen Ausbau der Bahnstrecke Feldkirch–Buchs vorsah, weil die Liechtensteiner Stimmbürger die Finanzierung ablehnten,[11] wurde die Strecke ohne Ausbau zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 als Linie S2 in das System der S-Bahn Vorarlberg integriert. Zunächst führten jedoch sowohl die ÖBB[12] als auch der Verkehrsverbund Vorarlberg[13] die betreffenden Züge weiterhin unter den Zuggattungen Regional-Express beziehungsweise Regionalzug,[14][15] erst seit Dezember 2022 laufen sie großteils unter der Zuggattung S-Bahn. Jedoch besteht weiterhin kein Taktfahrplan.
S3: Bregenz – St. Margrethen
Die S3 verkehrt von 6:00 Uhr morgens bis Mitternacht in einem Stundentakt, der montags bis freitags bis 20:00 Uhr auf einen Halbstundentakt verdichtet ist. Mit ihrem Endpunkt in St. Margrethen bietet die S3 Anschluss an die S-Bahn St. Gallen. Wichtigster Nahverkehrsknoten entlang der Strecke ist Lustenau.
S4: Schruns – Bludenz
Auf der Montafonerbahn zwischen Schruns und Bludenz verkehren die Züge überwiegend im Halbstundentakt, in den Abendstunden wird ein Stundentakt gefahren. Die Züge werden seit dem Fahrplanwechsel Ende 2012 als S-Bahn bezeichnet. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 verkehren auf der S4 aufgrund des Verkehrsvertrages, welcher barrierefreie Züge vorschreibt, ausschließlich ÖBB-Züge der Reihe 4024 und seit 2023 die mehr Platz bietenden und längeren Siemens Desiro ML. Des Weiteren werden die Züge ab dem Fahrplanjahr 2020 erstmals offiziell als S4 geführt und nicht mehr wie bis dato als Regionalzug. Außerdem wird bis auf Tagesrandzeiten nun im Schnitt jeder zweite Zug von und nach Schruns als S1 von und nach Bregenz durchgebunden.
R5: St. Margrethen – Lustenau – Dornbirn – Feldkirch
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 wurde in der Hauptverkehrszeit die neue Linie S5 zwischen Lustenau und Dornbirn und teilweise bis Feldkirch eingeführt,[16] die die südliche Verbindungsschleife in Lauterach zwischen der Bahnstrecke St. Margrethen–Lauterach und Bahnstrecke Lindau–Bludenz befährt. Die auf dieser Linie verkehrenden Züge schienen im Fahrplan der ÖBB als Regionalzüge auf.[14]
Mit dem Fahrplanwechsel 2022/23 wurde die Linie bis nach St. Margrethen verlängert und in R5 umbenannt.[17]
S 7: Lindau – Bregenz – St. Margrethen – Romanshorn (– Weinfelden)
Seit Dezember 2021 fährt samstags und sonntags diese neue S-Bahn-Linie zwischen Lindau-Reutin und Romanshorn über Bregenz. Als Halte werden u. a. genannt: Lindau – Bregenz – St. Margrethen – Romanshorn und Weinfelden (teilweise).[18]
Die auf dieser Linie verkehrenden Züge scheinen im Fahrplan der ÖBB als Regional-Express-Züge auf (REX 7 – 258xx).[14] Eine Verlängerung der Linie bis Lindau-Insel ist in Vorbereitung.[19]
Fahrzeugeinsatz
Bei der S-Bahn Vorarlberg kommen Elektrotriebwagen der ÖBB-Reihe 4024 mit Cityjet-Innendesign zum Einsatz. Eine Bestellung von 21 Desiro-Garnituren als Ersatz für die 4024 erfolgte im August 2021. Auf der S7 verkehren Stadler-Züge.
Ende des Jahres 2022 sollen die ersten neuen Triebwagen vom Typ Desiro ML in Betrieb gehen, bis Mitte 2023 sollen die letzten der insgesamt 21 Garnituren geliefert werden.[9][veraltet]
↑Michael Prock: Den neuen Zügen droht das Abstellgleis. In: Vorarlberger Nachrichten. 11. Dezember 2020, S.A5 (vn.at [abgerufen am 11. Dezember 2020]).